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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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nicht überall auf der Erde zu sehen sind,
sondern nur in einem eng begrenzten Bereich.« Falkenstein sah jetzt aus seinem
Fenster. »Jedenfalls werden beim Öffnen des siebten Siegels die sieben Engel
mit ihren Posaunen losgelassen. Nacheinander verkünden sie schreckliche Dinge.
Wenn der fünfte Engel seine Posaune bläst, ist zum Beispiel von Heuschrecken
die Rede, die über die Erde kämen und alles zerstörten. Du weißt, was wir heute
als Heuschrecken bezeichnen? Diese elenden Finanzinvestoren.«
    »Und
der sechste Engel – wenn der bläst … ?«
    »Dann
werden vier andere Engel losgebunden, die ›am großen Strom, am Euphrat,
gefesselt‹ sind, heißt es. Und die seien bereit, ein Drittel der Menschheit zu
töten.«
    Die
Männer schwiegen sich an. »Eine Atombombenkatastrophe?«, flüsterte Mullinger
betroffen. »Oder eine Kernkraftkatastrophe?«
    »Du
siehst, Jonas, die Geschichten lassen mancherlei Interpretationen zu. Du musst
dir mal die Mühe machen, die Offenbarung zu lesen – auch
wenn du sie ohne theologische Unterstützung nicht verstehst. Du wirst aber
feststellen, dass du als Laie jede Menge Passagen findest, die sogar auf
aktuelle Ereignisse hindeuten – wie etwa auf den 11. September
in New York.« Falkenstein lehnte sich an den Sims des offenen Fensters.
»Nachdem alle sieben Posaunen erklungen sind, wird da nämlich ein Engel so
zitiert: ›Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, die alle Völker betrunken
gemacht hat mit dem Zornwein ihrer Hurerei‹.«
    »Dass damit New York gemeint sein könnte, hab ich auch
schon mal irgendwo gelesen«, sagte Mullinger, worauf Falkenstein wortlos in den
Nebenraum ging und mit einer Bibel zurückkam. Josefina hatte sie dort stets
parat, falls theologische Themen zur Sprache kamen.
    »Was so
schön auf den Terroranschlag zutreffen könnte, bezieht sich aber eindeutig auf
das damalige Rom, das mit ›Babylon‹ gemeint war«, erklärte Falkenstein und
setzte sich mit dem dicken Buch an den Tisch. Er schlug den größten Teil des
gewaltigen Papierbergs nach links, um sehr schnell fündig zu werden. Auf den
letzten der knapp 1500 Seiten entdeckte er zielsicher, was er suchte. »Es ist
ein Paradebeispiel dafür, wie etwas in die Offenbarung hineininterpretiert
werden kann.« Er räusperte sich. »Ich zitiere: ›Die Könige der Erde, die mit
ihr gehurt und in Luxus gelebt haben, werden über sie weinen und klagen, wenn
sie den Rauch der brennenden Stadt sehen. Sie bleiben in der Ferne stehen aus
Angst vor ihrer Qual und sagen: Wehe! Wehe, du große Stadt Babylon, du mächtige
Stadt! In einer einzigen Stunde ist das Gericht über dich gekommen. Auch die
Kaufleute der Erde weinen und klagen um sie, weil niemand mehr ihre Ware kauft.
Gold und Silber, Edelsteine und Perlen, feines Leinen, Purpur, Seide und
Scharlach, wohlriechende Hölzer aller Art und alle möglichen Geräte aus Elfenbein‹
und so weiter, und so weiter … « Falkenstein überflog die
nächsten Zeilen, um dann wieder zu zitieren: »› Und alles, was prächtig und
glänzend war, hast du verloren; nie mehr wird man es finden. Die Kaufleute, die
durch den Handel mit dieser Stadt reich geworden sind, werden aus Angst vor
ihrer Qual in der Ferne stehen und sie werden weinen und klagen: Wehe! Wehe, du
große Stadt, bekleidet mit feinem Leinen, mit Purpur‹ – und so
weiter. Dann hier«, fuhr Falkenstein fort: »›In einer einzigen Stunde ist dieser
ganze Reichtum dahin‹. Und jetzt könnte man wirklich meinen, es sei die
Beschreibung vom East River aus: ›Alle Kapitäne und Schiffreisenden, die
Matrosen und alle, die ihren Unterhalt auf See verdienen, machten schon in der
Ferne halt, als sie den Rauch der brennenden Stadt sahen und sie riefen: Wer
konnte sich mit der großen Stadt messen?‹ Und so weiter.«
    Mullinger
nickte betroffen. Er hätte jetzt gern mit Falkenstein darüber diskutiert. Doch
unbemerkt von ihnen war der Geländewagen über den Fahrweg herauf gekommen, den
sie von ihren Fenstern nicht einsehen konnten. Erst am metallischen Klang der
Türklinke wurden sie auf das Eintreffen der anderen aufmerksam.
    Josefina
betrat als Erste mit einem knappen »Hallo« den Raum und reichte Falkenstein die
Hand. »Es tut mir leid, dass wir dich nicht verständigt haben.« Während Jensen
und Aleen den Theologen mit einer herzlichen Umarmung begrüßten, ging Josefina
auf Mullinger zu. »Wir haben dich einfach pennen lassen. Du bist wie ohnmächtig
dagelegen. Dir hat wohl der Wein

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