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Grass, Guenter

Grass, Guenter

Titel: Grass, Guenter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grimms Woerter
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Sozialdemokraten begann, erschien im Hirzel-Verlag die erste
Abteilung des vierten Bandes von Forschel bis Gefolgsmann, für die, neben Karl
Weigand und Rudolf Hildebrand noch Jacob Grimm als Bearbeiter vermerkt ist.
Die zweite Abteilung von Gefoppe bis Getreibs kam annähernd zehn Jahre später,
die dritte von Getreide bis gewöhniglich im nächsten Jahrhundert, die vierte
von gewöhnlich bis gleve erst 1949, die fünfte von Glibber bis Gräzist ein Jahrzehnt
danach auf den Buchmarkt. Die sechste hingegen, weil außer der Reihe
zwischengeschoben, die von greander bis Gymnastik reicht, war schon im Jahr
1935 fertig zum Druck.
    Doch
nebenläufig, und weil keiner der übersprungenen Buchstaben auf Dauer mißachtet
werden wollte, wurde im Jahr 1877 in einem Band alles was sich zum H, I, J
gefunden hatte, ausgeliefert. Der Band fünf aber, für den ausschließlich
jener Rudolf Hildebrand zeichnete, der bereits zu Jacobs Zeit als Korrektor
aufs K versessen gewesen war, hatte schon zweiundsiebzig die verbliebenen
Freunde des Wörterbuchs beglückt.
    Zugegeben:
viel Durcheinander, dem noch weitere Wirrnis beizufügen ist, vergaß ich doch
zu erwähnen, daß der Band sechs, der sich der Buchstaben L und M annehmen
sollte, im Jahr fünfundachtzig des neunzehnten Jahrhunderts käuflich erworben
werden konnte; in ihm wird das Stichwort Märchen viel zu kurz abgehandelt.
    Welch
Kreuz und Quer bei chronologischem und scheinbar folgerichtigem Verlauf
datierter Geschichte. Die Buchstaben tanzten aus der Reihe. Ihre Sprünge
folgten keinem Muster. Die übersprungenen Wortstrecken beeilten sich nicht.
Nachzügler gab es und Vorläufer, die der Abfolge des Alphabets spotteten.
Allgemein ging es absurd zu. Denn gleichzeitig ermunterten Friedensschlüsse zu
neuen Schlachten, sollten Mietskasernen Antwort auf die »Soziale Frage« geben,
gab sich Rückschritt als Fortschritt aus, feierten sangesfrohe
Stammtischbrüder den Sieg über die aufständischen Boxer im fernen China.
Hochgestimmt verlangten sie nach Kolonien und einer Kaiserlichen Flotte.
Indessen wurde die Menschheit mit Glühbirnen, Telegraphenmasten, dem
Dieselmotor beglückt.
    Und
weiterhin spuckte die deutsche Chronik zeitraffend Daten aus: Während vom
Buchstaben F zum letzten dem G angehörigen Wort annähernd ein Jahrhundert
verging, über dessen Verlauf Dutzende Wörterklauber, Stichwortbetreuer und
Zitatenfahnder wegstarben, der Verlag aber weiterhin Hirzel hieß, veränderten
zwei weltumfassende Kriege beinahe alles und doch nicht genug, schwand
Bismarcks Kaiserreich, ließ aber seine Beamten zurück, scheiterte eine
Revolution an sich selbst, verkam elend die Weimarer Republik, hielten die
Schrecken des Tausendjährigen Reiches zwar nur zwölf Jahre lang an, blieben
aber spürbar bis heute, und entpuppten sich aus den Trümmern des Reiches zwei
deutsche Staaten, die jeweils entschieden anders sein wollten, weshalb sie
nichts Gemeinsames erlaubten außer der lautlosen, weil stillschweigend nur
Papier bewegenden Arbeit einiger in Ost und West tätiger Stubenhocker am immer
noch nicht vollendeten Grimmschen Wörterbuch, zu der die letzten Eintragungen
zum G, alles zum S und zum T, ferner zu den Buchstaben V und W, vorauseilend
zum Z gehörten: Z wie Zeit. Wortwörtlich ging es weiter, bis nichts mehr fehlte
oder zu fehlen schien.
    Davon
später. Ich muß mich zurücknehmen. Noch besteht Rudolf Hildebrand darauf, mir
seine Anhäufung von Wörtern zu präsentieren, die alle vom K angeführt werden:
Kaserne, Kelle, Kitzel, Kohle, Kummer, sowie Kirche, Kinder, Küche. Er ließ
nichts aus. Geschult an Jacob, gab er sich pingeliger als sein Lehrer. Und doch
reizt es mich, zwischen seine K-hörigen Funde und spaltenlangen Ausführungen
über Kroppzeug, Kröpel, den Kropf, einige Fundsachen aus meiner Zeitweil zu
setzen: Das Kartellamt. Die Kapitalerhöhung. Den Kampf um Kunden. Die
Kernspaltung. Den Klimawandel. Das Konsumverhalten der Konsumenten. Dazu die
Knüppelgewalt, den Kommissar und Kriminalrat, Kimme und Korn, schließlich als Stichwort
den Eigennamen Kurras, Karl-Heinz.
    Aber
bevor ich auf ihn und seinen zielgenauen Kopfschuß komme - datiert auf den 2.
Juni 1967 -, verlangt eine schlingernde Vor- und Nachgeschichte danach, erzählt
zu werden. Sie begann zwei Jahre zuvor und setzte sich eigenmächtig fort. Sie
betraf mich und sorgte anfangs für kurzlebigen Klamauk in Westberliner und
bundesweit lärmenden Zeitungen.
     
    Es
geschah im September und ging eher ums

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