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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Orten lastet.« Er hatte sich
bei seiner Dokumentation über vorchristliche Kultstätten damit
auseinandergesetzt.
    Falkenstein
stand auf und trat zum Fenster, um die Sonnenstrahlen zu sehen, die jetzt diese
Seite der Hütte trafen. »Wenn es heilige Orte gibt, gibt es vielleicht auch das
Gegenteil davon.« Er überlegte, ob er mit seinen Gedanken noch weitergehen
durfte. »Weißt du, Jonas, wenn wir bereit sind zu glauben, müssen wir auch das
Undenkbare für möglich halten – sowohl im Guten wie auch im
Bösen.« Er wollte nicht allzu pastoral klingen. »Als sich einmal auf einem
bestimmten Straßenstück unglaublich viele schwere Unfälle gehäuft haben, obwohl
es keine Kreuzung gab und auch am Fahrbahnverlauf nichts verändert worden war,
da hat mir mal jemand geschrieben, man solle bedenken, dass sich dort in der
Nähe im Mittelalter eine Hinrichtungsstätte befunden habe. Er hat mir
vorgeschlagen, diesen Abschnitt zu segnen und an die armen Seelen zu denken,
die unschuldig gehängt worden seien.«
    Mullinger drehte sich zu ihm um, ohne etwas zu sagen.
    »Du
willst jetzt wissen, ob ich’s getan habe«, blieb Falkenstein ernst. »Was
glaubst du, was die Leute von mir gedacht hätten, wenn ich das öffentlich getan
hätte?«
    Der
junge Mann nickte langsam und sah wieder zu den Bergen hinüber.
    »Siehst
du«, fuhr Falkenstein fort, »uns allen fehlt der Mut, uns zum Unmöglichen zu
bekennen. Wir nennen das die sogenannte aufgeklärte Zeit. Die Frage ist doch
nur: Aufgeklärt – worüber?« Er zögerte. »Hast du schon von den Elfen auf Island
gehört?« Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr er fort: »Niemand wird daran
zweifeln, dass Island ein zivilisiertes Land ist. Aber Elfen gelten dort als so
etwas wie die personifizierten Naturkräfte. Sie spielen eine ganz große Rolle.
Sogar beim Straßen- und Hausbau wird darauf geachtet, dass keine Grundstücke
benutzt werden, auf denen angeblich Elfen leben.«
    »Dir
ist aber klar, dass du dich als Theologe auf kritischem Terrain bewegst«, gab
der Student unerwartet sachlich zu bedenken.
    »Jetzt
als Pensionär weniger als früher«, lächelte Falkenstein. »Außerdem geht man als
evangelischer Geistlicher lockerer damit um als die Katholiken – die
haben ja noch diese Sache mit dem Teufelsaustreiben in ihrem Repertoire.«
    »Exorzismus«,
nickte Mullinger. »Wie hast du gerade gesagt? Wer an das Gute glaubt, darf das
Böse nicht aus dem Auge verlieren.«
    »Das
sind Themen, mein Freund, die am Image unserer sogenannten aufgeklärten Welt
kratzen. Dabei ist die Geistwelt allgegenwärtig auf unserem Planeten – in
allen Kulturen und in nahezu jeder Gesellschaft. Ganz abgesehen davon, was die
schweigende Mehrheit glaubt. Ich bin davon überzeugt, dass sich mancher
hartgesottene Manager, für den Euro und Dollar die Religionen sind, sehr
schnell eine höhere Macht herbeisehnt, wenn er in eine bedrohliche Situation
gerät.«
    »Flugzeugabsturz«,
gab Mullinger das Stichwort.
    »Zum
Beispiel, ja.«
    »Karin
hat viel darüber in den E-Mails geschrieben. Sie sieht den Absturz als eine
Strafe des Himmels für dieses Werbeinserat. Was meinst du? Kann es so was
geben?«
    »Du
erwartest jetzt aber nicht wirklich eine Antwort von mir?«, konterte
Falkenstein. »Wenn das so einfach wäre, könnten wir die Welt erklären.«
    Mullinger
drehte sich wieder um. »Die Grenzen zwischen Aberglaube und dem
wissenschaftlich nicht Erklärbaren sind doch fließend.«
    »Das
kommt auf den Standpunkt an, Jonas. Rein materiell eingestellte Menschen neigen
dazu, das Meiste als Aberglaube abzutun. Doch je spiritueller und sensibler du
bist, desto mehr bist zu bereit, dem Aberglauben ein Stück Realität abzugewinnen.«
    »Im Umkehrschluss kann man also sagen: je religiöser,
desto abergläubischer.«
    »So hart würde ich’s nicht ausdrücken wollen. Vor allem
deswegen nicht, weil das Wort ›Aberglaube‹ negativ besetzt ist und sofort
suggeriert, das sei absoluter Schwachsinn.«
    »Und wie sieht’s mit der Zahlenmagie aus?« Mullinger
schien sich für dieses Thema zu interessieren.
    »Du meinst die 13 und so?« Falkenstein lehnte sich mit
dem Gesäß an den Fenstersims und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wenn man
den Ereignissen aus jüngster Zeit folgt, ist die 13 in der Tat negativ besetzt:
Am 13. Januar die Costa Concordia verunglückt, am 13. März in einem Schweizer
Tunnel der Omnibus mit belgischen Schülern. Oder denk an Apollo 13. Aber vermutlich ließe sich für

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