Graue Schatten
der Kerl sich ja selber großgetan. Wem würden sie wohl mehr glauben, wenn es Aussage gegen Aussage stand?
Was hatte der Ukrainer damals gesagt, am Samstag hinter dem Golfclub? „Für fünfhundert klopfe auf Mund, für fünftausend Kopf ab.“
Und dann am Sonntag auf dem Wanderparkplatz: „Keine Sorge, keiner was merken, bin ich Profikiller.“ Und dabei hat er noch gegrinst!
Vor der Tür klapperten Schlüssel. Die Tür öffnete sich.
„Ah, Dr. Klammer“, begrüßte Sausele seinen Rechtsanwalt, „die wollen mir hier was Schlimmes anhängen.“
Inzwischen waren auch die Kriminalbeamten eingetroffen und gingen in Bachmüllers Büro. Der wartete schon ungeduldig. „Sausele spricht bereits mit seinem Anwalt, höchste Zeit, dass Sie mich ausführlich in Kenntnis setzen. Also bitte, Herr Strobe, die ganze Geschichte von vorn. Die letzte Information, die Sie mir gestern Mittag Sausele betreffend telefonisch übermittelt haben, ist die, dass Sie bestätigt bekommen haben, dass er den Geldbetrag von fünftausend Euro zu völlig legalen Zwecken abgehoben hat.“
Strobe und Schell setzten sich. Der Hauptkommissar wärmte sich mit dem obligatorischen Kaffee aus der Espressomaschine die Hände. „Also gut, fangen wir mit Sausele und seinem völlig legalen Geschäft an, obwohl sich noch einige neue Indizien ergeben haben, die gegen den ehrenwerten Unternehmer sprechen.
Beweisen lässt es sich nicht, zumindest noch nicht, aber es liegt auf der Hand, dass er uns mit dem Kauf des Baugerätes verarscht hat. Der Kaufvertrag und der Mietvertrag sind sicher echt, die Maschine wurde ausgeliehen; ob der Kunde geschmiert wurde, damit er dass Gerät zufällig ausgerechnet jetzt braucht, weiß ich nicht. Das finden wir noch raus. Vielleicht war der Zeitpunkt auch Zufall. Ich hab mir gedacht, dass es für Sausele sicher kein Problem wäre, so etwas zu arrangieren. Er kennt zig Leute aus der Branche.
Aber der entscheidende Punkt ist: Das Geld wurde am Montag abgehoben, die Maschine am Donnerstag gekauft. Es war für den Geschäftsmann, der ständig mit Bargeld zu tun hat, sicher kein Problem, das Geld, das er am Montag rasch für den Auftragskiller gebraucht hat, bis Donnerstag wieder aufzutreiben. Ich will nicht wissen, was bei seinen Geschäften alles ohne Beleg läuft. Kann auch sein, dass jemand ihm was geborgt hat, was weiß ich.
Jedenfalls, als mir das klar wurde, stand meine Theorie fest: Am Samstag auf Hansens Feier erteilt Sausele den Auftrag zum Mord, Sonntagnacht wird er ausgeführt, Montag ist Zahltag. Am Donnerstag beschafft sich der Geschäftsmann mit dem Einkauf einen offiziellen Grund für die Barauszahlung. Vorsichtshalber, falls was schiefgeht.“
„Okay, Strobe.“ Bachmüller schüttelte den Kopf. „Bitte zuerst: Woher wussten Sie, dass Sausele der Auftraggeber des Mordes war?“
„Ehrlich gesagt, ich wusste es nicht, konnte es mir aber zusammenreimen. Was ich wusste, war, dass Juri Kovalev am Abend vor der Mordnacht im Sonnenweiß-Stift gewesen war und dass Sausele Kontakt zu ihm gehabt hatte.
Ein weiteres Indiz gegen Sausele hat uns Dr. Hansen gestern Nachmittag noch geliefert. Sausele selber hatte sich verplappert, und verraten, dass seine Mutter zwei Morphium-Spritzen bekommen hatte. Er wusste wahrscheinlich nicht, dass Hansen die zweite Spritze nicht dokumentiert hatte. Auf Grund dieser neuen Erkenntnis sind wir jedenfalls gestern noch mal zu dem Arzt gefahren und haben ihn zur Rede gestellt.
Er hat sofort zugegeben, dass er uns die zweite Spritze verschwiegen hatte, weil noch nicht sicher gewesen sei, ob die Sausele nicht doch an dem Morphium-Diazepam-Cocktail gestorben war. Und er hat die zweite Injektion nicht dokumentiert, weil es wegen der großen Menge Morphiums Gerede unter dem Pflegepersonal gegeben hätte. Er sei sich eigentlich sicher gewesen, sagt er, dass die Dosis nicht gefährlich war, aber sie war trotzdem unnötig hoch. Unsere nächste Frage an den Arzt war also die: Warum hat er die zweite Ampulle Morphium überhaupt gespritzt?
Er meinte: Nicht nur deshalb, weil Marta Sausele immer noch Schmerzen gehabt habe. Mit der Mutter wäre Hansen angeblich noch fertig geworden. Aber ihr Sohn selber habe ihn dazu gedrängt. Eine halbe Stunde nach der ersten Spritze habe Frau Sausele noch immer geklagt, dass sie es nicht aushalten würde. Das Gejammer seiner Mutter ignoriere ihr Sohn sonst immer. So ein Theater habe sie regelmäßig gemacht. Sie habe zwar starke Schmerzen gehabt, aber sie
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