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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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mit diesem Licht zur Tür. Für einen Moment
zögerte sie, die Klinke niederzudrücken. Im Bruchteil einer Sekunde jagten
tausend Gedanken durch ihren Kopf. War die Haustür offen? War durch sie ein
Luftzug in die Hütte gelangt? Oder durch ein Fenster in der Küche? Hatte sie es
geschlossen und auch dort die Fensterläden zugeklappt?
    Natürlich
konnte man auch an der Fassade hochsteigen und durch ein Dachfenster
eindringen. Aber wer sollte denn so etwas tun? Und warum?
    Viele
Nächte hatte sie schon hier oben allein verbracht. Aber nie zuvor hatte es
etwas gegeben, das ihr Furcht eingejagt hätte. Auch jetzt, so mahnte sie sich
zur Ruhe, gab es keinerlei Grund dafür. Da war niemand. Ihre Sinne spielten ihr
einfach einen Streich. Mehr nicht. Und wenn doch jemand eingedrungen war,
jemand aus Fleisch und Blut? Von außen hätte er nicht feststellen können, ob in
der Hütte noch eine Lampe brannte. Die Fensterläden des Wohnraums schlossen so
dicht, dass kein einziger Lichtschein nach draußen dringen konnte. Falls also
jemand ins Gebäude gelangt war, hätte er erst im dunklen Flur durch die Ritzen
der Wohnraumtür Helligkeit bemerkt.
    Josefinas Rücken erschauerte erneut. Was aber, wenn da
draußen tatsächlich nichts war, obwohl sie irgendeine Anwesenheit spürte? War
es Karin, die gekommen war, ihr ein Zeichen auf ihren Mörder zu geben?
    Schließlich gab es genügend Berichte über Botschaften,
die gerade sterbende oder vor Kurzem verstorbene Personen an enge Angehörige
gesandt hatten. Während des Krieges sollen sich gefallene Soldaten dadurch
bemerkbar gemacht haben, dass daheim ihre gerahmten Bilder von der Wand fielen.
Doch ihr waren auch Fälle geläufig, bei denen sich längst Verstorbene viel
später noch gemeldet hatten. Sie musste an Aleen denken, die so etwas einmal
von einem alten Gasthaus bei Geislingen berichtet hatte: Als dieses Lokal an
einem Oktoberabend 2004 nach längerem Leerstand wieder eröffnet wurde, löste
sich um Mitternacht ein uralter Nagel aus der Wand, worauf das Bild der
früheren Wirtin, die man liebevoll Mutter Franzl nannte, zum Entsetzen aller
Anwesenden plötzlich zu Boden fiel. Die Frau, die mit bürgerlichem Namen
Franziska Wagenblast hieß und als schwäbisches »Original« galt, war 1920
verstorben.
    Josefina war sich dieser Schilderungen und Erinnerungen
innerhalb eines Wimpernschlages bewusst geworden. Grauen und Angst hatte sich
mit der Zuversicht verbunden, dass es positive Mächte und Kräfte gab, die ihr
in dieser Nacht zur Seite standen. Sie rief ihren Schutzengel zu Hilfe, griff
jetzt zur Klinke, drückte sie nieder und riss die Tür mit einem Ruck auf.
Stille. Kühle Luft aus dem Flur und dem Treppenbereich schlug ihr entgegen. Das
flackernde Licht der Petroleumlampe, die sie in der Hand hielt, traf auf die
holzvertäfelten Wände und auf die Haustür, an der der Schlüssel steckte. Auch
die Treppe, die zu den Schlafräumen hinaufführte, wurde in ein
schaurig-flackerndes Licht gehüllt, das nach wenigen Stufen von der Finsternis
geschluckt wurde.
    Josefina
ging die paar Schritte zur Tür, um sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich
verriegelt war, machte zufrieden wieder kehrt und wandte sich der kleinen Küche
zu, wo der Lichtschein die Gegenstände und das Mobiliar nur schemenhaft
erhellte.
    Beruhigt
stellte Josefina fest, dass Fenster und Fensterläden geschlossen waren.
    Die
Bewegung hatte ihr gut getan. Sie fühlte sich irgendwie befreit und beschloss, auch
die oberen Räume zu inspizieren. Gerade als sie die drei ersten Stufen genommen
hatte, funkelte ihr von einer der nächsten etwas entgegen, das dort nicht
hingehörte. Sie blieb stehen, hielt die Lampe näher an das winzige Objekt, das
auf der ausgetretenen Holzstufe lag, und zuckte zusammen. Doch ein Zeichen?

64
     
    Häberle war noch an dem großen
Wohnmobil mit dem GP-Kennzeichen vorbeigegangen, ohne jedoch jemanden zu
bemerken. Der Heckständer, der sich zum Transportieren eines kleinen Zweirades
eignete, war leer. Dass Wohnmobilisten einen Roller oder ein kleines Motorrad
mit sich führten, war nichts Ungewöhnliches. Mit großen, sperrigen Fahrzeugen
war es oftmals schwierig, durch enge Gassen zu kutschieren oder einen Parkplatz
zu finden. Und Parkhäuser kamen allein schon wegen der geringen Durchfahrtshöhe
nicht infrage. Da bot sich ein kleines wendiges Zweitfahrzeug natürlich an.
    Vielleicht,
so überlegte Häberle, war die Dame momentan in Schattwald, wo mit Einbruch der
Dunkelheit an den

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