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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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jedes
andere Datum und jede andere Nummerierung eine ähnliche Häufung finden – es nimmt nur keiner zur Kenntnis, weil alle auf die 13
fixiert sind.« Falkenstein lächelte. »Interessanterweise allerdings scheint
sogar das Lotto-Glücksspiel die 13 nicht zu mögen. Dies ist die seit Bestehen
des Lottos am seltensten gezogene Zahl.«
    Mullinger stand jetzt auch auf und ging zum anderen
Fenster, durch das der Fußpfad zu sehen war. Er schaute hinaus, als erwarte er
jemanden. »Als ich dich vorhin nach dieser Posaune gefragt habe, hast du
spontan gesagt, sie spiele in der Apokalypse eine Rolle. Von sieben Posaunen
hast du gesprochen … «
    »Dazu
muss man wissen, dass die sogenannte Offenbarung, also sozusagen das letzte
Buch der Bibel, die Endzeit beschreibt – und
zwar nach einem nicht näher bekannten Verfasser. Wir wissen nur so viel von
ihm, dass er sich ›Knecht Johannes‹ nennt.« Falkenstein überlegte, wie er diese
komplexe Materie laienhaft verständlich darstellen konnte. »Man schließt aus
der Art und Weise seiner Texte, dass er eine gebildete Persönlichkeit des
Judentums gewesen sein muss. Er hat jedenfalls nichts mit dem gleichnamigen
Evangelisten zu tun. Außerdem ist er der Erste, der eine selbstständige
christliche Schilderung des Weltendes verfasst hat.«
    »Als
Prophet also?«
    »Er behauptet,
den Auftrag dazu durch Visionen von Jesus und den Engeln erhalten zu haben.«
    Mullinger öffnete das Fenster und sog die feucht-frische
Luft in sich hinein. »Heute würde man vielleicht Spinner sagen.«
    Falkenstein spürte, dass die Diskussion immer weitere
Kreise zog. »Ich geb dir recht, Jonas. Stell dir vor, wir beide hätten jetzt
eine Vision, eine Eingebung – und wir
würden eine neue Offenbarung schreiben. Zum 21. Dezember. Man würde uns
entweder für komplett bescheuert halten oder in den Medien überhaupt nicht
wahrnehmen. Okay, spätestens in sechs Monaten würde sich bereits zeigen, ob wir
recht hatten. Aber jetzt stell dir vor, wir prophezeien etwas, das irgendwann
stattfinden soll – in ferner Zeit! Auch dann würde uns
heutzutage niemand für voll nehmen.«
    »Aber das Christentum nimmt es für bare Münze, was
dieser Johannes vor rund 2000 Jahren niedergeschrieben hat?«
    »Niemand
nimmt das wörtlich«, beschwichtigte Falkenstein den jungen Mann, ohne jedoch
selbst voll und ganz hinter den biblischen Deutungen zu stehen. »Das ist keine
sehr verständliche Sprache. Da werden Bilder, Symbole und allegorische Szenen
verwendet, sagen die Bibelexperten. Sie sind davon überzeugt, dass die
Offenbarung des Johannes nicht die Welt- und Kirchengeschichte voraussagt, sondern
nur das Schicksal der Kirche verkündet und ein Trostbuch für verfolgte Christen
darstellt. Im Übrigen ist diese Offenbarung, auch Apokalypse genannt, die
einzige prophetische Schrift des Neuen Testaments.«
    »Und
was fangen wir damit an?« Mullinger erschien dies jetzt allzu theoretisch.
Diese theologischen Salti waren ihm zuwider. Wahrscheinlich gäbe es noch
tausend andere Deutungen. Warum musste dann ausgerechnet diese die richtige
sein?
    »Erinnere
dich an die Posaunen«, holte ihn Falkenstein zurück. »Die kommen ins Spiel,
nachdem von einer Buchrolle die Rede ist, die mit sieben Siegeln verschlossen
ist. Das alles mag für unsere Ohren ziemlich fremd und unverständlich klingen.
Man muss aber wissen, dass es dieser Johannes aus seiner Vorstellungswelt heraus
geschrieben hat.« Falkenstein lächelte. »Wir würden heute sicher von keiner
Buchrolle mit sieben Siegeln reden, sondern von einer Computer-Datei, die mit
sieben Passwörtern gesichert ist.«
    Mullingers Interesse stieg wieder. »Und die Posaunen?«
    »Das wären vielleicht MP3-Player oder so was«, grinste
Falkenstein. »Jedenfalls kommen die Engel mit ihren Posaunen ins Spiel, nachdem
die sieben Siegel dieser Buchrolle geöffnet sind.«
    »Und … «
Mullinger zögerte, »wenn man dem so folgt und an den Weltuntergang glaubt – wo
sind wir dann angelangt? Bei welchem Siegel oder bei welcher Posaune?«
    Falkenstein
griff zu seinem Glas und trank. »Auch das ist eine Frage der Deutung, Jonas.
Manche meinen, wir stünden kurz vor dem Ende. Weißt du, man kann in jeden Text
alles reininterpretieren. So heißt es beim sechsten Siegel, die Sonne werde
schwarz wie ein Trauergewand. Manche haben geglaubt, dies sei am 11. August
1999 schon passiert – damals bei der totalen Sonnenfinsternis. Nur wird bei solchen
Ereignissen immer übersehen, dass sie

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