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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Examensarbeit über die Parteien arbeitet.«
    »Wo steht geschrieben, dass Lügen verboten ist?«, fragte Brinkhoff.
    »In den Zehn Geboten.«
    »Ja. Da steht auch drin: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Dings und Bums. Halten sich ja auch alle dran.«
    »Ich muss dringend rauskriegen, welches Thema seine Examensarbeit wirklich hat. Falls er überhaupt eine schreibt«, murmelte ich.
    »Schon erledigt!« Brinkhoff gabelte die Reste vom Rührei auf. »Aldwin von Elberberg schreibt keine juristische Examensarbeit, denn sein Examen ist noch in weiter Ferne. Er geht ab und zu mal zur Uni, doch nur, um Studenten für seine Burschenschaft zu werben.«
    »Das Corps Potentia «, nickte ich. »Virtus fidesque bonorum corona.«
    »Jetzt muss ich passen«, meinte Brinkhoff. »Was heißt das auf Bierstädtisch?«
    »Tugend und Treue, die Krone der Guten«, antwortete ich. »Halten wir also fest: Adels-Aldwin ist ein dubioses Bürschchen, das vielleicht Mails vom Lesesaal der Uni an mich schickt, in denen es sich als Doppelmörder bezeichnet. Aber bewiesen ist das noch lange nicht. Haben Sie irgendwelche Hinweise auf den Fall Marta Russo oder das Thema ›Mord ohne Motiv‹ gefunden?«
    Brinkhoff verneinte.
    Frau Schmitz kehrte zurück, um den Tisch abzuräumen. Sie stand hinter mir und zog die Serviette von Brinkhoffs Ermittlungsbuch. Mit scharfem Blick spähte sie auf die oben liegende Seite. Darauf klebte ein Foto von Elberberg – es zeigte ihn in Badehose im Freibad.
    »Isser das?«, fragte sie.
    »Wer?«, gab ich zurück.
    »Der Mörder.«
    »Was für ein Mörder?« Ich tat harmlos.
    »Abba Frau Grappa!« Jetzt war sie richtig sauer. »Sie wissen doch, dass ich schweigen kann. Außerdem kenne ich den da.« Sie deutete auf das Foto.
    »Wie bitte?«, fragten Brinkhoff und ich unisono.
    »Ja, der war ma hier. Vor einer Woche oder so. Hat nach Ihnen gefragt, Frau Grappa.«
    »Und was wollte er wissen?«
    »Dass Sie bei der Zeitung sind, war ihm bekannt«, teilte Frau Schmitz mit. »Ich dachte, der ist ein Fan von Ihnen. Gibbet ja ab und zu, dass Jungspunde auf ältere Frauen stehen.«
    »Frau Schmitz! Welche Fragen hat er gestellt?«
    »Die gingen so in die private Richtung. Nach Ehemann oder Freund und so. Wann Sie aus dem Haus gehen und wiederkommen.« Sie lachte. »Er hat gedacht, Sie wohnen noch um die Ecke.«
    »Haben Sie ihm etwa erzählt, dass ich umgezogen bin?«
    »Abba nee!« Sie schüttelte sich. »Der Kerl wurde ein bisschen klebrig mit seinen Fragen. Außerdem bin ich ja durch den Kontakt mit Ihnen kriminalistisch geschult.«

    In der Redaktion erwartete mich die nächste Überraschung. Auf meinem Schreibtisch lag die Nachricht, dass mich Jansen dringend zu sprechen wünsche.
    Ich ging sofort zu ihm.
    »Sie haben Madig auf freien Fuß gesetzt.«
    »Was?«
    »Hier!« Er reichte mir eine Pressemitteilung. Das Blatt trug das Logo der Staatsanwaltschaft.
    »Die Ermittlungen gegen ihn wegen der Tötung der Brühl werden fallen gelassen.«
    »Er hat die Tat aber doch gestanden!«, rief ich aus.
    »Ja, hat er. Aber nur aufgrund der menschenunwürdigen Verhörmethoden von Herrn Hauptkommissar Dr. Friedemann Kleist. Polizeiwillkür! Nötigung! Vielleicht sogar Folter! Das behauptet Madig jedenfalls. Dein Freund kann richtig Ärger kriegen. Die SPD hat zu einer Pressekonferenz eingeladen. In einer Stunde. Gehst du hin oder soll ich?«
    »Natürlich gehe ich da hin«, meinte ich trotzig.
    »Dann schreib vorher ein paar Zeilen über Madigs Freilassung. Aber knapp und sachlich. Keine Häme.«
    »Häme? Ich? Ich bin Journalistin!«
    Ich zog es vor, den schrägen Blick nicht zu bemerken, den Jansen mir zuwarf.
    In meinem Zimmer studierte ich die Pressemitteilung, fuhr den Rechner hoch und schrieb:
    SPD-MADIG WIEDER FREI
    Mobby Madig (56) hat sein Geständnis überraschend widerrufen. Er hatte angegeben, Jessica B., die ehemalige Sachbearbeiterin im Oberbürgermeisteramt, im Streit erwürgt zu haben, weil sie ihn mit Fotos erpresst habe. Warum er eine Tat gestand, die er nun nicht mehr begangen haben will, ist mysteriös. Madig ist aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft besteht kein dringender Tatverdacht mehr (siehe weiteren Bericht in dieser Zeitung).
    Auch im Lokalradio wurde die Meldung prompt gesendet – angereichert mit den Vorwürfen, die aus dem Einladungstext der SPD zur Pressekonferenz stammten. Eine Stellungnahme des Chefermittlers Kleist fehlte.
    Ich

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