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Graue Schatten

Graue Schatten

Titel: Graue Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Nimtsch
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schloss die Tür.
    „Herr Linde“, begann Hauptkommissar Strobe, „haben Sie Frau Sausele am Sonntag, bevor Sie starb, Morphium gegeben?“
    „Nein. Aber Dr. Hansen hat ihr nachmittags welches gespritzt, wie gesagt.“
    „Sie haben einen Schlüssel für den Giftschrank?“
    „Ja.“ Kevin nickte und fügte hinzu: „Die Schichtleitungen haben einen und die Stationsleitung, also Renate Stiegler.“
    „Aber da Sie gerade da sind, wir würden gerne einen Blick hineinwerfen“, sagte Hauptkommissar Strobe.
    Kevin zögerte, schaute wieder zu Larissa und ging schließlich zum Giftschrank. Er schloss auf, öffnete die Tür und trat einen Schritt zurück. „Bitte schön“, sagte er und machte eine einladende Geste. Er wirkte nun ein bisschen nervös.
    Der Alte schaute nur von Weitem hinein und sagte zu Kevin: „Geben Sie mir bitte mal das Buch dort.“
    Kevin nahm die Bestandsliste aus dem Tresor und reichte sie dem Kommissar. Der blätterte in dem Buch, in welches jedes Medikament, das in den Tresor hineingelegt oder ihm entnommen wurde, eingetragen werden musste. Larissa stand neben dem jüngeren Polizisten am Schrank gegenüber und beobachtete, wie Kevin noch blasser wurde, als er so schon war, und ihren Blick mied. Im Raum herrschte Totenstille.
    Der Kommissar hatte anscheinend gefunden, was er suchte. Er legte seinen Zeigefinger auf eine Zeile und las vor: „Morphin Mayer, Bestand am Sonntag, dem dreizehnten November zweitausendfünf: eine Ampulle ein Milliliter. Herr Linde, zeigen Sie mir bitte die Ampulle!“
    Kevin schaute kurz in den Tresor, sah die Packung gleich und nahm sie heraus. Er schüttelte sie, um zu demonstrieren, dass etwas drin war, und gab sie Hauptkommissar Strobe. Der öffnete die Packung so, dass alle es sehen konnten, und holte die in Plastik eingeschweißte und mit einer farblosen Flüssigkeit gefüllte Ampulle heraus. Er begutachtete sie und gab sie dem jungen Kommissar mit den Worten.
    „Kannst du das lesen?“
    „Morphin Mayer, ein Milliliter, zwanzig Milligramm Morphiumhydrochlorid“, las der vor und gab sie dem Alten zurück. Der schien ein bisschen enttäuscht zu sein. Er gab die Packung mit Inhalt Kevin zurück.
    „Haben Sie noch mehr Morphium? Vielleicht von einem anderen Hersteller?“, fragte Strobe.
    „Nein“, antwortete Kevin kurz und sicher.
    „Geben Sie mir noch mal das Buch bitte.“ Der Kommissar schien Kevin nicht zu trauen. Er blätterte noch einmal. Wieder sagte keiner etwas. Ein paar Seiten weiter vorne schien er dann erneut fündig geworden zu sein.
    „Diazepam“, las er. „Frau Groß, sagten Sie nicht, dass das nicht im Giftschrank aufbewahrt wird?“
    Larissa zuckte mit den Schultern. „Ich hatte die Tropfen gemeint.“ An die Ampulle hatte sie nicht mehr gedacht.
    „Die Diazepam-Ampulle hat Dr. Hansen für den Notfall dagelassen“, sprang Kevin ein und schaute unaufgefordert in den Schrank. „Das Mittel kann auch gespritzt werden. Wir haben einen Epileptiker.“ Da Kevin scheinbar nichts fand, nahm er ein paar Packungen heraus.
    „Keins mehr da“, sagte er schließlich.
    Strobe schaute noch einmal in das Buch und sagte: „Bestand am zwölften September: eine Ampulle zwei Milliliter.“
    Er blätterte weiter. „Danach wurde keins mehr entnommen. Die Ampulle muss also da sein!“, behauptete er bestimmt.
    Kevin nahm jede der Packungen mit verschiedenen Medikamenten aus dem Tresor und machte sie auf. Er hoffte wohl, dass jemand die Ampulle in eine andere Verpackung gesteckt hatte. Doch er fand sie nicht.
    „Verstehe ich nicht“, murmelte er.
    „Gab es in letzter Zeit einen Notfall bei dem Epileptiker?“, fragte Strobe.
    „Nicht, dass ich wüsste“, antwortete Kevin ratlos. Strobe schaute Larissa an.
    „Das hätten wir erfahren“, meinte sie wahrheitsgemäß, obwohl sie ahnte, dass das nicht gut für Kevin war.
    „Vielleicht war die Ampulle abgelaufen und Renate hat sie weggeworfen“, versuchte Kevin das Fehlen des Medikamentes zu erklären.
    „Dann hätte Ihre Chefin das aber ebenso eintragen müssen“, erklärte der Hauptkommissar und tippte mit dem Finger auf das Buch.
    „Wie heißt der Bewohner?“
    „Gerwald Leist“, sagte Larissa.
    „Schauen wir doch mal in seiner Krankenakte nach“, schlug der Ältere vor. Larissa ging zum Aktenwagen, suchte die Dokumentationskartei heraus und überflog die letzten Berichtsblätter, obwohl sie sich ganz sicher war, dass da nichts über einen epileptischen Anfall stehen würde.
    „Gut. Ob

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