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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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habe auch Aufmerksamkeit erregen wollen, und das wusste auch ihr Sohn. Aber an jenem Sonntag unterstützte er sie eindeutig. Er habe gebettelt und gedroht, wie Hansen sich ausgedrückt hat. Das hätte der Arzt zwar nicht verstanden, aber schließlich hätte er nachgegeben.
    Hansen hat auch noch eingeräumt, dass Sausele eher nachdenklich als erfreut gewesen sei, als die Rede davon aufkam, dass sie trotz ihrer Krankheit noch sehr lange leben könne. Er soll sogar mal gefragt haben, ob man ihr Leiden nicht verkürzen könne. Weil Hansen aber nicht drauf eingegangen sei, hätten sie nicht mehr darüber geredet.
    Ich denke jedenfalls, an diesem Sonntag wollte Sausele seine Mutter ruhigstellen. Vielleicht wollte er auch, dass sie es nicht so mitbekommt, wenn der Mörder Sauseles Auftrag ausführt.
    Auf jeden Fall haben wir schon mal Hansens Zeugenaussage.
    So, und den Rest konnte ich mir denken, als ich Andrej Kovalev gestern noch mal verhörte. Er jammerte mir die Ohren voll: Was er sich hier alles aufgebaut hätte und dass er seinen guten Ruf verlieren würde. Er schwor auf seine Mutter, dass er nichts von dem gewusst habe, was sein Bruder geplant hatte.
    Ich hab ihm klargemacht, dass er mit drin steckt. Er hat ihn bei sich wohnen lassen. Es sei seine einzige Chance, heil aus der Sache rauszukommen, habe ich ihm gesagt, wenn er uns alles erzählt, was er von seinem Bruder weiß, jedes Detail.
    Daraufhin hat er dann zugegeben, dass sich sein Bruder über Sausele erkundigt habe. Juri Kovalev kam ja bekanntermaßen am Montag hierher, hatte sich wohl verfahren. Jedenfalls muss er von Meimsheim her gekommen sein. Er hat auf dem Parkplatz angehalten und muss dort Sausele das erste Mal begegnet sein.
    Andrej Kovalev hat weiterhin erzählt, dass ihm sein Bruder irgendwann Sauseles Visitenkarte gezeigt und gefragt habe, ob er den kenne und ob der vielleicht einen Job für ihn hätte. Andrej habe ihm nicht viel erzählen können, außer dass der Geschäftsmann anscheinend recht wohlhabend sei, im Nobelviertel wohne und jeden Morgen um die gleiche Zeit denselben Weg mit seinem Hund Gassi gehe. Das habe Andrej gewusst, weil er auf der Strecke oft jogge und Sausele immer da traf. Einmal hat er sich wohl auch mit ihm unterhalten. Aber nur kurz, nichts, was für uns relevant wäre.
    Ob Juri den Geschäftsmann irgendwann aufsuchte oder vor Samstag noch mal traf, wusste Andrej Kovalev nicht. Aber in jener Samstagnacht, nachdem Juri sich ein paar Minuten vor dem Hinterausgang mit Sausele unterhalten hatte, wollte der Bruder plötzlich von Andrej wissen, ob er, also Andrej, schon mal im Sonnenweiß-Stift gewesen sei.
    Er sagte ihm, dass er noch nicht dort gewesen sei, aber der andere, der da noch mit draußen stand, der würde dort arbeiten.“
    Strobe trank einen Schluck Kaffee und wartete, ob der Chef sich erinnerte, von wem er sprach.
    „Hartmut Locke?“, fragte der schließlich.
    Strobe nickte und fuhr fort: „Der tauchte ja auf der Feier auf und wollte mit Bettina Richter sprechen. Sie hatte Andrej erzählt, dass Locke ein Pfleger aus dem Sonnenweiß-Stift sei und sie ihn von dort kenne, weil sie ihren Chef oft bei den Visiten im Heim begleite. Aber zu Locke komme ich später noch.
    Jetzt erst mal zurück zu Sausele und seinem Helfer: Andrej hatte seinem Bruder also gesagt, dass er noch nie im Sonnenweiß-Stift gewesen sei, aber dass der Langhaarige, draußen vor der Tür, dort arbeiten würde. Juri habe daraufhin nur lakonisch bemerkt, dass er das selber wisse. Was bedeutet das? ...“
    Während Bachmüller nur fragend die Augenbrauen hochzog, trank Strobe wieder einen Schluck Kaffee. Dann beantworte er selber seine Frage: „Sausele, Locke und Juri Kovalev haben sich draußen über das Pflegeheim unterhalten. Und sehr wahrscheinlich ging es auch um Sauseles Mutter. Darauf deutet ja auch hin, dass Juri spontan nach dem Sonnenweiß-Stift fragte, als er zur Tür rein kam ...
    Gut, damit war das Thema dann beendet. Mehr wurde zwischen Andrej und Juri nicht über das Pflegeheim gesprochen.“
    Bachmüller runzelte die Stirn. „Der vermutliche Mörder hat sich also für Sausele interessiert, hatte gewisse Informationen über ihn, und die zwei haben sich unterhalten. Aber was Wichtiges fehlt noch, Strobe.“ Er schaute kurz Schell an, und der ergänzte prompt: „Sauseles Motiv.“
    „Das hat mir auch nach Kovalevs Verhör noch gefehlt“, setzte Strobe seinen Bericht fort. „Es hat mir keine Ruhe gelassen, und ich bin nach

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