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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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schlenderte an der Reihe der abgestellten Wohnwagen entlang, als
wolle er noch einen Abendspaziergang machen.
    »Einen
wunderschönen guten Abend«, lächelte er der Frau zu, die ihn beim Näherkommen
bereits neugierig beäugt hatte.
    »Guten
Abend«, erwiderte sie seinen Gruß und schien sogar darauf zu warten, dass er
sich Zeit für ein Gespräch nahm. »Das richtige Wetter, um Wäsche zu trocknen«,
sagte er und blieb stehen. »Wir haben ja richtig Glück an diesem Wochenende.
Die Wolkenwand hat sich zum Abend hin doch noch verzogen.« Er sah zum
Aggenstein hinauf, der in ungetrübter Schönheit in die Höhe ragte. »Da wird man
die Herz-Jesu-Feuer heute Abend gut sehen können.«
    »Ja,
geradezu genial«, sagte Renate Fischer. »War gestern Abend schon traumhaft.
Aber heute gibt’s die Feuer drüben in Tannheim und besonders schön in
Schattwald.« Sie deutete zur anderen Talseite. »Sind Sie erst heute
angekommen?« Es war eine der typischen Fragen, mit denen Camper meist ihre
Konversationen begannen.
    »Heut’
Vormittag, ja«, erklärte Häberle und trat einen Schritt näher an Fischers
Parzelle heran. »Und sogar schon auf dem Berg gewesen.«
    »Neunerköpfle
oder Füssener Jöchle?« Die Frau ging davon aus, dass er eine Seilbahn benutzt
hatte.
    »Neunerköpfle.
Aber nicht weit gewandert. Nur ein bisschen da oben rum halt.«
    »Traumhaft
da oben, gell? Normalerweise gehen wir um diese Jahreszeit auch hoch, aber
diesmal will mein Mann nicht so recht.« Sie lächelte. »Er will’s gemütlich
angehen und lieber im Tal wandern. Aber wir haben ja Zeit. Als Rentner ist man
nicht mehr an diese schrecklichen Arbeitszwänge gebunden.« Sie sah Häberle an.
»Sind Sie auch schon Ruheständler?«
    Er
zögerte. »Nicht ganz«, wich er aus. »So ein bisschen muss ich noch.« Er sehnte
diese herrlich freie Zeit herbei, ohne Zwänge, ohne jemandem Rechenschaft
schuldig zu sein, ohne diese elenden Verwaltungshengste, die jetzt mit der
Polizeistrukturreform in Baden-Württemberg hoffentlich auf ein Mindestmaß
zurechtgestutzt wurden, auch wenn Göppingen damit seine Direktion verlor und
einem neuen Polizeipräsidium mit Sitz in Ulm untergeordnet wurde. Dort würde
künftig auch Häberles neuer Dienstsitz sein.
    Er ging
auf die Frage der Frau ein. »Sie können also hier bleiben, so lang es Ihnen
beliebt«, stellte er fest.
    »Genau
so ist es. Und wenn’s mal regnet, stört’s uns auch nicht.«
    »Es
sieht hier so aus, als seien viele Dauercamper da.« Häberle versuchte, das
Gespräch in eine entsprechende Richtung zu lenken.
    »Ja,
die ganze Reihe hier.« Sie deutete die Gasse entlang. »Alles nette Leute, meist
auch schon Rentner.«
    »Aber
heut ist wohl keiner hier?« Häberle sah sich demonstrativ um, ohne jemanden
wahrzunehmen.
    »Doch,
doch. Viele sitzen um diese Zeit schon vor ihrem Fernseher. Und mein Mann ist
noch nach Tannheim rüber. Er hat einen Bekannten an der Seilbahn abgeholt und
wollte mit ihm noch in eine Wirtschaft gehen und später die Herz-Jesu-Feuer
anschauen.« Sie lächelte. »Das brauch ich nicht unbedingt.«
    »An der
Seilbahn«, nahm Häberle die Gelegenheit wahr, sein anvisiertes Thema
aufzugreifen, »da soll etwas Schlimmes passiert sein, hab ich gehört.«
    Renate
Fischer kam nun auch einen Schritt näher, nachdem sie ihr letztes Wäschestück
an die Leine geklammert hatte. »Ja, ziemlich schreckliche Sache. Jemand hat
vorgestern Morgen eine Frau umgebracht. In einer Gondel. Genaues weiß man
nicht.«
    »Weiß
man denn, wer die Frau war?«
    Renate
Fischer zögerte. Sie war sich offenbar unschlüssig, ob sie ihr Wissen kundtun
sollte. »Sie ist … sie war sogar eine gute Bekannte von uns«, sagte sie schließlich
unsicher, ohne zu ahnen, dass Häberle diese Antwort erwartet hatte.
    »Ach
Gott«, zeigte er sich betroffen. »Sie haben sie gekannt?« Er kam noch näher zu
ihr heran, um dem Gespräch einen vertraulichen Anschein zu geben. Aus Erfahrung
wusste er, dass Frauen wie Renate Fischer geradezu dankbar dafür waren, wenn
sich jemand für ihre Klatschgeschichten interessierte.
    »Man
muss wissen«, fuhr sie ungefragt fort, »dass wir zwei Ehepaare sind, die
regelmäßig hierher kommen, um mit einigen anderen Leuten hier tolle Wochenenden
zu verbringen. Karin – so heißt die Frau – gehörte auch dazu.«
    Frau
Fischer begann, nahezu ohne Punkt und Komma zu erzählen, dass sie sich auf
einer privaten Almhütte zusammenfänden, um über Gott und die Welt zu reden.
Diesmal aber, so

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