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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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wählte seine private Handynummer und hatte Glück.
    »Was ist denn da passiert?«, fragte ich.
    »Nichts Besonderes.« Er schien total entspannt. »Madig hat sich einen neuen Anwalt zugelegt, der ein paar falsche Zeugen eingekauft hat.«
    »Wenn die Zeugen gekauft sind, warum wird er dann aus der Haft entlassen?«
    »Der Richter, der den Haftprüfungstermin leitete, ist Vorsitzender eines SPD-Ortsvereins«, antwortete Kleist. »Aber, glaub mir, der Spuk ist schnell vorbei.«
    »Was sind das für Zeugen?«, fragte ich.
    »Das darf ich dir nicht sagen. Bitte versteh das.«
    Ich schluckte. »Und die Vorwürfe gegen dich? Die wollen dich abschießen!«
    »Ja, scheint so.«
    »Machst du dir Sorgen?«, fragte ich sanft.
    »Nicht wirklich. Alle meine Vernehmungen sind dokumentiert. Und der Polizeipräsident steht hinter mir.«
    »Das ist gut.« Ich atmete auf. »Ich muss zur Pressekonferenz der SPD. Madig wird in die Vollen gehen. Brauchst du ein wenig Trost? Heute Abend vielleicht?«
    »Ich weiß nicht, was heute noch auf mich zukommt. Können wir telefonieren?«

    Medientheater: Der Saal in der SPD-Parteizentrale war gerammelt voll. Pöppelbaum begleitete mich, um den historischen Moment im Bild festzuhalten. Mobby Madig, das Unschuldslamm, bis aufs Blut gequält von Dr. Friedemann Kleist, dem grausamen Bullen.
    Nur nahm ihm das keiner ab. Den Gesprächsfetzen, die ich auffing, entnahm ich, dass die meisten Kollegen Mobby Madig für eine absolute Lachnummer hielten.
    Jetzt steuerte auch noch die BILD-Tussi auf mich zu. »Huhu, Grappa, hallo, Wayne.«
    Milva Grandis Lachen war noch genauso schrecklich, wie ich es in Erinnerung hatte, und ihre Klamotten spiegelten ihren Schreibstil wider: grell und glitzernd, im Ganzen unecht.
    »Sag mal, Grappa«, plapperte sie, »der Madig ist ja wohl völlig durch den Wind. Gesteht mal eben einen Mord und dann will er’s nicht mehr gewesen sein. Und jammert nun rum wegen Polizeiwillkür. Was sind das bloß alle für Weicheier?«
    Ich verzog meinen Mund zu einem Lächeln und nickte. »Ach, Milva. Wie recht du hast. Genau: Weicheier! Tutto completto! Und jetzt entschuldigst du mich? Ich muss noch mal für kleine Mädchen, bevor die Lügenschau hier losgeht.«
    Pöppelbaum grinste.
    Auf dem Damenklo kühlte ich meine Stirn mit kaltem Wasser. Eine Hitzewelle hatte von mir Besitz ergriffen. Wechseljahre oder Psyche? Egal, das Ergebnis war dasselbe: Durch meine Adern rann eine heiße Flüssigkeit. Ich betrachtete mich im Spiegel. Nichts war zu sehen – lediglich ein paar rote Flecken auf dem Dekolleté.
    Ich begab mich zurück in den Saal. Inzwischen hatten die Kollegen Platz genommen. Die Kameraleute hatten ihre Stative aufgebaut und die Tontechniker die Mikrofone auf den Tischen befestigt.
    Milva Grandi saß zwischen ihrem eigenen Fotokünstler und Wayne, der mir den Stuhl neben sich frei gehalten hatte.
    »Dann kann’s ja losgehen«, sagte ich.
    Prompt öffnete sich die Tür. Mobby Madig, Fraktionschef Erwin Debill und ein paar nachgeordnete Genossen und Genossinnen. Und noch einer tauchte in der Runde auf: Rudi Gies, Hobbyfilmer im Pornosektor und neuerdings Medienberater des SPD-Politikers. Blitzlichter und Kamerasurren.
    »Der Kerl da ist sein Anwalt«, raunte mir Wayne zu und deutete auf ein kleines, mageres Männlein in grauem Zwirn. »Dem ist kein Mandat zu schmutzig.«
    Milva Grandi nickte. »Den kenne ich auch – sehr beliebt bei Kinderschändern und Vergewaltigern. Und er vertritt Gies in der Fotofälschersache gegen meinen Verlag.«
    »Habt ihr ihn schon drangekriegt?«, fragte ich.
    »Werden wir«, antwortete sie. »Betrug und Schadensersatz.«
    »Geh mal mit der Kamera richtig nah an den Burschen ran, Wayne. Lügner erkennt man am Blick.«
    »Guten Tag, meine Damen und Herren!« Mobby Madig hatte das Wort ergriffen. »Vielen Dank, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Die letzten Tage waren die bisher schlimmsten in meinem Leben. Unschuldig eingesperrt, einer unfassbaren Polizeiwillkür ausgesetzt und dem Schoß meiner Familie entrissen.« Er tupfte sich mit einem Taschentuch die nicht vorhandenen Tränen vom Gesicht.
    »Und damit nicht genug!« Kunstpause. »Einige Mitglieder Ihrer Zunft haben fast täglich versucht, meinen Namen und guten Ruf in übelster Weise durch den Dreck zu ziehen. Sie haben mich ausspioniert, mich mit Häme und Spott überzogen.«
    »Hört, hört!«, schallte es aus der Journalistenschar.
    »Meint der etwa euch beide?«, raunte Wayne

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