Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grauen im Grand Hotel

Grauen im Grand Hotel

Titel: Grauen im Grand Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatten. Der war aalglatt und rutschte durch jede Hand.
    »Nun?« fragte er. Seine Stimme hörte sich an, als wollte er jeden Moment anfangen zu singen.
    Ich richtete mich wieder auf und drehte mich ihm zu. Verlogen lächelnd erklärte ich ihm: »Da muß ich mich wohl geirrt haben. Tut mir wirklich leid.«
    »Wir Menschen sind eben nicht perfekt. Manchmal leiden wir auch an Krankheiten, die zwar äußerlich keinen Schaden anrichten, unsere Seele aber zerstören.«
    »Da kennen Sie sich aus, nehme ich an.«
    »Sicher, denn ich beschäftige mich damit. Ich arbeite daran, ich sorge für eine Heilung.«
    Mein Lächeln fiel ziemlich kantig aus. »Darf ich fragen, wen Sie schon alles geheilt haben?«
    »Sehr viele Patienten.«
    »Aus zahlreichen Ländern, nehme ich an.«
    »Stimmt.«
    »Dann kennen Sie sicherlich einen Mann namens Cornell Degen?«
    Ich erhielt die Antwort nicht sofort. Er mußte erst nachdenken und tat es für meinen Geschmack zu auffällig. »Das ist natürlich mehr als außergewöhnlich, wenn Sie mir diese Frage stellen.«
    »Weshalb?«
    »Ich habe nicht alle Namen meiner Gäste im Kopf. Hat er bei mir einen Kursus belegt?«
    »Er hatte.«
    »Ah, dann liegt es länger zurück.«
    »Jetzt ist er tot.«
    Satorius schaffte es tatsächlich, ein trauriges Gesicht zu machen. »Das tut mir wirklich leid für ihn. Waren Sie mit ihm befreundet — ahm, wie war doch gleich Ihr Name?«
    »John Sinclair. Mr. Degen hat sich übrigens selbst umgebracht, falls es sie interessiert.«
    »Und Sie haben ihn nicht daran hindern können?«
    »Leider nicht. Ich las nur seinen Abschiedsbrief. Und dessen Text brachte mich auf Sie.«
    »Wie interessant.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Kann ich Ihnen sonst noch helfen?«
    »In gewisser Hinsicht schon. Ich hätte gern von Ihnen gewußt, wen Sie noch alles hier im Kursus haben?«
    Er holte schnaufend Luft. »Aber Herr Sinclair, ich bitte Sie. Nein, Sie können doch nicht von mir verlangen, daß ich Ihnen die Namen meiner Gäste preisgebe. Sie unterliegen dem Datenschutz, den muß ich einhalten.«
    »Degen war Agent.«
    »Die Berufe interessieren mich nicht.«
    »Er arbeitete nicht für eine Versicherung.« Ich ließ nicht locker. »Er arbeitete für den Geheimdienst. Agent des Secret Service. Man ist dort über sein Ableben sehr beunruhigt.«
    »Kann ich verstehen.«
    »Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und meine, daß nicht Degen die einzige Person aus Ihrer Gruppe war, die für den Geheimdienst tätig war. Ich kann mir vorstellen, daß auch ihre anderen Kunden nicht so ganz unbelastet sind.«
    »Ah«, sagte er, »das müssen Sie erklären, bitte schön. Es ist mir im Moment zu hoch.«
    »Ich nehme an, daß sich Ihre Gäste aus Agenten oder ehemaligen Agenten zusammensetzen. Sie laden diese Leute hier ein und führen einen Kursus mit ihnen durch.«
    »Und weiter.«
    »Den Rückweg treten sie nie an.«
    Satorius lachte. Er wollte sich ausschütten vor Lachen, was mir verdammt aufgesetzt erschien. »Jetzt komme ich nicht mehr mit. Sie erzählen mir ja irre Märchen. Darf ich sie weiterspinnen?«
    »Gern.«
    »Sie gehen also davon aus, daß sich in meinen Seminaren Menschen aufhalten, die man als Spione und Agenten bezeichnet. Liege ich da falsch?«
    »Nein.«
    »Ich sammle sie also, halte ihnen Vorträge, versuche, sie auf den rechten Weg zu bringen, das heißt, ihre psychischen Störungen zu beheben und dann? Ja, was geschieht dann mit den Leuten?«
    »Dann sterben sie. Wie Cornell Degen und wie Monica Grandi, deren Tod ich miterlebt habe.«
    »Wahnsinn.«
    »Für mich nicht.«
    »Sie haben eine blühende Phantasie. Ich locke doch keine Leute hierher, um sie zu töten. Ich bin Psychologe, ich will ihnen helfen, ich will sie heilen. Sie suchen bei mir Schutz, sie wollen ihr Leben wieder in die richtigen Bahnen lenken…«
    »Geben Sie zu, daß Ihre Gäste in Berufen tätig sind, die…«
    »Nein, ich gebe gar nichts zu. Es kann sein, daß sie nicht eben normale Berufe haben, aber dieses Seminar ist auch nicht billig. Da muß man schon etwas für hinlegen.«
    »Das kann ich mir denken.«
    Dr. Satorius schaute demonstrativ auf seine Uhr. »Wenn ich Sie jetzt darum bitten darf, mich allein zu lassen, wäre ich Ihnen sehr verbunden. Meine Zeit ist kostbar.«
    »Eine Frage gestatten Sie noch?«
    »Die letzte.«
    »Sicher. Wo kann ich einen Mann namens Wladimir Golenkow finden?«
    Ich hatte ihn nicht aus den Augen gelassen, um jede Reaktion bei ihm erkennen zu können, doch der

Weitere Kostenlose Bücher