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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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Winter, sah man die Gebäude von hier aus gelblich weiß durch kahle Bäume schimmern.
    „Das Weiße da ist es.“ Strobe deutete mit dem Kinn geradeaus.
    Links, zwischen der Straße und dem Hauptgebäude, befand sich ein Parkplatz für etwa dreißig Autos, wie Strobe schätzte. Er war fast leer. Strobe setzte schon den Blinker, als Schell rief: „Halt! Geradeaus!“
    Der Hauptkommissar trat erschrocken auf die Bremse und sah weiter vorn, am Ende der Straße, einen Streifenpolizisten winken. Als sie näher kamen, deutete er ihnen an, dass sie in die Hofeinfahrt linker Hand fahren sollten.
    „Wir werden erwartet“, folgerte Schell.
    „Saumäßig scharf kombiniert, Bub“, frotzelte Strobe, der sich darüber ärgerte, dass er so schreckhaft reagiert hatte.
    Im Hof standen der weiße Passat der Spurensicherung und ein Streifenwagen. Der Polizist lief dem Auto der Kripobeamten hinterher in den Hof. Als sie ausstiegen, streckte er ihnen die Hand entgegen und sagte: „Meier.“
    Die beiden Kriminalbeamten stellten sich vor.
    „Der Fundort liegt ein bisschen abseits. Man könnte theoretisch näher ran fahren, aber die Gefahr ist groß, dass man sich das Auto demoliert, wegen der Spurrinnen. Der Weg ist nicht befestigt. Besser wir gehen hier lang, bitte.“
    Er zeigte auf die Lücke zwischen dem Mitarbeiterwohnheim und dem Nordflügel des Hauptgebäudes, durch die man den Wald sah. Die Kommissare folgten ihm.
    Der Streifenpolizist berichtete, dass die Frau am Morgen gegen 9.40 Uhr aus dem Kellergeschoss des Heimes verschwunden sei.
    Strobe wollte wissen, was sie im Keller gemacht hatte.
    Der Polizist erklärte es ihm und erzählte dann, was weiter passiert war: Nach vergeblicher Suche wurde die Streife 10.51 Uhr angerufen. Sie waren 11.11 Uhr hier und hatten dann zusammen mit dem Heimleiter und dem Pflegedienstleiter weiter gesucht. Der Hubschrauber war angefordert worden und traf 11.25 Uhr über dem Zielgebiet ein. Wenige Minuten später hatte die Hubschrauberbesatzung die Leiche der Frau entdeckt. Sie war vom Fußweg aus praktisch nicht zu sehen gewesen. Die Streife hatte dann die Dienststelle informiert und Polizeihauptmeister Kienzle hatte sofort die Polizeidirektion Heilbronn angerufen.
    Im Wald bogen die Beamten rechts ab. Der Weg wurde noch schlechter. Schell meinte, dass man hier höchstens mit einem Jeep fahren könne. Strobe schaute auf den Boden. Obwohl er überfroren war, sah er, dass schon einige Personen vorher hier entlang gelaufen waren. Rechts ging es einige Meter steil nach unten, links genauso steil nach oben. Der Weg machte eine Rechtskurve, und auf der anderen Seite des Abgrundes waren jetzt ein weißer Overall und rot-weißes Absperrband durch die Bäume zu sehen.
    An der Absperrung angekommen, wurden sie von einem Zweizentnermann in ausgebleichter Jeans und abgewetzter Wildlederjacke begrüßt. Er stellte sich als Pflegedienstleiter Michael Stur vor. Innerhalb des abgesperrten Bereichs kam ihnen ein zweiter Polizist entgegen, der Häberle hieß und aussah, als sei er noch nicht achtzehn.
    Mit dem Pflegedienstleiter wollte sich Strobe später unterhalten. Der Dicke meinte, er werde solange hier warten.
    Im weißen Schutzanzug, der schon vor der Kurve durch die Bäume geschimmert hatte, steckte Uschi Eckert. Sie kniete vor einer Hecke.
    „Hallo Uschi, kann ich näher kommen?“, fragte Strobe von der Absperrung aus.
    Sie drehte sich um.
    „Ach, Hallo Rainer! Geh mal bitte am Rand lang, wenn du runter willst. Ich bin noch nicht fertig. Hallo!“, grüßte sie Schell, den sie noch nicht so gut kannte. Die beiden Kripobeamten stiegen über die Absperrung und gingen auf den Abhang zu.
    „Ihr müsst die Leiter nehmen“, rief Uschi, als sie sah, wie Strobe etwas desorientiert die Hecke absuchte. Sie zeigte auf einen Baum, an dem ein Ende des Absperrbandes festgemacht war.
    Er schaute nach unten. Ein paar Meter tiefer hantierten zwei weitere weiße Kosmonauten. Über die Hecke hinweg, die zwischen Weg und Abgrund wucherte, konnte Strobe nur die Rücken der Gestalten erkennen, die dort gebückt arbeiteten. Die Leiche konnte er nicht sehen.
    „Grüß Gott, die Herren!“, rief er nach unten und hob die Hand zum Gruß, als sich einer aufrichtete und heraufschaute. Es war Norbert Krotzinger von der Kriminaltechnik. Nun richtete sich auch der andere auf. Strobe erkannte Dr. Schmidtke, den Rechtsmediziner. Die beiden begrüßten Strobe und zeigten auf die Aluminium-Teleskop-Leiter, die ganz ausgefahren

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