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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Linkohrs
Pulsfrequenz sofort erhöhte. Sie parkte neben seinem privaten VW-Polo, den er
erst jüngst gebraucht erstanden hatte. Obwohl es nach Bad Waldsee eine
dienstliche Fahrt sein würde, wollte er es nicht riskieren, seine Freundin in
einem Kripo-Fahrzeug mitzunehmen. Falls er das Kilometergeld nicht erstattet
bekäme, würde er dies als Ausgleich für das Vergnügen mit Nena in Kauf nehmen.
Und wie er sie inzwischen kannte, konnte dies ziemlich aufregend sein.
    Sie war
mit der Kleidung ganz ihrem Stil treu geblieben: hautenge schwarze Lederhose,
dazu eine ebenfalls schwarze Jacke, taillenbetont geschnitten. Ihre schwarzen
Haare bewegten sich sanft im Wind, als sie zur Beifahrertür kam. »Hy,
Mikilein«, strahlte sie und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Na, was
sagst du. Ich hab’s geschafft, den alten Trottel auszutricksen.« Gemeint war
ihr Chef, dem sie offenbar, wie angekündigt, ein plötzliches Unwohlsein
vorgegaukelt hatte.
    »Du
bist wirklich irre«, sagte Linkohr, umarmte sie und fuhr ihr dabei liebevoll
übers Haar. »Heute hat der Gefangene Ausgang«, grinste er.
    »Freu dich nicht zu früh«, drohte sie und verzog das
hübsche Gesicht spitzbübisch. »Ich hab die Dinger vorsichtshalber mitgenommen.«
Sie deutete auf ihre kleine Handtasche.
    Linkohr
überlegte, ob darin die Handschellen tatsächlich Platz hatten.
    Nena
ergänzte: »Ich kann sie dir auch ausleihen, falls du einen Gangster festnehmen
musst.«
    Linkohr
sah sie stirnrunzelnd von der Seite an. »Zuerst müssen wir einen finden.«
    »Na,
denn – fahr los, Herr Kommissar.«
    Während
Linkohr den Motor startete und den Parkplatz zur Lorcher Straße hinüber
verließ, um vor der EWS-Arena in einen großen Kreisverkehr einzubiegen, fragte
Nena: »Und wie unverdächtig werden wir uns verhalten müssen?«
    »Indem
wir uns ganz normal benehmen.«
    »Normal
benehmen?« Es klang enttäuscht. »Ganz normal?«
    »Ja
natürlich. Wir geh’n in dieses Lokal und essen was. Chinesisch natürlich.«
    Sie
legte ihre linke Hand auf seinen rechten Schenkel. »Und welche Rolle spielen
wir?«
    Ihm war
klar, was sie hören wollte. »Die Rolle, die wir am besten können.«
    »Und
die wäre?« Ihr Griff wurde fester, und er hatte Mühe, sich auf die nächste
Kreuzung vorzubereiten.
    »Die
Rolle eines Liebespaares«, sagte er, als rechts das Hochhaus des Landratsamtes
auftauchte. »Was hast du denn gedacht?«

90
     
    Das Steinacher Ried, unweit von
Bad Waldsee gelegen, ist ein Paradies für die Tier- und Pflanzenwelt. Der
Torfabbau hat unzählige Tümpel und Wasserlöcher hinterlassen, bisweilen auch
flache Teiche und beschauliche Seen. Einige Erpel, deren grün-bläulich
schimmerndes Federkleid besonders fein herausgeputzt erschien, schwammen
aufgeregt und laut quakend hinter einigen Entenweibchen her, denen die Natur
bekanntermaßen kein solch hübsches Aussehen zugestand.
    Besonders
wohltuend hob sich jetzt, Mitte Juni, das frische Grün der Birken von einigen
sterbenden Bäumen ab, die irgendwann einmal Opfer eines Orkans geworden waren
und deren schwarz gewordene Stämme vereinzelt aufragten, als seien sie Kulisse
für einen Gruselfilm, zu dem nur der nächtliche Nebel fehlte. Noch war die
Vegetation, die in wenigen Wochen diese Moorlandschaft vollends mit geradezu
verschwenderischer Vielfalt überziehen würde, nur zu erahnen. Farne und Gräser,
Stauden und Heidekraut kämpften sich momentan durch die dicke grau-braune
Schicht abgestorbenen Lebens.
    Jetzt
waren die Tage am längsten, und jeder wärmende Sonnenstrahl, der diesen weichen
und feuchten Erdboden traf, war wie ein Lockruf, der Pflanzen und Tiere nach
langen, kalten Winter- und Frühlingswochen quicklebendig machte. Der Mensch
darf dieses kleine Stück Paradies nur auf gekennzeichneten Wegen betreten – und dort,
wo er gegen diesen Schutz der sensiblen Natur verstößt, wehrt sie sich auf ihre
ureigenste Weise: Ein paar Schritte abseits der Pfade sinkt jeder, der dort zu
gehen wagt, unter dem eigenen Gewicht auch mal knöcheltief in den sumpfigen
Untergrund ein. Einheimische wissen, dass es deshalb gefährlich, wenn nicht
sogar lebensgefährlich sein kann, die Trampelpfade oder die
forstwirtschaftlichen Fahrwege zu verlassen. Überall in diesem morastigen Wald,
der sich mal dicht und dann wieder steppenartig präsentiert, lauern schwarze
Wasserlöcher, die auch einem guten Schwimmer zur tödlichen Falle werden
könnten.
     
    Der ältere Mann, der gegen 20
Uhr, als sich die Sonne hinter

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