Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
wie sich die
Falkensteins aufs Tessin freuen, werden wir unser Südtirol genießen.« Sie
lächelte ihm zu. »Lass uns jetzt über etwas anderes reden.«
Das
Wohnwagen-Gespann hatte inzwischen die große Metallwerk-Plansee-Brücke abseits
von Reutte erreicht. Fischer spürte Seitenwind von rechts, wollte das Tempo
deshalb leicht reduzieren und tippte auf die Bremse. Doch irgendetwas reagierte
nicht wie gewohnt. Der Wagen ruckelte, und der Motor schien gegen den
Bremswiderstand anzukämpfen. Augenblicke später fühlte es sich an, als zerrten
Pkw und Anhänger abwechselnd aneinander. Dann heulte der Motor auf, der Wagen
beschleunigte, als gäbe jemand Vollgas. Fischer hatte plötzlich den Eindruck,
auch die Lenkung reagiere nicht mehr richtig. »Stimmt was nicht?«, fragte
Renate.
Ihr
Mann trat jetzt kräftiger auf die Bremse, doch stattdessen beschleunigte der
Mercedes weiter.
86
Grantners Mannschaft versuchte
fieberhaft, Kontakt zu Astor herzustellen. Doch sein Handy meldete lediglich,
dass der Teilnehmer vorübergehend nicht zu erreichen sei. Häberle hatte zwar
auf dem Campingplatz alle Kennzeichen und Fahrzeugtypen notiert, die zu den
vernommenen Personen gehörten. Aber Grantner malte sich bereits aus, dass es
nicht einfach sein würde, irgendwo auf der A7 einen bestimmten Geländewagen
ausfindig zu machen, der in Richtung Fulda unterwegs war. Falls Astor überhaupt
dorthin fuhr, und es kein Ablenkungsmanöver war.
»Wir
dürfen uns nicht nur auf Astor konzentrieren«, appellierte Häberle im Kreise
der österreichischen Kollegen. Er war zu Fuß zu einer Besprechung in die
Inspektion Grän geeilt, wohin ihn Grantner gebeten hatte. »Wir müssen zwar
davon ausgehen, dass bei diesen drei tödlichen Unfällen unangenehme Mitwisser
ausgeschaltet wurden«, fuhr er fort, »aber nachdem wir im Moment nicht wirklich
wissen, wer wem von diesen Herrschaften ein Dorn im Auge ist, sind sowohl
Jensen, diese Dobler-Maifeld, Falkenstein und Fischer gefährdet.«
»Dann
solltest aber auch diese Josefina Hallmoser und die Larissa Waghäusl net
vergess’n – oder gar diese Professorin«, erwiderte Paul Grantner, der mit
Häberle an der Oberkante der hufeisenförmig gestellten Tische saß. Vor ihnen
hatten zwei Dutzend Männer und Frauen der Kriminalpolizei Platz genommen.
Ein
älterer Kollege hob kurz die Hand und gab vorwurfsvoll zu bedenken:
»Entschuldigen S’, aber Sie tun gerade so, als hätten wir in den vergangenen
vier Tagen noch nichts Konkretes zusammengetrag’n.«
Noch
bevor Grantner etwas sagen konnte, meldete sich Platzko, der ganz links außen
saß: »Vielleicht sollten wir die anderen tatsächlich warnen.«
»Warnen?«,
entfuhr es dem Chefinspektor. »Wovor denn und mit welcher Begründung?«
»Darf
ich?«, fragte Häberle vorsichtig, weil er spürte, dass es in der Mannschaft
offenbar unterschiedliche Meinungen über das weitere Vorgehen gab. Vielleicht
hatte ihn Grantner sogar deswegen hergebeten. Häberle sah ihn von der Seite an
und hatte den Eindruck, dass dem Chefinspektor jetzt Schützenhilfe geboten
erschien. »Wir müssen vermeiden, dass wir uns allzu sehr auf eine Richtung
konzentrieren«, begann er ruhig. »Okay, dass Larissa ein Verhältnis mit Astor
hat, lässt natürlich befürchten, dass er über alles informiert war, was die
Gruppe gewusst und geplant hat. Larissa hat ihn unbewusst oder vielleicht
tatsächlich bewusst und sehr berechnend informiert.«
»Und
ein Fahrrad hat er auch«, gab einer aus der Kollegenrunde zu bedenken.
»Alles
klar, alles richtig. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit ist er auch Veranstalter
von Kaffee- und dubiosen Werbefahrten. Zuzutrauen ist ihm dies, keine Frage.
Aber wir müssen bedenken, wo die anderen bei diesen Unfällen gestorben sind.«
Häberle lehnte sich entspannt zurück, um Gelassenheit zu demonstrieren. »Alle
doch auf der A7, wo Astor jetzt angeblich unterwegs ist. Er wird dort aber wohl
kaum selbst gegen einen Brückenpfeiler rasen oder sich von einem Viadukt
stürzen.«
»Und
was, bitt’schön, willst du uns damit sagen?«, unterbrach ihn Grantner.
»Dass
er – falls er derjenige ist, für den man ihn halten könnte – jetzt
auf der falschen Strecke unterwegs ist. Würde er unangenehme Mitwisser
beseitigen wollen, wäre er auf dem Weg nach Südtirol oder ins Tessin. Oder er
bliebe hier, denn einige Herrschaften sind bekanntlich noch gar nicht
abgereist.«
»Da
könnte was dran sein«, meinte schließlich ein älterer Kollege, der
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