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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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bereits 19 Uhr, sodass er auch an einem Tag wie heute, wenn die
Sonne fast schon am längsten am Himmel stand, beim Abstieg in die Nachtstunden
hineinkäme. Er hatte nur seine kleine Taschenlampe dabei und wollte nicht das
Risiko eingehen, sich im unwegsamen Gelände zu verirren.
    Es
dauerte noch über eine halbe Stunde, bis er die bewirtschaftete Hütte erreicht
hatte, die mittlerweile im Schatten der Steilhänge lag. Niemand saß mehr auf
der Terrasse. Die Temperatur war mit den verschwindenden Sonnenstrahlen
deutlich gesunken.
    Mullinger
betrat den schlecht beleuchteten Innenraum, in dem ihm der Duft von Fett und
Bratkartoffeln entgegenschlug. Er grüßte die Bedienung, die ihn freundlich
anlächelte, und fragte nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Ohne große
Formalitäten bekam er diese geboten und landete in einem der rustikal
eingerichteten Zimmer unterm Dach. So wie es aussah, brauchte er es mit
niemandem zu teilen. In modern ausgestatteten Hütten gehörten Matratzenlager
ohnehin der Vergangenheit an. Das mochte zwar komfortabel sein, war jedoch
nichts weiter als ein Zugeständnis an die gestiegenen Ansprüche der zunehmenden
Zahl von Bergtouristen. Die meisten hatten mit den Gebirgswanderern alter
Prägung nichts mehr gemein. Denen war jeglicher Luxus ein Graus gewesen, weil
sie befürchteten, die Alpenlandschaft werde eines Tages verrummelt.
    Mullinger
hatte sich seine Schlafstätte mit dem Rucksack reserviert, sich am Waschbecken
frisch gemacht und war dann in die Hüttenstube gegangen, in der ihm feuchtwarme
Luft entgegenschlug. Zwei Tische weiter spielten drei zünftige Bergburschen
Skat, wobei offenbar reichlich Bier floss.
    Mullinger
bestellte Leberkäs mit Spiegelei und Bratkartoffeln und gönnte sich ebenfalls
ein Bier. Nun war es das erste Mal, dass er auf einer öffentlichen Berghütte
nächtigte.
    Keinen
einzigen seiner Studienkollegen hatte er zu einer Gebirgswanderung überreden
können. Manchmal schien es ihm, als seien alle seine Altersgenossen nur noch an
›Events‹ und großen, vor allem lautstarken Veranstaltungen interessiert, ohne
ein Auge für die Natur zu haben. Er jedoch hatte sich schon von frühester
Jugend an für Tiere und Pflanzen interessiert, für das Wetter und die vielen,
noch unerforschten Geheimnisse, die das Leben bereithielt. Eigentlich wäre er
gern Naturwissenschaftler geworden, doch weil es zu einem Uni-Studium nicht
gereicht hatte, war er auf die Tourismus-Branche gekommen, die ebenfalls
Interesse an einer intakten Umwelt haben musste. Eines Tages, da war er sich
ganz sicher, würde er in irgendeinem Fremdenverkehrsbüro eine leitende Position
einnehmen und für ›sanften‹ Tourismus werben. Jedenfalls würde es mit ihm keine
weiteren Seilbahn-Erschließungen mehr geben, weder für Gondeln noch für
Skilifte, und schon gar keine Einrichtungen, mit denen Massen in unberührte
Landschaften gelockt wurden.
    Gerade,
als er in solche Gedanken versunken war und, vom Alkohol des halben Glases Bier
in sanfte Hochstimmung gebracht, über seine Zukunft philosophierte, wurde die
Klinke der Eingangstür niedergedrückt. Nur im Augenwinkel nahm er eine Person
wahr, die kurz stehen blieb und sich zu orientieren schien.
    Mullinger
sah auf und wusste für eine Sekunde lang nicht, was dies zu bedeuten hatte.

62
     
    Häberle war zu müde gewesen, um
sich noch mit Grantner in einer Kneipe zusammenzusetzen. Sie verabredeten sich
für den morgigen Montag, um im Gebäude der Polizeiinspektion Grän die
bisherigen Erkenntnisse zusammenzustellen. Auch Platzko und der örtliche
Abteilungsinspektor Gustav Niedermaier sollten dabei sein.
    Häberle
ließ sich von Grantner zum Campingplatz fahren, verabschiedete sich dort und
ging zu Fuß auf das Gelände. Es war 19.30 Uhr und an diesen Tagen rund um die
Sommersonnenwende noch lang hell. Er schlenderte die asphaltierte Einfahrt
hinab und sah sich um. Bereits nach seinem Eintreffen am späten Vormittag hatte
er sich nach den Fahrzeugen von Fischer, Falkenstein und Astor umgesehen, deren
Kennzeichen ihm Linkohr besorgt hatte.
    Häberle
hatte daraufhin die Autos von Fischer und Falkenstein entdeckt, nicht jedoch
den Geländewagen von Astor. Auch jetzt waren nur diese beiden Fahrzeuge zu
sehen, die neben ihren jeweiligen Wohnwagen standen. Bei Fischers Caravan war
gerade eine Frau damit beschäftigt, Wäsche zum Trocknen auf eine Leine zu
hängen.
    Häberle
entschied, es trotz seiner Müdigkeit auf einen kleinen Plausch ankommen zu
lassen. Er

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