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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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Auto zu Locke unterwegs waren, meinte Schell, dass er den Ukrainer schon irgendwo gesehen habe. Er konnte sich aber nicht erinnern, wo oder wann.
    Drei Minuten später standen sie im Dammweg vor Lockes Wohnung. Doch auch hier hatten sie kein Glück mit ihrem Blitzbesuch. Sie setzten sich also wieder ins Auto.
    Ein paar Straßen weiter sah es besser aus: Dr. Hansen war zu Hause. Er empfing sie ein wenig mürrisch. Aber als sich Strobe freundlich für die Störung am Sonntagnachmittag entschuldigte, und versicherte, dass es nur ein paar Minuten dauern würde, führte der Arzt sie in ein Gästezimmer und bot ihnen sogar etwas zu trinken an. Dann erkundigte er sich nach dem Stand der Ermittlungen zum Tod von Marta Sausele. Nach Frieda Müller fragte er nicht. Bei ihr ging er wohl automatisch von einem Unfall aus. Strobe teilte ihm daraufhin mit, dass die Rechtsmedizin in ihrem abschließenden Obduktionsbericht einen Tod Frau Sauseles durch die Medikamente ausgeschlossen habe, weil der Blutspiegel der Substanzen zum Todeszeitpunkt zu gering gewesen sei.
    Strobe bemerkte bei dem Arzt einen Hauch von Erleichterung. Die heftige Bestürzung, die Hansen gezeigt hatte, als er am Freitag das erste vorläufige Obduktionsergebnis erfahren hatte, stellte sich auch nicht wieder ein, als Strobe ihm nun mitteilte, dass Frau Sausele mit einem Kissen erstickt worden war. Hansen blieb auffallend gelassen. Er betonte nur noch einmal, er habe das erste Obduktionsergebnis, das feststelle, Frau Sausele sei am Morphium und dem Beruhigungsmittel gestorben, ohnehin für sehr unwahrscheinlich gehalten.
    Auf Hansens Frage, ob sie einen Verdacht hätten, ging der Hauptkommissar nicht ein, sondern kam zum ersten Punkt, der für ihn wichtig war: Hielt Dr. Hansen es für möglich, dass sein Patient, der Pflegeheimbewohner Heinz Eiche, trotz der Beruhigungsmittel, die er bekam, nachts aufstand? Der Hausarzt des Bewohners verneinte das, wirkte allerdings nicht sehr überzeugt. Er erklärte, dass der Patient bei seinem letzten Psychiatrieaufenthalt vor einem halben Jahr medikamentös eingestellt worden sei. An diese Dosierungen halte er sich und bis jetzt hatte es anscheinend funktioniert. Strobe ließ es dabei bewenden. Mit dieser Frage sollte sich ein medizinischer Gutachter beschäftigen.
    Er kam zu Punkt zwei: Der langjährigen Beziehung zwischen Hansens Sprechstundenhilfe Bettina Richter zu dem Pfleger Kevin Linde. Was hatte der Arzt davon mitbekommen, vor allem von dem Ende der Beziehung. Hatte seine Mitarbeiterin etwas geäußert, das darauf hinweisen könnte, dass sie von ihrem Exfreund belästigt wurde?
    Nein, davon hatte der Arzt nichts mitbekommen. Er habe aber auch wirklich keine Zeit, sich auch noch mit dem Privatleben seiner Mitarbeiterinnen zu befassen. „Leider“, fügte er noch hinzu.
    „Haben andere Mitarbeiter aus der Praxis vielleicht mehr mitbekommen?“, fragte Strobe.
    „Das ist möglich“, antwortete Hansen. „Frau Scheithauer, eine langjährige Sprechstundenhilfe, ist immer recht gut informiert über so etwas.“
    Mit seiner nächsten Frage war Strobe erfolgreicher. Er wollte wissen, ob Hansen den neuen Freund von Frau Richter, einen gewissen Andrej Kovalev kannte.
    „Natürlich kenne ich den. Von meiner Geburtstagsfeier, letzte Woche Samstag. Ich habe da meinen Fünfzigsten gefeiert und das mit dem zwanzigjährigen Jubiläum meiner Praxis verbunden.“
    Strobe reichte ihm die Hand, wünschte nachträglich alles Gute, und sagte, dass sie dann der gleiche Jahrgang seien. Bei ihm sei es aber schon zu spät zum Gratulieren.
    Dann kamen sie wieder zu Andrej Kovalev. Der Herr habe mit seinem Partyservice besagte Feier kulinarisch betreut. Hansen habe in den Räumlichkeiten seines Golfclubs gefeiert, die im November nicht bewirtschaftet waren. Er habe Kovalev im Branchentelefonbuch entdeckt. Der Partyservice des Hotels Adler sei ihm zu teuer gewesen. So außergewöhnliche Gewinne brächte eine Arztpraxis heutzutage nun auch nicht mehr ein. Aber er habe die Entscheidung, Kovalev zu buchen, nicht bereut. Der Ukrainer habe in der kleinen Küche des Golfclubs mit zwei Mitarbeitern, vermutlich Verwandten aus der Heimat, selber gekocht und ein Büffet vorbereitet. Und das sehr gut und zum halben Preis der alteingesessenen Konkurrenz.
    Strobe fragte Hansen, ob er Kovalevs Mitarbeiter gesehen habe. Er hatte sie gesehen. Ein Mann und eine Frau, Mitte fünfzig. Hansen wollte wissen, ob etwas mit dem Herrn nicht in Ordnung sei, und was er

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