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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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keinen Ärger bekommt.
    Andrej hat also angerufen, sich als Juri ausgegeben und behauptet, er komme nicht aus Deutschland raus, weil er neue Papiere brauche, die könne er sich besorgen, brauche aber dafür noch fünfhundert Euro. Die Summe erschien mir plausibel für den Zweck. Es sollte ja nicht nach Erpressung aussehen. Trotzdem gebe es Ärger, wenn er nicht zahlen würde. Dafür würde er aber als Belohnung, wenn er gezahlt habe, für immer seine Ruhe vor ihm haben. Denn mein Juri wollte ja nichts anderes als raus aus Deutschland.
    Andrej hat ihn angewiesen, wo und wann er das Geld ablegen sollte. Der Junge hat das wirklich gut gemacht. Ich hab ihm vorher genau erklärt, worum es geht, und er hat es wirklich begriffen. Er hat selber vorgeschlagen, wo Sausele das Geld hinterlegen könne. Die Örtlichkeiten kannte er ja bestens. Und er hat das Vokabular und die Sprüche seines Bruders offensichtlich gut draufgehabt. Die Drohungen, er würde ihm das Auto zerkratzen und das Haus anzünden, und dass er Profi sei, hat er selber beigesteuert. Das war nicht von mir. Das waren Redensarten, die wohl sein Bruder früher zu verwenden pflegte.“
    „Strobe, Strobe!“ Bachmüller schüttelte wiederholt ungläubig den Kopf. „Das kann aber diesmal wirklich Ärger geben! Eine inszenierte, scheinbare Erpressung!“
    „Das würde ich so nicht sagen. Einschüchterung, okay. Und außerdem: Sausele weiß nicht, dass der Anrufer nicht Juri, sondern sein Bruder war. Ich denke, er geht lediglich davon aus, dass wir sein Telefon abgehört haben und deshalb von Juris Anruf und der Geldübergabe wussten.“
    „Aber auch das Abhören war ja nicht angeordnet, Strobe! Staatsanwalt Jung sollte das eigentlich nicht mal erfahren!“
    „Ich denke, wir müssen Sausele im Glauben lassen, dass der Anrufer Juri war, und dass der schon so gut wie gefasst ist. Und wir müssen ihn dazu bringen, ein Geständnis abzulegen. Wenn er das getan hat, redet keiner mehr von der Geschichte.“
    „Dann bringen Sie ihn mal dazu. Viel Spaß! Übrigens, Andrej Kovalev haben Sie versprochen, dass er straffrei ausgeht, wie?“
    „Ich denke, den können wir beruhigt laufenlassen. Der wird sicher nicht stiften gehen. Er hat sich hier eine Existenz aufgebaut mit seinem Party-Service und der hübschen Freundin. Er hat gesagt, er hätte nächstes Wochenende schon Termine gebucht. Apropos laufenlassen. Dass Linde immer noch in der Zelle schmort, lässt sich ja jetzt kaum mehr rechtfertigen, oder?“
    Dass der Chef nun einen Augenblick lang sprachlos war, nutzte Strobe, um seinen Vorstoß zu begründen: „Das letzte Indiz, was ihn noch belastet hatte, war die zweite Spritze, die ja nun Hansen doch selber gegeben hat.“
    „Also gut, ich werde mit Jung darüber reden. Sie kümmern sich jetzt um Sauseles Geständnis! Beten Sie, dass er eins ablegt!“
    Mit diesen Worten entließ der Chef Strobe und Schell.

    Wie zu erwarten war, hatte Frieder Sausele sich entschieden, zur Sache vorerst zu schweigen. Er ließ seinen Anwalt reden. Und der wollte noch einmal hören, was seinem Mandanten überhaupt konkret vorgeworfen wurde.
    „Anstiftung zum Mord an seiner Mutter“, sagte Strobe gelassen und: „Ausgeführt durch den seit Langem wegen Menschenhandels und verschiedener Gewaltdelikte gesuchten Juri Kovalev.“
    „Welche Beweise haben Sie gegen meinen Mandanten?“
    „Seine Fingerabdrücke auf Geldscheinen, die dafür gedacht waren, dem Verbrecher die Flucht aus Deutschland zu ermöglichen. Und die Geldübergabe auf Video. Außerdem Zeugen, die aussagen, dass sich Herr Sausele mit dem Mörder unterhalten hat, unter anderem in der Nacht vor dem Mord. Ein weiterer Zeuge, der aussagt, dass ihn Ihr Mandant am Nachmittag vor der Mordnacht eindringlich dazu gedrängt hat, eine unnötig hohe Dosis Morphium zu spritzen.“
    Strobe registrierte, dass Sausele nicht protestierte, sondern mit starrem Blick auf den Boden wie ein Häufchen Elend dasaß. Schnell sprach er weiter. „Herr Sausele, Dr. Hansen hat uns auch verraten, dass Sie alles andere als erfreut waren, dass Ihre Mutter nach einer Operation sicherlich noch ein langes Leben vor sich gehabt hätte.“
    Jetzt schaute Sausele doch ganz kurz auf und sagte kraftlos: „Unverschämtheit.“
    „Die Indizien sind erdrückend. Sie wissen ja, je früher das Geständnis, umso strafmildernder wirkt es sich aus. Sobald Juri Kovalev auch noch gegen Sie aussagt, und das wird er, sieht es noch schlechter aus für Sie“, pokerte

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