Grauen im Pentagon
Entschluß gefaßt. Jetzt brauchte er nur mehr wenige Schritte bis zu der Stelle zu laufen, wo er die Gräber wußte.
Vor ihm öffnete sich das Gelände. Dieser letzte Teil wirkte tatsächlich wie eine Sackgasse. Auch hier sah nichts ungepflegt aus. Die Gärtner kannten jeden Heck des Friedhofs wie ihre Westentasche. Mertens verließ den Kiesweg. Er ging über die sehr weiche Graserde. Links lagen mehrere Gräber beisammen. Die Steine daraufsahen aus wie zum letzten Gruß gereckte Hände.
Er mußte nach rechts.
Die drei Gräber fielen auf. Waren die anderen glatt und sehr gepflegt, so sahen sie, die Mertens sich ausgesucht hatte, im Vergleich dazu schlimm aus. Selbst die Steine standen nicht mehr so, wie sie eigentlich hätten stehen müssen. Sie standen schief im Boden, als würden sie jeden Moment zur Seite kippen.
Vörden Gräbern blieb Dr. Mertens stehen. Mit einem Taschentuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn und tupfte auch die Wangen ab. Auf den Gräbern hatten mal Blumen gestanden. Jetzt waren sie zertreten worden.
Die Gärtner waren es bestimmt nicht gewesen, auch nicht der Mann, der Mertens alarmiert hatte. Er war der Meinung, daß es die Toten selbst gewesen sein mußten.
Drei CIA-Beamte hatten hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Sie waren als Helden gestorben und auch wie Helden bestattet worden. Wenigstens nach außen hin hatte man ihnen das Prädikat Helden gegeben. Ihr Job in Mittelamerika war weniger heldenhaft gewesen. Man hätte ihn eher als schmutzig, zynisch und verlogen bezeichnen können. Der Amerikaner mit deutscher Abstammung umging die drei Gräber. Auf seine telefonische Veranlassung hin war an ihnen nichts mehr gemacht worden. Sie lagen so da, wie der andere sie vorgefunden hatte. Aufgewühlt, aber von innen!
Das machte Mertens mehr als mißtrauisch. Er trat mit dem Fuß auf die Graberde. Sein Schuh sank ziemlich weit ein. Der Untergrund war weich. Er hätte jetzt gern einen Spaten gehabt, um tiefer zu graben, aber Mertens gehörte zu den vorsichtigen Menschen. Bevor er eine Sache anging, wollte er sich erst über die genauen Umstände informieren. Er legte seine Hand auf die obere Kante eines Grabsteins. Obwohl dieser schief im Boden stand, gelang es Karl Mertens nicht, ihn zur Seite zu drücken.
Dazu brauchte er mehr Kraft. Hundertprozentig sicher war er sich nicht, doch in seinem Entschluß soweit gefestigt, daß er mit einer entsprechenden Hilfe darangehen konnte, die Gräber aufzuschaufeln. Er hatte dabei an die Militärpolizisten gedacht. Dazu mußten sie vorher vergattert werden. Auch das wollte Mertens erledigen. Sollte sich dann der Zombie-Verdacht bestätigen, würde eine verdammt harte Zeit anbrechen. Kaum vorstellbar, daß CIA-Agenten als lebende Tote durch die Welt liefen.
Selbst Mertens bekam bei dem Gedanken daran eine Gänsehaut. Kopfschüttelnd machte er kehrt und ging den Weg bis zu seinem Wagen wieder zurück. Er war in Gedanken versunken, überlegte sich schon die Folgen und dachte ebenfalls an Gegenmaßnahmen, die er ergreifen mußte. Dabei wollte ihm ein Name nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte den Mann bei einem Einsatz in den Bergen kennen und schätzen gelernt. Gemeinsam hatten sie damals einen Yeti gejagt. Der Mann stammte aus England, war Yard-Beamter, beschäftigte sich aber mit Fällen, die normalerweise verschwiegen wurden. Er jagte Geister, Zombies, Dämonen und ähnliche Gestalten. Deshalb hatte man ihm auch den Spitznamen Geisterjäger gegeben. Richtig hieß dieser Mann John Sinclair.
Als Mertens den Hauptweg erreichte, blendete ihn die Sonne. Er setzte seine dunkle Brille auf und ging mit forschen Schritten zurück zu seinem Wagen.
Das Dienstfahrzeug stand noch so da, wie er es verlassen hatte. Er öffnete die Tür und tauchte in das klimatisierte Fahrzeug. Eine Weile blieb er bewegungslos hinterdem Lenkrad sitzen, hing seinen Gedanken nach und hoffte schließlich, daß sich der gesamte Verdacht als Irrtum herausstellen würde. Doch wie es aussah, konnte er diese Hoffnung begraben.
Er startete. Die Automatik ließ den schweren Wagen sanft anrollen. Mertens schaute in den Spiegel — und erschrak. Hinter sich und in der dichten Wand der Büsche glaubte er, eine Bewegung wahrgenommen zu haben. Er konnte sich auch getäuscht haben, doch irgendwie überkam ihn das Gefühl, daß sich dort für einen kurzen Augenblick eine Gestalt gezeigt hatte.
Ein Gärtner - oder…
An die andere Möglichkeit dachte er sicherheitshalber nicht. Mertens
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