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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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aber trotzdem gut hörbar hinter dem Monitor hervor. Strobe erhob sich und ging um die beiden Schreibtische herum.
    Vom Bildschirm blickte ihnen finster Andrej Kovalev entgegen. Schell strahlte bis über beide Ohren.
    „Er steht auf der Fahndungsliste und heißt Yegor Kutschman! Geboren 02.04.1982 in Kiew. Gesucht wegen Menschenhandels, Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung“, las er vor und erläuterte weiter: „Gehört zu der Schleuserorganisation, mit der wir es kürzlich zu tun hatten und die vermutlich für den Tod dieser Prostituierten in Heilbronn verantwortlich ist. Ich hatte sein Bild gesehen, als wir den Fall untersucht hatten.“
    „Und er lebt hier unter falschem Namen!“, ergänzte Strobe einigermaßen fassungslos. „Guter Mann!“ Er klopfte Schell anerkennend auf die Schulter.
    Der gut Gelaunte druckte bereits die Internetseite mit Yegor Kutschmans Bild aus.
    „Wussten Sie das, Frau Richter?“, fragte Strobe, während er sich auf die Kante des Schreibtisches setzte, an dem sie saß. Sie musste ja zwangsläufig mitbekommen haben, worum es gerade ging, aber offensichtlich verstand sie nicht.
    „Wussten Sie, dass ihr Freund Andrej Kovalev in Wirklichkeit Yegor Kutschman heißt und wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Menschenhandels gesucht wird?“
    Schell kam nun mit dem ausgedruckten Bild um die Tische herum, legte es ihr vor die Nase und sagte: „Wenn ja, sieht es ganz schlecht für Sie aus! Das hier ist ein Fahndungsfoto.“
    Sie schaute ungläubig auf das Foto, hielt sich die Hand vor den Mund, schüttelte mit dem Kopf und begann krampfartig zu schluchzen.
    Strobe schnappte sich das Bild und entfernte sich zügig. „Mach du hier weiter, ich nehme mir Kutschman vor“, sagte er durch die offene Tür zu Schell, bevor er sie von draußen schloss.
    Im anderen Zimmer saß Andrej Kovalev alias Yegor Kutschman zurückgelehnt mit verschränkten Armen vor dem zugeschlagenen Telefonbuch. Er wollte wohl selbstsicher wirken, was ihm allerdings nicht wirklich gelang.
    „Hat er einen Anwalt angerufen?“, fragte Strobe den Polizeimeister, der neben der Tür aufpasste.
    „Ja. Soll angeblich in einer halben Stunde hier sein“, antwortete der.
    „Haben Sie Ihrem Anwalt schon gesagt, dass Sie unter falschem Namen nach Deutschland eingereist sind und unter anderem wegen Menschenhandels auf der Fahndungsliste stehen, Herr Yegor Kutschman?“, sprach Strobe in gewohnt ruhigem Ton, wobei er aber die letzten drei Worte besonders akzentuierte. Der Angesprochene bewegte sich nicht. Aber der Hauptkommissar sah in seinen Augen eine Welt zusammenbrechen.
    „Scheiße!“, zischte er schließlich und: „Ich hab's gewusst!“
    Nun schien auch er den Tränen nahe zu sein.
    Passt irgendwie nicht zu einem abgebrühten Verbrecher, dachte Strobe und fragte: „Haben Sie uns etwas zu erzählen?“

Montag

    Die beiden gaben Staatsanwalt Jung, der an Bachmüllers Schreibtisch saß, die Hand. Der Chef hatte Strobe und Schell vor wenigen Minuten kurzangebunden über die Telefonanlage zur Besprechung gebeten. Nicht nur, um sich mit Jung abzustimmen, wie er sagte, sondern auch, weil er selbst heute Morgen von Strobe auf die Schnelle nur einen groben Überblick über den Stand der Ermittlungen bekommen hatte. Den ausführlichen schriftlichen Bericht, der sämtliche Details über den außerplanmäßigen zwanzigstündigen Wochenenddienst enthielt, konnte oder wollte Bacchus aus irgendeinem Grund nicht einfach erst einmal in Ruhe lesen.
    „Nehmen Sie Platz und lassen sie uns gleich anfangen, damit wir fertig werden.“
    Wenn er so einen Spruch bringt, dann hat der Chef noch einen Termin, kombinierte Strobe. Eigentlich hatte der Hauptkommissar um neun Uhr Anna Kirchner erwartet. Vielleicht erschien sie noch. Wenn nicht, muss man sie halt noch mal aufsuchen, dachte er, während Bacchus weiterredete.
    „Sie haben wirklich eine Menge erreicht am Wochenende. Danke noch mal für Ihren Einsatz“, sagte Bachmüller wieder einmal, wie meistens mit todernster Miene, wobei er heute dabei besonders Schell ansah.
    „Ich will zuerst zusammenfassen: Wir haben im Albert-Sonnenweiß-Stift in Lauffen drei Todesfälle mit nichtnatürlicher Todesursache innerhalb von zwei Wochen vorliegen. Ob bei diesen Fremdeinwirkung besteht, ist noch nicht geklärt. Weiterhin noch nicht geklärt, aber rechtsmedizinisch bestätigt, ist der Mord an der Heimbewohnerin Marta Sausele. Für diesen Mord gibt es eine Menge Indizien und

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