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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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Feierabend noch mal alles durchgegangen, was wir über Sausele wussten. Abgesehen davon, dass das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn nicht so toll war, wie es von Weitem aussah, hatte ich ja bereits einiges über die Finanzen des Geschäftsmannes erfahren. Und Sie wissen ja, Chef, Zahlen sind schon immer ein kleines Steckenpferd von mir.“
    Die Furchen auf Bachmüllers Stirn vertieften sich. Er befürchtete wohl eine von Strobes Rechenspielchen, denen so schnell keiner folgen konnte.
    Schell grinste. Er kannte die Rechenaufgabe schon und beruhigte Bachmüller: „Halb so schlimm, Chef.“
    Strobe fuhr fort: „Wir hatten ja gestern den Geschäftsmann ein bisschen mit den Heimkosten provoziert. Worauf er uns freiwillig verriet, dass er im letzten Jahr fast fünfzigtausend Euro Gewinn vor Steuern gemacht hat. Das sollte wohl sozusagen ein Beweis seinerseits dafür sein, dass Geldsorgen als Motiv völlig ausfallen.
    Fünfzigtausend hört sich schon viel an. Sagen wir mal viertausend und ein paar zerquetschte Gewinn vor Steuern im Monat. Dass er den größten Teil der Heimkosten von der Steuer absetzen konnte, wie er behauptete, stimmt allerdings nicht ganz. Ich hab mich erkundigt. Er konnte etwa tausenddreihundert als außergewöhnliche Belastung angeben, worauf sich also sein zu versteuerndes Einkommen auf zirka zwosieben im Monat verringerte. Dann musste er als Alleinstehender immer noch mindestens tausend Euro im Monat Steuern zahlen. Blieben ihm dreitausend netto. Zweifünf wollte das Sozialamt jeden Monat für die Pflege seiner Mutter von ihm zurück. Blieben dem armen Mann, grob über den Daumen, fünfhundert Euro im Monat zum Leben.“
    Bachmüller nickte und erkannte sofort: „Einen Freibetrag zum Selbsterhalt hat ihm das Sozialamt nicht zugestanden, weil er eine Luxusimmobilie besitzt.“
    „Das zum einen. Das Zweihundert-Quadratmeter-Schloss hätte er sicher gegen eine wesentlich kleinere Eigentumswohnung tauschen müssen“, bestätigte Strobe und fuhr fort: „Und zum anderen hat das Sozialamt das Einzelzimmer seiner Mutter auch nicht als notwendig erachtet. Das hatte ich schon am Samstag vom Pflegedienstleiter erfahren. Als ich gesehen hatte, dass aus dem Einzel- ein Doppelzimmer gemacht wird, hab ich mich mit Herrn Stur unterhalten: Das Thema war immer ein Streitpunkt zwischen Mutter und Sohn gewesen. Die wollte natürlich kein Doppelzimmer. Und was uns Sausele gestern weißmachen wollte, nämlich, dass er seine Mutter jederzeit in ein Doppelzimmer hätte stecken können, wenn er es gewollt hätte, stimmt so nicht. Der Pflegedienstleiter hatte mir gesagt, dass sich der Sohn das nie getraut hätte. Dazu habe ihm schlicht der Mumm gefehlt. Er hatte Schiss vor dem Aufstand, den seine Mutter gemacht hätte. Er stand ziemlich unter ihrer Fuchtel.“
    „In Ordnung, Strobe. Jetzt ist mir aber immer noch nicht klar, was es mit dem Einsatz heute Morgen im Wald auf sich hat. Und was ist mit dem Geld hier?“ Der Chef deutete auf die Plastiktüte auf seinem Schreibtisch.
    „Das muss in die Spurensicherung, enthält Sauseles Fingerabdrücke. Die ganze Aktion ist außerdem auf Video festgehalten worden.“
    Strobe holte tief Luft und hoffte, seinem Chef die Blitzaktion nun irgendwie plausibel machen zu können. „Ich hab einfach die Chance gesehen, ihn zu überführen. Bevor dieser Juri gefasst wird, vergehen womöglich noch Tage oder Wochen, falls er nicht sowieso schon lange wieder im Ausland untergetaucht ist. Und ob der überhaupt etwas zugeben oder Sausele belasten würde, steht auch in den Sternen.
    Und ich hatte einige Insiderinformationen: Ich kannte eine feste Gewohnheit von Sausele, die auch Juri kannte. Sein Bruder Andrej hatte ausgesagt, Juri hatte Sausele dort im Wald getroffen. Ich wusste außerdem, Juri ist skrupellos und gewalttätig. Und dabei ist mir dann die Idee zu unserer Falle gekommen. Andrej sagte, er habe die gleiche Stimme, den gleichen Akzent wie sein Bruder. Er kannte seinen Bruder ausreichend gut, sogar die Sprüche, die der so klopfe. Ich konnte ihn überzeugen, bei Sausele anzurufen, sich als sein Bruder auszugeben und ihm ein bisschen Angst einzujagen.“
    „Was haben Sie da wieder für eine Aktion ausheckt, Strobe?“, spielte Bachmüller kopfschüttelnd auf frühere Alleingänge des Hauptkommissars an.
    „Wie immer eine wirkungsvolle, Chef. Ich habe mir gedacht, wenn Sausele schon fünftausend gezahlt hat, wird er auch noch fünfhundert dafür zahlen, dass er auch gewiss

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