Grauen im Single-Club
beschäftigt.«
»Möglich.«
Suko trank wieder und versuchte, von sich ein möglichst harmloses Bild zu geben. »Aber Sie haben nur diese drei Frauen porträtiert. Warum nicht die anderen?«
»Die wurden fotografiert.«
»Und diese drei nicht?«
»Nein.«
»Warum nicht?«
Darius Winter verengte die Augen und schaute Suko mit einem etwas wissenden Blick an. »Nun ja, es gibt Personen, die sich nicht fotografieren lassen wollen oder...«, er legte eine kleine Pause ein, »bei denen es nicht möglich ist.«
»Tatsächlich?«
»Genau.«
Suko hob die Schultern an. »Das... das... kann ich mir nicht vorstellen. Wie kann es passieren, dass man einen Menschen nicht fotografieren kann? Damit habe ich meine Probleme.«
Winter schickte Suko ein etwas spöttisches oder leicht überhebliches Lächeln. »Haben Sie das wirklich?«
»Was meinen Sie?«
Der Maler legte den Kopf schief und griff nach seinem Glas. Bevor er trank, schickte er Suko ein wissendes Lächeln, und in dem Inspektor erhärtete sich ein bestimmter Verdacht.
Er schaute Darius Winter an, der genüsslich sein jetzt leeres Glas zurückstellte, nickte und dann fragte: »Warum sind Sie eigentlich ohne Ihren Freund und Kollegen John Sinclair gekommen?«
***
Jetzt war es heraus!
Suko stritt nichts ab. Er gab zunächst keine Antwort und blieb ruhig auf seinem Hocker sitzen. Einen bestimmten Anfangsverdacht hatte er schon gehegt. Der hatte sich nun bestätigt.
»Sie sagen nichts?«
»Ich denke nach.«
»Sehr gut. Und worüber?«
Suko lächelte. »Erst mal nicht darüber, dass Sie mich kennen, sondern über Ihre Arbeit.«
»Da bin ich gespannt.«
Suko ließ sich Zeit. Er nahm einen Schluck aus seinem Glas und meinte: »Es ist schon ungewöhnlich, dass man drei dieser hier beschäftigten Frauen malt und nicht fotografiert.«
»Der Chef wollte es so.«
»Warum?«
»Ich habe Ihnen schon gesagt, dass sie sich nicht fotografieren lassen. Das passt nicht.«
»Wofür es einen bestimmten Grund gibt.«
»Durchaus, Suko.«
Der Inspektor nickte und verzog die Lippen dabei zu einem dünnen Lächeln. »Es könnte ja sein, dass diese Frauen zwar aussehen wie normale Menschen, aber keine sind.«
»Das haben Sie gesagt! Aber«, der Maler beugte sich zu Suko hin, und in seinem Blick lag eine gewisse Spannung. »Wer, zum Henker, sind diese Frauen dann?«
»Vampire?«
Darius Winter zuckte wieder zurück. Er lächelte nicht mehr und sagte mit leiser Stimme: »Ich denke doch, dass die richtige Person hier neben mir sitzt.«
»Danke.« Suko fragte sofort nach. »Dann liege ich nicht so falsch, meine ich?«
»Nein, das liegen Sie nicht.«
»Und Sie wissen genau, dass Sally, Ruby und Nicole drei Blutsaugerinnen sind?«
»Ja, das ist mir bekannt. Sie sind die wahren Herrscherinnen des Single-Clubs. Und sie sind es auch, die für Nachschub sorgen. Es soll Menschen geben, die den Club zwar äußerlich als solche verlassen haben, aber nur nach außen hin. Sie verstehen, was ich sagen will.«
»Klar, ich kenne mich da schon etwas aus.«
»Sie untertreiben, Inspektor.«
Suko winkte ab. »Lassen wir das. Ich wundere mich allerdings darüber, wie Sie reagiert haben. Das hätte ich nicht für möglich gehalten, dass ein Mensch sich so verhält.«
»Warum nicht? Ich bin ruhig geblieben, aber ich habe auch gehandelt. Sie sitzen nicht grundlos hier.«
»Stimmt. Mich hat mein Freund John Sinclair gewarnt, der sicherlich hier erscheinen wird. Zumindest haben wir uns hier verabredet.«
»Dann wusste er schon vor Ihnen Bescheid.« Der Maler wirkte plötzlich fröhlich. »Und daran, das können Sie mir glauben, trage ich die Schuld.«
Suko zeigte seine Überraschung nicht. Er bestellte ein neues Getränk und entschied sich für das Gleiche.
»Wollen Sie nicht wissen, wieso?«
»Sie werden es mir sicherlich sagen.«
»Ja, jetzt schon. Ich lernte eine Frau kennen, nachdem ich diese drei Bilder gemalt habe. Sie muss mich schon verfolgt haben und stand eine Nacht später in meinem Atelier.« Winter hob die Schultern und schüttelte zugleich den Kopf. Dann drehte er die leere Flasche zwischen seinen Händen. »Ich habe mich nie für einen ängstlichen Menschen gehalten, aber in dieser Nacht bekam ich schon einen Schock. Es war eine Frau, die mich besuchte. Ein Hammer, kann ich Ihnen sagen. Perfekt. Ich kann das behaupten, denn ich kenne mich mit der Anatomie eines Menschen aus. Fast zu vergleichen mit einer Barbie-Puppe.«
»Justine Cavallo«, sagte Suko.
»Genau sie.
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