Grauen im Single-Club
»Das hat er nicht überspielen können. Das war zu spüren.«
»Meine ich auch.«
»Was tun wir?«
»Es bleibt bei unserem Plan. Wir werden versuchen, in den anderen Bereich zu gelangen.«
»Toll. Kannst du dich unsichtbar machen?«
»Das nicht, aber...«
»Man beobachtet uns bereits!« Den Satz hatte die Detektivin mehr gezischt als gesprochen.
»Woher?«
Auf diese Frage gab sie eine indirekte Antwort. »Black hat doch von einem Türsteher gesprochen, der normalerweise die Gäste in Empfang nimmt. Wir haben ihn zwar nicht gesehen, aber ich kann mir vorstellen, dass er sich soeben platziert hat.«
»Wo?«
Jane nickte leicht nach rechts. »Der erste Tisch von der runden Theke aus gesehen. Da sitzt ein Typ im dunklen Anzug, breiten Schultern und Rasierschnitt. Er tut so gelangweilt, aber er hat alles im Blick. Wenn mich nicht alles täuscht, steht er mit seinem Boss in Verbindung. Er könnte einen Knopf im Ohr haben und am Jackett ein Mikro. Jedenfalls hat er sich durch seinen Platz einen guten Überblick verschafft. Wir können nichts tun, ohne dass es gesehen wird.«
»Wenn das wirklich so ist, dann muss Linus Black Verdacht geschöpft haben.«
»Denke ich auch.«
»Und nur, weil er seinen Bruder nicht erreicht hat?«
Jane unterdrückte ihr leises Lachen nicht. »Kannst du genau sagen, welche Verbindung zwischen den beiden besteht? Abgesehen von ihrer Blutsverwandtschaft?«
»Ich weiß nur, dass sie Zusammenarbeiten.«
»Abwarten.«
Es war das Beste, was wir tun konnten. Natürlich gefiel die Warterei keinem von uns, aber wir durften auch nichts überstürzen. Ich hatte das feste Gefühl, dass hier noch etwas passieren würde und wir im Augenblick noch die Ruhe vor dem Sturm erlebten.
Ich setzte mich bequemer hin, sodass ich so viel wie möglich im Blick behalten konnte. Wir waren ja wegen der Vampire gekommen. Gesehen hatten wir bisher keinen Blutsauger. Allmählich festigte sich in mir die Überzeugung, dass wir hier auf dem Trockenen saßen. Wenn sie sich versteckt oder in Bereitschaft hielten, dann bestimmt nicht dort, wo sie beobachtet werden konnten, sondern in irgendwelchen Verstecken, die wir möglicherweise im Wellness-Bereich fanden, der jedoch leider nicht zugänglich war.
Ich machte mir auch über Suko Gedanken. Er hätte schon längst hier im Club sein müssen, aber ich sah ihn nicht. Entweder hatte er ihn noch nicht erreicht, oder er war abgetaucht und ging seine eigenen Wege. Das konnte ich mir eher vorstellen. Nur war ich mir beim besten Willen nicht sicher, und so blieb uns nichts anderes übrig als abzuwarten und darauf zu hoffen, dass er irgendwann kommen würde.
»Ich werde mal einen Versuch starten«, flüsterte Jane.
»Und welchen?«
»Ich stehe auf und gehe zur Toilette.« Sie löste sich von mir. »Mal sehen, wie unser Aufpasser reagiert.«
»Gut«, sagte ich. »Zehn Minuten höchstens.«
Sie winkte ab. »So lange wird es nicht dauern.« Dann griff sie nach ihrer Handtasche. »Außerdem kann ich mich schon wehren, wenn es hart auf hart kommt.«
»Das weiß ich.«
Jane stand auf. Sie drehte sich und beugte sich noch mal zu mir herab, um mir einen Kuss zu geben. Das Spiel beherrschte sie wirklich perfekt, und ich hoffte, dass auch der Typ mit den breiten Schultern darauf reinfiel.
Er behielt uns tatsächlich im Auge, und er zuckte leicht zusammen, als er sah, dass Jane aufgestanden war.
Sie schlängelte sich von mir fort, schaute sich um und entdeckte einen Leuchtpfeil, der auf die Toiletten hinwies. Den Weg schlug sie ein, und auch unser Aufpasser erhob sich. Er tat es mit trägen Bewegungen wie jemand, der zu lange gesessen hatte und seine Glieder geschmeidiger machen wollte.
Es konnte auch Zufall sein. Vielleicht wollte er auch woanders hin, aber das passierte nicht.
Er ging Jane tatsächlich nach. Für mich stand fest, dass ich nach einer gewissen Wartezeit der Dritte im Bunde sein würde.
Jane und der Aufpasser waren schnell verschwunden. Ich blieb allein am Tisch zurück. Ob das länger anhalten würde, wusste ich nicht. Zumindest war ich nicht davon überzeugt.
Dann fiel mir eine Bewegung auf. Nicht weit entfernt und etwa an der linken Seite.
Dort sah ich drei junge Frauen. Dass sie sehr sexy gekleidet waren, interessierte mich im Moment nicht. Ich hatte etwas anderes gesehen, schaute noch mal hin, sah die Person jetzt deutlicher, und dann hatte ich das Gefühl, von einem Stromstoß erwischt worden zu sein.
Eine der Frauen kannte ich.
Es war die
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