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Graues Land (German Edition)

Graues Land (German Edition)

Titel: Graues Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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war stets der Meinung gewesen, dass sie ein gewisser Schutz in dieser abgelegenen Gegend beruhigen würde. Deshalb hab ich vor über zwanzig Jahren in Devon, der nächstgrößeren Stadt, das Gewehr gekauft und es in einem eigens dafür angefertigten Schrank aufbewahrt. Dort hat es dann all die Jahre unberührt gestanden, vergessen von Sarah und mir.
    Es ist eine AYA mit Kaliber 12, für die ich auch ein größeres Kaliber bekommen hätte. Doch ich hatte damals keine Ahnung von Waffen, und Kaliber 12 erschien mir in der friedlichen Umgebung unserer Hügel als ausreichend.
    Erst jetzt habe ich es wieder hervorgeholt und bin erstaunt, dass es noch immer funktionstüchtig ist. Ich habe es gesäubert und eingeölt und die Kammern für die Patronen sowie den Doppellauf überprüft. Alles scheint in Ordnung zu sein. Zu Anfang habe ich geglaubt, dass ich das Gewehr ganz sicher nicht brauchen werde. Im Grunde habe ich es nur aus dem Schrank genommen um Sarah einen Gefallen zu tun. Ich habe ihr immer ihre Wünsche von den Augen abgelesen. Und so tue ich es auch jetzt noch, auch wenn sie wohl nie erfahren wird, dass ich das Gewehr nach all den Jahren wieder an mich genommen habe.
    Mittlerweile denke ich über den Grund, weshalb ich so viel Sorgfalt auf die Funktionalität der Waffe gelegt habe, anders. Seit ich vor vier Tagen eine dieser Kreaturen gesehen habe.
    Ich kann nicht einmal sagen, um was es sich eigentlich gehandelt hat. Mein erster Gedanke war gewesen, dass ich einen Shoggothen gesehen habe, auch wenn seine Erscheinungsform nicht der jener gallertartigen Wesen glich, die H.P. Lovecraft in seinen Geschichten umschreibt. Aber es war der erste Begriff, der mir in den Sinn gekommen war. Deshalb nannte ich die Kreatur so. Sarah hatte damals schon Recht gehabt – man fühlt sich sicherer mit einer Waffe, gerade in Tagen wie diesen.
    Ich nehme das Gewehr, überprüfe ob die Kammern geladen sind und stecke einige weitere Munitionshülsen in die Tasche meiner alten Cordjacke, die über dem Sekretär an einem Haken hängt. Dann gehe ich ins Badezimmer, zünde zwei Kerzen an und erledige mein Geschäft.
    Ich wasche mich mit kaltem Wasser aus einer alten Porzellanschüssel, die ich ins Waschbecken gestellt habe. Dabei versuche ich, das alte verzweifelte Gesicht im Spiegel zu ignorieren.
    Mit der Jacke und dem Gewehr gehe ich in die Küche und lasse einen kritischen Blick durch die Speisekammer wandern. Schließlich stecke ich etwas Geld ein und gehe durch den Hintereingang hinaus in den kleinen Garten, den Sarah früher einmal angelegt hat. Heute wächst dort nur noch Unkraut und dorniges Buschwerk.
    Auf der kleinen hölzernen Veranda bleibe ich stehen. Das Gewehr liegt in meiner Armbeuge, der Lauf ist zum Boden gerichtet. Es ist nicht das erste Mal, dass ich in den letzten Tagen nach draußen gegangen bin. Zweimal war ich frisches Wasser aus dem alten Brunnen holen und einmal habe ich versucht, über das Autoradio einen Sender zu empfangen, jedoch ohne den geringsten Erfolg. Jedes Mal, wenn ich auf der Veranda gestanden habe, hat mich diese unnatürliche Stille wie eine undurchdringliche Wand empfangen.
    Ich stehe reglos auf den verwitterten und ausgetretenen Holzblanken, und lasse meinen Blick durch den Garten gleiten. Die welken Blätter einiger Büsche neigen sich leicht in einer kühlen Brise und durch das an manchen Stellen kniehohe Unkraut streicht eine traurige Bewegung, als würde selbst der Wind zu fliehen versuchen. Doch all das erzeugt keinerlei Geräusche.
    Das Land ist still.
    Ein körperhaftes Schweigen hat sich wie eine gigantische Glocke über die Welt gelegt. Fast bekomme ich das Gefühl, ich bräuchte nur die Hände nach vorn auszustrecken, um diese Stille ergreifen zu können.
    Mein Blick fällt über den windschiefen Lattenzaun zu der weiten Wiese hin, die sich bis an den Rand des Waldes erstreckt. Die schwarze Front der Bäume ist lediglich als grauer Schemen im morgendlichen Dunst zu erkennen. Die Wiese wirkt starr, als wäre sie über Nacht gefroren. Über kleinen Tümpeln, die sich in den Senken gebildet haben, kann ich das träge Spiel weißer Nebelschleier beobachten.
    Wenn ich früher an dieser Stelle gestanden habe, konnte ich das Geschrei der Vögel hören, die über das Gras geflogen sind und sich im Sturzflug auf ihre Beute stürzten. Oder das einsame Röhren der Hirsche drang aus den Wäldern zu mir herüber.
    Jetzt höre ich gar nichts. Als würde ich ein düsteres Gemälde betrachten, so

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