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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Einwand. »Ich könnte dir auf Anhieb
einen benennen, dem ich die ganze russische Killer-Mafia auf den Leib hetzen
möchte.«
    Er nickte. »Dein Chef. Hat er wieder einen Anfall
gehabt?«
    Sie
griff in die Ablage unterm Couchtisch und brachte einen bläulich eingefärbten
Brief zum Vorschein. »Die neunte Abmahnung. Ist gestern mit der Post gekommen.
Der Mann muss eine Macke haben. Ich hätte seine E-Mails nicht rechtzeitig
beantwortet, behauptet er jetzt. Du musst das mal lesen. Allein schon diese
Formulierungen! Wie ein Schulbub.«
    »Vernünftig
reden kann er mit dir wohl nicht«.
    »Nee,
kann er nicht. Dazu ist er viel zu gehemmt.« Sie lachte laut auf. »Der steht
sich selbst im Weg.«
    »Sag
mal, springt der mit allen so um wie mit dir?«
    »Sieht
so aus. Aber nicht alle nehmen’s so gelassen wie ich. Die meisten hauen
spätestens nach einem Jahr wieder ab.« Sie seufzte. »Oder sie landen im
Irrenhaus.«
    »In der
Psychiatrie«, berichtigte Linkohr, »man sagt heute Psychiatrie.«
    »Okay,
auch egal. Jedenfalls produziert unser System solche Typen wie den. Du sollst
ihnen auf den Knien danken, dass sie dir einen schlecht bezahlten Job geben,
meist in Teilzeit oder mit befristeten Verträgen. Dafür dürfen sie dich behandeln
wie den letzten Dreck. Und sie kriegen noch Lobpreisungen von Politik und
Industrie- und Handelskammer, weil sie angeblich so tolle Arbeitsplätze
schaffen und sogar noch Lehrlinge ausbilden – auch
wenn die Ausbildung nur Ausbeutung bedeutet.« Nena wollte sich trotzdem die
Laune nicht verderben lassen. Sie hob das Glas. »Auf dass dieser Knabe auch
noch eines Tages seiner gerechten Strafe zugeführt wird – wie
immer diese dann aussehen mag.«
    »Solche
Typen«, wusste Linkohr aus der Erfahrung zu berichten, die er mit Häberle in
Gesprächen über derlei Chefs gemacht hatte, »fahren ihren Betrieb früher oder
später an die Wand. Wo erst mal ein Ungeist herrscht, ist der Nährboden für
Böses vorbereitet. Und dann schreit man nach dem Staat und will einen
Rettungsschirm haben.«
    »Schön,
wie du das sagst«, himmelte ihn Nena an, während in der Küche die Zeituhr des
Herdes piepste. Das Zeichen, dass die Pizzen fertig waren. Nena sprang auf und
kam wenig später mit zwei Pizzen zurück, die den wohltuenden Geruch eines
italienischen Restaurants verbreiteten.
    Nena
und Linkohr setzten sich an den kleinen Tisch in der Essecke, wo bereits
Rotwein in Gläser gefüllt war. Sie wünschten sich einen guten Appetit, und
Linkohr fügte an: »Lass uns von so Cholerikern wie deinem Chef nicht die
Stimmung verderben.«
    »Ne,
keinesfalls«, sagte Nena selbstbewusst. »Ich such mir sowieso einen anderen
Job. Und außerdem hab ich ihm schon x-mal geschrieben, was ich von ihm halte.
Aber ich glaube, er ist viel zu einfach gestrickt, als dass er begreift, was
ich ihm mit wohlgesetzten Worten untergejubelt habe. Einer dieser Nachkömmlinge
halt, die sich ins gemachte Nest gesetzt haben.«
    Linkohr
wollte es dabei belassen, interessierte sich dann aber doch für den Hinweis,
dass sie einen anderen Job suche. »Du willst dich verändern?« In der Frage
schwang bereits die Sorge mit, sie würde wegziehen. Auf solche Weise waren
schon viele seiner Beziehungen in die Brüche gegangen.
    »Keine
Sorge, Mike«, sie streichelte ihm über die rechte Hand. »Beruflich verändern
heißt ja nicht gleich, nach Berlin oder Hamburg zu gehen. Stuttgart oder Ulm
bieten einer Reiseverkehrskauffrau genügend Möglichkeiten.« Sie lächelte ihn
unwiderstehlich an. »Und selbst wenn ich Reiseleiterin werde, bin ich nicht für
immer weg. Genauso, wie eine Stewardess ja auch ihr Zuhause hat.«
    Sie
wartete ein paar Sekunden, dann ließen sie die Gläser klingen und genossen den
Württemberger Trollinger. »Ich hab einen einheimischen Wein gekauft«, erklärte
sie, als müsse sie sich dafür rechtfertigen, keinen Italiener oder Franzosen
besorgt zu haben, wie es heutzutage unter jungen Leuten üblich war. »Weingut
der Stadt Stuttgart.« Sie deutete auf das Etikett. »Die haben dort die vielen
kleinen Weinberge, die’s am Stadtrand früher gegeben hat, alle zusammengefasst
und betreiben jetzt ein kommunales Weingut. Das hab ich früher auch nicht
gewusst.«
    Linkohr
drehte die Flasche zu sich her, um das Etikett sehen zu können.
    »Es
gibt immer wieder spannende Dinge, Mike. Man muss sie nur erkennen und bereit
sein, sie auszuprobieren.« Sie betonte die Worte, als wolle sie mehr damit
ausdrücken, als sie sagte.
    Er

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