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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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Fall abziehen wollte, der vorher oberste Priorität hatte? Und nur wegen eines anonymen Anrufes? Da hatte der Chef sicher noch einen Hintergedanken. Strobe entschloss sich, gleich direkt zu fragen: „Sie befürchten einen Serienmord, so was wie Anfang des Jahres in Sonthofen?“
    „Immer langsam, Herr Strobe.“ Bachmüller machte eine abwehrende Geste. „Wir wollen mal nicht den Teufel an die Wand malen. Ich möchte Sie auch nur heute von ihrer Arbeit abhalten, nach Ihrem eigenen Ermessen auch noch morgen. Ermittlungen in Gesundheits- oder Pflegeeinrichtungen sind immer ein heikles Thema. Deshalb schicke ich ja Sie hin. Aber falls an der Sache doch etwas dran sein sollte, wäre es gut, wenn es nicht erst so weit kommt wie damals in der Klinik, die Sie gerade angesprochen haben.“
    Also doch richtig vermutet. Sein Chef hatte Angst, ein Serienmörder könnte am Werk sein.
    Bacchus redete weiter: „Wie gesagt, wir wollen nicht das Schlimmste vermuten. Ich möchte nur, dass Sie sich das anschauen und ein wenig das Personal unter die Lupe nehmen. Ich weiß, Sie können das. Sie haben die nötige Menschenkenntnis, können sich in die Leute reinfühlen. Besser, wir opfern jetzt ein, zwei Tage und schauen genauer hin, als dass wir dann einen Schlamassel haben wie unsere Kollegen damals in Sonthofen. Sie wissen ja sicher auch noch, was dort los war.“
    „Ich kann mich gut erinnern.“
    Bachmüller reichte Strobe das Fax. Der blickte nur kurz auf die drei zusammengehefteten Blätter. Er wollte sie lieber in seinem Büro lesen. „Sonst noch was, was ich wissen sollte?“, fragte er noch.
    „Der Fundort wurde von den Lauffener Beamten abgesperrt. Die Handynummer des Streifenbeamten vor Ort steht oben auf dem Fax, falls Sie eine Wegbeschreibung brauchen, oder anderes. Herrn Schell können Sie selbstverständlich mitnehmen.“
    „Die Spusi weiß noch nicht Bescheid?“, fragte Strobe und stand auf.
    „Nein, die Entscheidung ist erst vor wenigen Minuten gefallen. Ich hielt es für richtig, zuerst mit Ihnen zu sprechen. Und bitte, ... sobald Sie die ersten Erkenntnisse oder einen Anfangsverdacht haben ... Ich bin auf meinem Handy immer zu erreichen. Informieren Sie mich so schnell wie möglich. Ich setze mich dann sofort mit Staatsanwalt Jung in Verbindung und hole das Okay für weitere Maßnahmen ein. Falls an diesem ominösen Anruf etwas dran ist, könnte jede Verzögerung Menschenleben kosten.“
    „Aber klar doch Chef.“ Strobe hatte die Hand schon auf der Türklinke. „Man hört sich!“
    Ist das nicht ein bisschen hysterisch?, fragte sich Strobe auf dem Weg in sein Büro. Oder steckte da der neue Staatsanwalt dahinter? Den Fall um den Zuhälter hatte Bacchus mit keinem Wort mehr erwähnt. Vermutlich, weil er wusste, dass Strobe froh über die Ablenkung war. Sie mussten da sowieso erst mal die Antwort des Bundesgrenzschutzes abwarten. Und der Bericht hatte Zeit.
    Die Frage seines Kollegen Schell, der natürlich gleich wissen wollte, was los sei, ignorierte er, wählte die Nummer der Kriminaltechnik und schickte die Kollegen nach Lauffen. Er schaute auf die Blätter in seiner linken Hand, las eine Handynummer vor, nannte ein paar Details und beendete den Anruf mit den Worten: „Ciao Norbert. Wir sehn uns dann dort.“
    Dann sagte er unvermittelt zu Schell: „Ich gebe dir eine Internetadresse und du guckst dir mal die Seiten an. Informiere dich mal ein bisschen über das Objekt, ich erzähle dir gleich die Einzelheiten.“
    Er wollte seinen zwanzig Jahre jüngeren, neuen Kollegen, den er manchmal „Bub“ nannte, ein bisschen beschäftigen, während er sich erst mal in Ruhe das Fax durchlas.
    „Also: wewewe, Punkt, Albert, Bindestrich, Sonnenweiß, Bindestrich, Stift, Bindestrich, Lauffen, Punkt, de eh.“
    Schell, der online war, hatte die Adresse mitgetippt. Er klickte auf die Entertaste. „Übrigens heißt das nicht Punkt, sondern Dot, und nicht Bindestrich, sondern Minus.“
    Strobe brummte nur ein abwesendes: „Schon recht.“ Er war bereits in das Fax vertieft und beim Thema Computer schalteten seine Ohren sowieso automatisch auf Durchzug.
    „Und, hast du dich informiert?“, fragte er seinen jungen Kollegen, als er fertig gelesen hatte.
    „Einen Überblick verschafft“, antwortete Schell. „Ziemlich groß, das Altenheim. Ich weiß ja noch nicht, worum es überhaupt geht.“
    „Das ist ein Pflegeheim – ist nicht das Gleiche. Aber das wirst du noch sehen, wir fahren nachher hin.“
    Strobe schob

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