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Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition)

Titel: Graues Land - Die Schreie der Toten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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Kontrollhäuschen war unbesetzt.
Wulf hielt vor der zerbrochenen Schranke den Wagen an und betrachtete ein Graffiti, das jemand mit roter Farbe neben dem Eingang auf die Betonwand gemalt hatte. ›Kein Leben‹, stand dort in ungelenken Lettern. Daneben befand sich ein Totenschädel mit gekreuzten Knochen. Die Farbe war wie blutige Tränen nach unten gelaufen und getrocknet. Direkt vor der Wand war mit derselben Farbe ein Pfeil auf die Straße gemalt, der nach Osten deutete.
»Was bedeutet das?«, fragte Daryll, der die Waffe aus dem Bund seiner Hose gezogen hatte.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Wulf so leise, als würde er zu sich selbst sprechen. »Aber wir müssen vorsichtig sein. Das sieht nicht gut aus.«
Er nahm sein Gewehr, stieg aus und ging zu Murphy, der einige Meter hinter ihm parkte. »Wir fahren einmal über das Gelände und halten Ausschau. Bleib dicht an mir dran. Wenn von irgendwoher Gefahr droht, fahren wir auf schnellstem Weg zum Eingang zurück und sehen zu, dass wir Land gewinnen.«
Murphy nickte und deutete auf die Botschaft an der Betonwand. »Glaubst du wirklich, dass wir hier jemanden finden werden?«
»Ich hoffe, wir sind keinem Phantom hinterhergejagt.« Wulf richtete sich auf und stemmte die Fäuste in den Rücken. »Auf jeden Fall können wir nicht so viel Hilfe erwarten, wie ich gehofft hatte.«
Murphy stieß ein Lachen aus, das an das Krähen eines alten Vogels erinnerte. »Mach dir keine Gedanken. Wir mussten etwas tun. Und hierher zu kommen, schien die beste Lösung.« Er nickte in Richtung der Basis. »Lass uns sehen, was wir finden!«
Wulf legte dem alten Mann kurz die Hand auf den Arm. Dann stieg er in den Pick-up und fuhr langsam durch das Tor, wobei die Pumpgun zwischen seinen Beinen herausragte. Daryll hielt die Magnum mit beiden Händen und beobachtete aufmerksam die Umgebung.
Schon als sie das Wachhäuschen passierten und der Blick auf das Gelände der Basis frei wurde, erkannte Wulf, dass ›Boscom Field‹ verlassen war. Einige Jeeps und Humvees standen auf den markierten Fahrwegen, als seien sie in Panik von den Fahrern verlassen worden. Ungefähr in der Mitte der Anlage stand ein Panzer, dessen Geschützturm auf das Tor gerichtet war. Die Einstiegsluke stand offen. Wulf glaubte, die dunklen Spuren von Blut auf dem Stahl zu erkennen, als sie daran vorbeifuhren.
Von einem Fahnenmast neben dem Hangar wehte eine Flagge; ein groteskes Schauspiel sinnloser Bewegung im Wind. An die Wand der Flugzeughalle waren die gleichen Worte wie auf der Außenwand des Geländes gemalt. Diesmal wurden sie von zwei Totenschädeln begleitet.
Überall lag Papier, das vom Wind über den Hof geweht wurde. Immer wieder erkannte Wulf Militärrucksäcke und zusammengerollte Einmannzelte, die zwischen den abgestellten Jeeps auf der Erde lagen. Er vergewisserte sich, dass Murphy direkt hinter ihm war. Er konnte sehen, dass der alte Mann und das Mädchen aufmerksam die Umgebung beobachteten.
Am Turm in der Mitte des Hofes stand ebenfalls etwas geschrieben. Wulf musste näher heranfahren, um die ebenfalls mit roter Farbe gemalte Botschaft entziffern zu können. Scheinbar hatte jemand die Worte in höchster Eile geschrieben.
›Suchst du Leben, geh nach Mayfield.‹
Wulf erinnerte sich, dass Mayfield eine kleine Stadt an der Küste war, etwa einhundert Meilen von ›Boscom Field‹ entfernt. Eine kleine, kaum wahrnehmbare Hoffnung keimte in ihm auf. Er spielte mit dem Gedanken, die einzelnen Gebäude der Anlage nach nutzbaren Gegenständen zu durchsuchen, doch die an die Wände gemalten Totenschädel überzeugten ihn schnell davon, dass sich dieser Gedanke als tödlich erweisen konnte. Bereits ihre bloße Anwesenheit konnte ein törichter Fehler sein. Er fühlte sich plötzlich allein gelassen. Als hätte man ein Kind im Wald ausgesetzt. All seine Hoffnungen und die seiner Gruppe hatten auf Stonington gelegen. Kein einziges Mal war ihm der Gedanke gekommen, dass sich die Basis als ebenso entvölkert präsentieren konnte wie der Rest der Welt. Irgendwie hatte die Propagandamaschinerie der Regierung einen anderen Gedanken, als Hilfe und Sicherheit in Verbindung mit dem Militär, nicht zugelassen. Und Wulf war eindeutig davon infiziert gewesen. Die Tatsache, dass es sowohl keine Regierung als auch kein Militär mehr gab, ließen für ihn die Welt in noch trüberem Licht erscheinen.
Sie umrundeten den Turm und näherten sich dem Flugzeughangar von der Rückseite, als Wulfs Blick auf einen kleinen, braunen

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