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Graues Land (German Edition)

Graues Land (German Edition)

Titel: Graues Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dissieux
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erscheint mir die Welt jenseits des kleinen Gartens.
    Mein Blick fällt zu dem notdürftig zusammengezimmerten Carport, unter dessen Dach mein alter Pick-up steht. Die Scheiben sind angelaufen und auf der Motorhaube kann ich eine hauchdünne Schicht Raureif entdecken. Einen letzten Blick in die still gewordene Welt werfend, stapfe ich durch das hohe Gras zu meinem alten Wagen hinüber. Das Schleifen der Halme um meine Stiefel kommt mir wie das Zischen unzähliger Schlangen vor. Hinter mir bleibt eine nasse Spur im Gras zurück. Unwillkürlich blicke ich mich nach allen Seiten um, den Lauf des Gewehrs nach vorn gerichtet, den Zeigefinger auf dem kalten Abzug liegend. Vier Tage ist es her, dass ich den Shoggothen gesehen habe.
    Ich war gerade auf dem Weg zum Brunnen in der hintersten Ecke des Gartens gewesen. Um mich vor der morgendlichen Kälte zu schützen, trug ich einen dicken Morgenmantel. Der Anblick, den ich dabei abgegeben habe, muss wohl ziemlich lächerlich auf einen zufälligen Beobachter gewirkt haben. In den Händen hielt ich jeweils einen alten Blecheimer, die jahrelang im Schuppen in einer Ecke gestanden haben und mir jetzt gute Dienste erwiesen, denn keiner konnte sagen, wie lange es dauern würde, bis wir wieder mit fließendem Wasser versorgt werden würden. Und so lange würde ich das Wasser eben mühsam aus dem alten Brunnen holen müssen.
    Auch wenn die Zeiten im Moment schlecht erschienen, so wollte ich doch auf keinen Fall meine Aufgaben, Sarah betreffend, vernachlässigen. Und dazu gehörte es nun einmal, sie morgens und abends zu waschen und ihr zu den Mahlzeiten einen Tee zuzubereiten. Zumindest diesen letzten Teil ihrer Erinnerung an bessere Zeiten wollte ich ihr bewahren.
    Ich hatte an jenem Tag gerade die Hälfte der Strecke zwischen Veranda und Brunnen zurückgelegt und spürte die Kälte der Grashalme an den Schienbeinen, als mir im Augenwinkel eine Bewegung auffiel.
    Schlagartig blieb ich stehen. Seit Tagen war das einzige, das sich in dieser Welt bewegt hat, mein Spiegelbild und Sarahs langsames Atmen gewesen. Selbst die Bäume und Sträucher schienen an manchen Tagen erstarrt. Über der Wiese jenseits des Gartenzaunes hing feuchter Nebel, der mir wie Watte erschien. Den Waldrand am Ende des Feldes konnte ich schon nicht mehr erkennen.
    Zunächst traute ich meinen Augen nicht. Ich blinzelte und schalt mich in Gedanken bereits einen alten Narren, der beginnt, Geister zu sehen. Doch so sehr ich auch mit den Augen zwinkerte und mir schließlich sogar mit dem Ärmel des Morgenmantels durchs Gesicht fuhr: die Erscheinung war kein Trugbild. Mitten auf der Wiese, umhüllt von grauen Nebelschleiern, stand eine braune, hoch aufgerichtete Kreatur. Auf den ersten Blick dachte ich, der hagere Leib des Wesens sei mit Fell bewachsen, doch je länger ich hinsah, desto mehr kam ich zu der Überzeugung, dass die Kreatur vollkommen nackt war. Die Haut war braun, mit schwarzen Flecken übersäht, als hätte man das Fleisch des Geschöpfes fest zusammengepresst und ihm anschließend die Haut abgezogen. Der Schädel erinnerte mich auf die Entfernung hin an die Form eines Hundekopfes.
    Spitze Ohren standen stachelgleich in die Höhe, der Fang war leicht geöffnet. Ich konnte den kondensierenden Atem der Kreatur erkennen, wie er sich mit dem Nebel verband. Die Augen erschienen mir gelben Raubtieraugen gleich, und sie waren auf mich gerichtet.
    Wir sahen uns an.
    Ich war unfähig mich zu bewegen. In diesen wenigen Sekunden schien die Zeit still zu stehen.
    Mein Verstand glitt ruhig dahin, und ich dachte unwillkürlich an das unheimliche Heulen, das ich seit einigen Nächten hörte. Einmal habe ich geglaubt, in der Nacht Geräusche an der Verandatür zu hören. Schwerfällige Schritte und das Kratzen von Krallen auf Holz. Doch sie waren so schnell wieder verschwunden, dass ich mich mit der Gewissheit, mich in den Fängen eines meiner Alpträume zu befinden, wieder schlafen legte. Konnten diese Geräusche von jenem schauerlichen Wesen stammen?
    Als mich die riesige Kreatur über den Gartenzaun hinweg anstarrte, ihr Atem stoßweise als grauer Dunst aus seinen Fängen aufstieg, und ich plötzlich krallenbewehrte Klauen erkannte, wo sich Finger hätten befinden sollen, wusste ich, dass ich in jener Nacht keinem Traum erlegen war.
    Ich kann heute nicht mehr sagen, wie lange wir in der Morgenkälte so da gestanden haben, denn Zeit schien in diesem Moment keine Rolle zu spielen. Irgendwann stieß das Geschöpf ein

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