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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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Dokumentation. Larissa wirkte überrascht, als sie kurz nach ihm das Schwesternzimmer betrat und ihn da sitzen sah.
    Die Frühstückspause war so aufgeteilt worden, dass zuerst Renate mit Irene, dann Larissa mit Kevin frühstücken sollten. Jetzt verkündete Larissa, sie wollte in ihre Wohnung hinüber gehen, weil sie sich nicht so gut fühlte. Kevin meinte, er finde das schade, und sie könnte ihn doch nicht alleine in der Cafeteria sitzen lassen. Doch sie ließ sich nicht umstimmen.
    Als der Pfleger dann den Frühstücksraum betrat, saß Locke wieder ganz allein am Tisch in der Fensterecke und schien zu meditieren. Er begrüßte Kevin ungewohnt ernst und war auch ruhiger als sonst. Als Kevin ihn fragte, ob alles locker sei, antwortete er nur kurz, man könnte es durchgehen lassen. Der Rastamann schaute zum Fenster hinaus. Kevin schenkte sich sein schwarzes Dope ein und beobachtete seinen Kumpel durch den Dampf aus der Tasse hindurch von der Seite.
    Dann bemerkte er beiläufig, er habe gestern versucht ihn anzurufen, woraufhin Locke regelrecht herumeierte. Es sah aus, als ob er nicht zugeben wollte, dass er um sieben schlafen gegangen war, oder etwas in der Art.
    Kevin war gleich aufgefallen, dass mit oder an seinem Kumpel etwas nicht stimmte. Als Locke nun bei ihm eine Zigarette schnorren wollte, wusste Kevin, was es war: Locke rauchte nicht. Er hatte gar keine Kippen dabei. Kevin behauptete, dass er eigentlich damit gerechnet hätte, heute Morgen bei ihm eine abzustauben. Locke fluchte und meinte, er sei blank. Daraufhin zeigte Kevin sich großzügig, ließ seinen Schlüsselbund scheppernd auf den Tisch fallen und erklärte, er könne sich auch gerne zwei drehen, wenn er seinen, Kevins, Tabak oben in seinem Schließfach hole. Da habe er ihn vergessen. Auch er war auf dem Spartrip, rauchte zwar nicht weniger, dafür aber Selbstgedrehte.
    Wieder fluchte Locke und brabbelte etwas von Ausnutzung einer Notsituation. Aber er sah schnell ein, dass er etwas für sein Glück tun musste, erhob sich augenblicklich und holte Kevins Tabak inklusive Feuerzeug.
    Als er wieder unten war und mit der selbst gedrehten Zigarette in der Hand am Tisch lümmelte, wirkte Locke dann auch viel entspannter. Und er redete wie immer. Gelöst erzählte er von der gestrigen Befragungen durch die beiden „Zivis vom Team Grün“ in Sturs Hauptquartier. Sie hätten genau wissen wollen, wo er gestern Morgen zu welcher Uhrzeit nach Frau Müller gesucht, wer ihn dabei gesehen und ob er irgendwann mal mit Kevin zusammengearbeitet hatte.
    Also auch Locke hatten sie über ihn ausgehorcht! Die Erkenntnis, dass die Bullen sich anscheinend bei einigen Kollegen genauestens über ihn informiert hatten, gefiel Kevin immer weniger. Aber er kam nicht dazu, darüber nachzudenken, sein Kumpel war schon wieder bei einem anderen Thema. Locke erzählte von seinen einschlägigen Erfahrungen mit Verhören während seiner aktiven Zeit, wie er es nannte. Er meinte, gegen die Bullen die ihn mal anlässlich einer Sitzblockade mit auf die Wache genommen und verhört hätten, seien die von gestern total zahm. Zwanzig Stunden wäre er in Gewahrsam gewesen. Dann hätten sie ihn rauslassen müssen, weil die Demo vorbei war. Er wäre damals knapp an einer Vorstrafe vorbeigeschlittert.
    Kevin entgegnete, mit Vorstrafe hätte er dann seinen jetzigen Job knicken können. Da er aber der Prahlerei seines Kumpels etwas entgegensetzen musste, erinnerte er ihn an die Geschichte, als er nach der Disko in eine nächtliche Polizeikontrolle geraten war. Mit dem Päckchen Gras im Handschuhfach. Sein Glück war gewesen, dass er das Zeug dann erst zu Hause verkonsumiert hatte. Denn die Bullen hatten damals lediglich nach betrunkenen oder bekifften Autofahrern gesucht, ihm in die Augen geleuchtet und ihn dann weiterfahren lassen.
    Das schien das Stichwort für Locke zu sein. „Darf ich mich mit einem Tütchen revanchieren?“, fragte er.
    Da Kevin ihn nur verständnislos anschaute, fügte er hinzu: „Ich hab noch‘n paar Gramm im Schrank.“
    „Guck lieber mal nach, ob da noch alle Tassen drin sind“, gab Kevin zurück. „Ne Tüte, hier, im Schattengrau !“
    „War nur ein Scherz“, redete sich sein Kumpel heraus. „Haben dich die Bullen auch nach deinen Ansichten zur Sterbehilfe interviewt?“, lenkte er schnell ab.
    „Allerdings. Die waren echt indiskret“, erinnerte sich Kevin.
    „Und, was hast du erzählt?“
    „Ich habe natürlich die Leitphilosophie des Hauses aufgesagt,

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