Grauen im Single-Club
Menschen trinken wollte, dann musste er es auf eine andere Art und Weise versuchen.
Durch seinen Kopf rollten die Vorstellungen und Gedanken. Sie wurden nie ganz fertig. Immer wieder musste er sich mit Fragmenten zufrieden geben, und während er sich weiter durch den Poolbereich bewegte, versuchte er zu sprechen.
Das schaffte er nur schwerlich. Jason Fielding wusste nicht, was er sagen sollte, denn es gab kein Denken mehr. Aber es gab den Geruch nach Mensch, der ihn umgab. Er wusste, dass sich hier Menschen aufgehalten hatten. Nur waren sie jetzt verschwunden. Sie hatten einfach nichts hinterlassen – bis auf den Geruch.
Er ging dorthin, wo die Wand durch einige Kabinen unterbrochen war, in der die Menschen sich normalerweise umzogen. Es gab helle Schwingtüren wie in den Saloons im Wilden Westen. Er schaute darüber hinweg. In manchen Kabinen sah er Handtücher auf dem Boden liegen. Wenig später gelangte er zu den Duschen. Er roch nichts, weil die Gier nach dem Lebenssaft alles verdeckte.
Seine Suche blieb erfolglos. Keinen Menschen hatte er zu Gesicht bekommen, und doch waren welche da, sonst wäre ihm nicht deren Geruch in die Nase gedrungen.
Da und nicht hier!
Wieder folgte Fielding seinen Instinkten. Als er nach vorn schaute und seinen Kopf dabei trotzdem etwas zur Seite drehte, fiel ihm eine Tür auf. Bisher hatte er sie übersehen.
Fielding blieb unbeweglich auf der Stelle stehen. Seine Lippen zuckten. Er wusste, dass er etwas Besonderes entdeckt hatte, was für seine Zukunft wichtig war.
Eine Tür ist zugleich ein Ein- und Ausgang. Wenn er durch sie schritt, würde er den Blutgeruch intensiver wahrnehmen, und dann...
Seine Gedanken irrten ab. Da die doppelseitige Glastür nicht beschlagen war und eine gute Durchsicht bot, erkannte er dahinter auch die Bewegungen.
Zuerst nur schattenhaft. Auch Sekunden später sah er nicht viel besser, aber seine Gier steigerte sich. Aus den Schatten wurden Gestalten. Sie verwandelten sich in zwei Menschen.
Die Augen begannen zu glänzen. Menschen und Blut. Das gehörte für Fielding zusammen.
Jason Fielding war nicht nur gierig, sondern auch schlau. Er sah es als Fehler an, wenn er plötzlich losstürmte und sich auf die beiden Personen stürzte. Er musste sie überraschen. Dazu gehörte es, wenn er sich versteckte und eine günstige Gelegenheit abwartete.
Der nackte Vampir zog sich zurück. Er huschte in eine der Kabinen hinein, die ihm leider wegen der Schwingtür nur eine unzureichende Deckung gab.
Dort blieb er stehen. Er wusste selbst, dass dieses Versteck nicht optimal war, und er wusste sich auch einzuschätzen. Noch befand er sich im Werden, er war nicht perfekt. Er hätte noch warten müssen, doch bei ihm überwog schon jetzt die Gier.
Er wollte Blut, und er würde es sich holen...
***
Ein Mann wie Burt Reynolds in jungen Jahren schaute uns an. Seine dunklen Augen befanden sich in ständiger Bewegung, und er schien überrascht zu sein.
Hineinzukommen in den Club war für Jane und mich kein Problem gewesen. Wir hatten geschellt, waren gemustert worden, und derjenige, der es getan hatte, der hatte uns schließlich eingelassen. Ob Suko schon den Club betreten hatte, wussten wir nicht. Das war im Moment auch nicht wichtig. Für uns gab es andere Probleme, denn es deutete darauf hin, das man uns den weiteren Zutritt verweigern wollte.
Dennoch blieb der Mann freundlich. Er hatte sich sogar als Linus Black vorgestellt, und wir wussten, dass ihm der Club gehört.
»Ein... ein Paar...?«. fragte er gedehnt und auch leicht amüsiert.
»Wie Sie sehen«, bestätigte Jane.
»Ja, ja, natürlich. Aber wir sind ein Single-Club, wie Sie bestimmt auch wissen.«
Jane lächelte ihn kokett an. »Das sagte auch Ihr Bruder Gordon.«
»Oh, Sie kennen ihn?«
»Klar.«
»Woher?«
Jane spielte ausgezeichnet mit. Sie senkte ihren Blick und schluckte so stark, dass es nicht übersehen werden konnte.
»Es liegt eigentlich auf der Hand, wie wir Ihren Bruder kennen gelernt haben, Mr. Black.«
»Beruflich also?«
»Genau. Zuerst beruflich. Dann sind wir ins Gespräch gekommen. Er erzählte uns von diesem Club, in dem sich nur Singles wohl fühlen, wie er sagte. Hin und wieder werden auch Ausnahmen gemacht, wenn Paare mal etwas anderes erleben wollen.« Jane lächelte wissend und zugleich zuckersüß. »Sie verstehen schon, was ich meine.«
Linus Black nickte. Er schaute Jane Collins dabei wohlwollend an. In seinen Augen blitzte es, und ich hatte den Eindruck, als
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