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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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von Renate geschnitten, Kevin war vermutlich wieder geistig abwesend. Aber auch Larissa war nicht richtig bei der Sache. Die Vorahnung, dass jeden Moment die Polizisten hereinkommen und schlechte Neuigkeiten mitbringen würden, lenkte sie ab.
    So kamen sie allerdings mit der Übergabe schnell voran. Sie hatten fast alle der dreiunddreißig Bewohner durchgearbeitet, als es klopfte und Stur seinen Kopf zur Tür hereinsteckte.
    „Entschuldigung, ich störe nur kurz.“ Sein Lächeln wirkte, als bereite es ihm Schmerzen. „Renate, kommst du bitte in mein Büro, sobald du dich hier losreißen kannst? Und Larissa und Kevin, bleibt ihr nach der Übergabe noch kurz da? Der Herr Strobe von der Kripo will euch nachher auch noch'n paar Sachen fragen.“
    Die drei Angesprochenen quittierten die Botschaft mit einem Nicken. Stur hob die Hand zum Gruß und schloss die Tür wieder von außen.
    Irene kommentierte: „Die nehmen’s genau“, woraufhin Renate sie anfuhr, dass sie noch nicht mit der Übergabe fertig seien. Spätestens jetzt merkte man der Chefin an, wie angespannt sie war. Nachlässig wurde noch der Rest der Bewohnerkarteien durchgesprochen. Als die letzte abgehakt war, schob Renate den Aktenwagen energisch an die Wand und verließ das Schwesternzimmer. Sie kam bereits wieder, als Irene gerade erst gegangen war und die zwei Spätschichtler beginnen wollten, Kaffee und Kuchen für die Bewohner vorzubereiten.
    „Larissa, du sollst ins Büro runter kommen“, meldete sie kurz mit irgendwie leidender Stimme, nahm ihre Handtasche vom Schreibtisch, sagte, ohne die beiden anzusehen, „Tschüss! Ich muss los“, und verschwand.
    „Oh, Oh!“ Kevin wedelte mit der Hand, als habe er auf die heiße Herdplatte gegriffen.
    „Der Nächste bitte!“, hörte Larissa ihn noch sagen, als sie ebenfalls das Schwesternzimmer verließ. Auf dem Weg in Sturs Büro fing wieder ihr Herz zu pochen an, während sie sich fragte, was die Kripo wohl von ihr wollte. Ging es um Anna oder um Kevin, um den blöden Anruf oder um die arme Frau Müller? Als sie an die Tür des Pflegedienstleiters klopfte, hatte sie wieder dieses Ziehen im Bauch. Sie fühlte sich wie vor einer schmerzhaften Wurzelbehandlung.
    Dabei erwiesen sich die beiden Kripobeamten heute als ebenso nett wie gestern. Vor allem der ältere, der mit der Glatze, der Strobe hieß. Er fragte als Erstes freundlich, ob Larissa die gleichen Arbeitsschuhe, wie gestern anhatte. Sie bejahte. Er musterte sie kurz, dann erklärte er ihr, dass sie noch einmal alle befragen müssten, die gestern an der Suche beteiligt waren. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass keiner an der Stelle gewesen sein wollte, an der Frau Müller abgestürzt war. Deshalb müsse man auch die Arbeitsschuhe aller fünf Personen zum Vergleich mitnehmen. Ihre, die von Anna Kirchner und die von Kevin Linde fehlten noch.
    Die Kriminalbeamten teilten ihr mit, dass sie inzwischen sicher wüssten, dass das Hämatom an der rechten Hand von Frau Müller etwa vier Stunden, bevor man sie tot fand, entstanden war. Es stamme mit Sicherheit von einem scharfkantigen Gegenstand, wahrscheinlich von der Kante eines Tischs oder Schränkchens, auf das sie infolge eines Sturzes mit der Hand aufgeschlagen sein müsse. Man habe auch festgestellt, dass nach diesem Sturz, aber noch bevor Frau Müller tödlich verunglückte, eine Heparinsalbe auf die Stelle aufgetragen worden war.
    Larissa dachte nach, konnte den beiden Beamten aber beim besten Willen nicht sagen, wo das mit dem Hämatom passiert sein sollte. Dass Larissa eine Frau in Zimmer 220 gewaschen hatte, als Anna mit Frau Müller auf Toilette und dann nach unten gegangen sein musste, hatte sie ja bereits gestern erzählt. Auch, dass es kurz Alarm geklingelt und bereits wieder aufgehört hatte, als Larissa die bettlägerige Frau schnell abgetrocknet, zugedeckt und das Bettgitter nach oben geschoben hatte, wussten die Beamten schon. Dass Anna den Alarm aus Versehen ausgelöst hatte, war auch seit gestern geklärt. Warum wollten die Polizisten das alles noch einmal hören?
    Immerhin fiel Larissa ein, dass vor dem Aufenthaltsraum ein niedriges Schränkchen als Raumteiler stand; vielleicht war Frau Müller da gefallen und hatte sich dort gestoßen. Sie würden sich das ansehen, meinte der Kommissar, es komme aber auch eine offene Tür oder Schranktür in Frage. Er fragte dann, wo die Heparinsalbe her gewesen sein könnte. Auch dafür gab es mehrere mögliche Erklärungen. Unter anderem

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