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Grauen im Grand Hotel

Grauen im Grand Hotel

Titel: Grauen im Grand Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurückgetreten. Die Säge hielt er hoch. Sie sang noch immer, und er stellte sie erst nach einer Weile mit einer Geste des Bedauerns ab.
    Plötzlich war es still, so verflucht still, und Argus ließ den Arm mit der Säge langsam sinken.
    »Steh auf!«
    Der Russe lachte. »Wie denn, verdammt? Ihr hattet mich gefesselt. Ich werde das nicht schaffen!«
    Argus packte mit der freien Hand zu. Bevor er Wladimir von der Platte rollen konnte, hielt dieser sich an ihm fest. »Nein, verdammt, ich mache das schon selbst.«
    »Dann beeil dich!«
    Es war die reinste Quälerei, doch Wladimir biß die Zähne zusammen. Als seine Füße endlich auf dem Boden standen und er das Körpergewicht auf sie verlagerte, sackte er in die Knie.
    Beinahe schämte er sich dafür, denn es sah so aus, als würde er vor Argus niederknien.
    Dem schien das zu gefallen. Jedenfalls deutete sein Lachen darauf hin. Durch den Kopf des Russen zuckte ein wahnsinniger Gedanke. Was würde geschehen, wenn er jetzt versuchte, den anderen anzugreifen und ihn einfach von den Beinen zu reißen.
    Nichts würde geschehen, weil er zu schwach war. Zudem hörte er noch die Schrittgeräusche einer zweiten Person und dann tauchte der Argus Kumpan im Verlies auf.
    Ein kurzer Rundblick, dann die Frage. »Ist alles glattgegangen, Argus?«
    »Ja, obwohl ich ihn lieber zerschnitten hätte.«
    »Das überlasse mal anderen.«
    Die Antwort hatte Wladimir überhaupt nicht gefallen. Wer waren die anderen? Wer lauerte da noch auf ihn?
    »Bleibt alles so, Roccfo?« erkundigte sich Argus.
    »Ja, ich habe nichts anderes gehört.«
    Argus nickte. Er winkte Wladimir mit einem Finger. »Komm auf die Beine, Russe, und wenn du Ärger machen willst oder plötzlich einen Anfall von Mut verspürst, kannst du den vergessen.«
    »Gegen wen oder was sollte ich Mut verspüren?«
    »Ich habe nur gemeint.«
    Golenkow quälte sich hoch. Er hatte den Eindruck, als müßten seine Gelenke entrostet werden, alles tat ihm weh, zerrte und zog, auch der Kopf war in Mitleidenschaft gezogen worden, und hinter der Stirn spürte er das Hämmern.
    Dann stand er.
    Rocco bückte sich. Neben der Tür hatte ebenfalls eine Kettensäge gelegen. Rocco hob sie an und warf sie über seine Schulter. Durch den Riemen konnte er sie bequem tragen.
    »Was wollt ihr mit den Sägen?« keuchte Wladimir. »Verdammt noch mal, was habt ihr damit vor?«
    »Wir lieben sie«, sagte Rocco.
    Argus nickte. »Ja, wir sind mit ihnen aufgewachsen. Hier gibt es viele Holzfäller, Russe.«
    »Das hättet ihr bleiben sollen.«
    »Schnauze!« Argus stieß ihn an.
    Er hatte den Russen auf dem falschen Fuß erwischt. Wladimir torkelte vor, fiel aber nicht zu Boden. Er konnte sich an der Wand abstützen. Rocco stand an der Tür und winkte.
    »Ja, ich komme.«
    Golenkow war trotzdem froh, das Verlies zu verlassen. Er hatte ihm die Bewegungsfreiheit zu sehr eingeschränkt. Möglicherweise ergab sich draußen eine Chance zur Flucht.
    Zunächst einmal mußte es ihm bessergehen. Er kam sich noch immer vor wie eingeklemmt. Als er die Stufen hochging, stolperte er, hielt sich am Geänder fest und ärgerte sich darüber, daß er seine Schwäche auch den anderen zeigte.
    Sie blieben dicht hinter ihm. Zum Glück ließen sie die Motoren der verdammten Sägen aus. Allerdings sprachen sie auch nicht mehr über die anderen.
    Bevor sie das Haus verließen, schnitt Golenkow das Thema an. »Ich weiß ja nicht, was ihr mit mir vorhabt, aber ich würde gern wissen, wer die anderen sind.«
    Rocco grinste ihn an. In der grauen Dunkelheit der Flurs hatten seine Augen den Glanz von poliertem Schiefer bekommen. »Du wirst sie noch früh genug kennenlernen, keine Sorge. Noch halten sie sich versteckt, aber das kann sich ändern. Außerdem müßtest du es erraten können, schließlich bist du ihretwegen gekommen.«
    »Die Agenten?«
    »Gut geraten. Aber sie schlafen noch«, flüsterte Rocco, während er in Richtung Tür nickte, die sein Freund aufzog. »Zu einem bestimmten Zeitpunkt werden sie erwachen.«
    »In der Nacht?«
    »Genau.«
    Der Russe schwieg. Er hatte eine bestimmte Ahnung, nur wollte er die für sich behalten und nicht jetzt schon die Pferde scheu machen. Argus ging vor. Erst jetzt fiel dem KGB-Mann auf, daß bei jedem Schritt des Mannes etwas in seiner Tasche klimpernd gegeneinanderschlug. Als würde Metall auf Metall treffen.
    Golenkow konnte sich keinen Reim darauf machen, wollte auch nicht wieder fragen und war froh über die kühle, klare und würzige

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