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Grauen im Grand Hotel

Grauen im Grand Hotel

Titel: Grauen im Grand Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihren Weg gehen konnte, der mit ihrem Tod endete. Das würde ich verhindern.
    Es gab zwei Möglichkeiten. Ich konnte die Scheibe einschlagen und selbst in das Zimmer klettern oder ihr aber durch Klopfen ein Zeichen geben, damit sie herkam und öffnete.
    Das Einschlagen der Scheibe hätte zu viele Geräusche verursacht. Ich entschied mich für das Klopfen, wollte auch nicht länger zögern, da ich den Eindruck hatte, daß jede Sekunde wichtig war.
    Ich hatte den Arm halb erhoben, als es passierte.
    Im Hintergrund des Zimmers befand sich die Tür. Für mich nur sehr schwach zu erkennen. Aber ich bekam sehr genau mit, daß sie von außen aufgedrückt wurde.
    Mein Arm zuckte zurück. Die schon gekrümmte Hand streckte sich wieder, denn jetzt war ein Eingreifen zu riskant.
    Ein Mann betrat das Zimmer.
    Hochgewachsen, dunkel gekleidet, mit blonden, welligen Haaren, die er nach hinten gekämmt hatte.
    Es war Satorius, der, kaum daß er den Raum betreten hatte, die Aufmerksamkeit der jungen Frau auf sich zog.
    Sie drehte den Kopf.
    Ich verstand nicht, was er zu ihr sagte. Daß er mit ihr sprach, erkannte ich an seinen Mundbewegungen. Zudem hatte er sein Gesicht der Frau zugewandt. Er mußte ihr etwas gesagt haben, mit dem Monica Grandi einverstanden war, denn sie nickte zur Bestätigung. Sie blieb auch weiterhin sitzen.
    Der Psychologe schlug einen Bogen, als er durch den Raum ging. Dabei schaute er auch zum Fenster, und ich machte mich so klein wie möglich. Ich wollte auf keinen Fall entdeckt werden. Wie ein Schwalbennest klebte ich an der Hauswand. Nur daß ich Kontakt mit dem Erdboden hatte.
    Wieder einmal dehnte sich die Zeit. Die Sekunden flössen für meinen Geschmack zu träge dahin. Wieder huschte in meiner Nähe ein Eichhörnchen vorbei.
    Ich wartete so lange, bis es unter den Zweigen einer dunklen Tanne verschwunden war. Dann riskierte ich es und drückte meinen Körper behutsam höher.
    Beinahe wäre ich noch mit dem Kopf gegen den Blumenkasten gestoßen. Ich peilte wieder durch dieselbe Lücke, konnte auch in das Zimmer hineinsehen und stellte fest, daß sich im Prinzip nichts verändert hatte. Satorius stand noch immer, Monica saß auf der Couch. Aber anders als zuvor.
    Zwar noch so steif, dennoch hatte sich bei ihr etwas Entscheidendes verändert.
    Den rechten Arm hielt sie halb angehoben. Ihre Finger waren zur Faust geschlossen und umklammerten etwas, dessen Spitze breit und blinkend aus der Faust hervorstach.
    Es war ein Messer.
    Und es befand sich, verdammt noch mal, nicht weit von ihrer eigenen Kehle entfernt…
    ***
    Noch passierte nichts, noch saß sie bewegungslos. Nicht einmal die Messerklinge zitterte.
    Satorius blieb ebenfalls ruhig. Er sprach mit seinem Schützling, er hatte sich nach vorn gebeugt, er unterstrich seine Worte mit Handbewegungen, er nickte auch hin und wieder und deutete dann mit ausgestrecktem Zeigefinger auf das Messer.
    Für mich stand fest, was er damit bezweckte. Er wollte Monica Grandi zum Selbstmord treiben.
    Und das genau durfte ich nicht zulassen!
    Meine alten Pläne konnte ich vergessen. Sie würde nicht mehr aufstehen und zum Fenster laufen können. Es gab nur noch das Mittel der Gewalt, der Kugel.
    Ich zog die Beretta.
    Wenn ich auf Satorius feuerte, dann wollte ich ihn nur verletzen. Ein Schuß in das Bein würde nicht nur ihm einen Schock versetzen, sondern auch der blassen Frau. Möglicherweise kam ihr dann zu Bewußtsein, auf was sie sich eingelassen hatte.
    Ich mußte den Lauf ebenfalls zwischen Blumenzweige schieben. Ideale Zielbedingungen waren es nicht. Immerhin befand sich die Fensterscheibe als Hindernis zwischen uns.
    Das Glas verzerrte die Perspektive glücklicherweise nicht so stark. Ich visierte den Mann an.
    Er trat zurück…
    Meine Waffe wanderte mit. Dabei hatte ich das Gefühl, nicht mehr zögern zu dürfen.
    Ich kam nicht zum Schuß. Das Schicksal hatte es anders gemeint und schlug unerbittlich zu.
    Hinter mir hörte ich ein lautes, röhrendes Geräusch. Ich schrak zusammen, dachte an einen Mann, der mit einem Rasenmäher über den Grasteppich fuhr. Der Lautstärke nach zu urteilen, mußte er schon verflucht nahe herangekommen sein.
    Schießen oder…
    Ich drehte mich.
    Die Gestalt sah ich sehr gut. Was sie allerdings mit beiden Händen festhielt, war kein Rasenmäher. Genau konnte ich den Gegenstand nicht erkennen. Schlimm genug war, daß dieser Mann mit seinem kracherzeugenden Ding auf mich zulief. Noch konnte ich mich drehen.
    Ich tat es.
    Satorius

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