Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
vom
Hüttentreffen.«
Häberle nickte. »Genau das hab ich auch schon gecheckt.
An diesem Wochenende fanden im Tannheimer Tal diese Herz-Jesu-Feuer statt, nach
denen sie sich richten. Der 4. Juli war der Montag danach.« Er blätterte
weiter. »Der Unfall vor zwei Jahren hat sich am 14. Juni ereignet, ebenfalls
der Montag nach dem Herz-Jesu-Feuer. Damals hat’s einen 64-Jährigen aus
Flensburg erwischt, der mit seinem Ford samt Wohnwagen zwischen dem
Autobahndreieck Fulda und Bad Brückenau von der Grenzwaldbrücke gestürzt ist.
96 Meter tief. Gegen 15.40 Uhr. Auch tot. Es gibt da einen Zeugen, einen
nachfolgenden Lkw-Fahrer, der ausgesagt hat, ein dunkles Auto habe das
Wohnwagengespann überholt, scharf geschnitten und abgebremst. Daraufhin seien
Pkw und Caravan ins Schleudern gekommen und hätten das Brückengeländer
durchschlagen. Zu diesem unbekannten Fahrzeug kann der Zeuge aber keine Angaben
machen. Weder zu Typ noch zum Kennzeichen. Er sei mindestens 200 Meter davon
entfernt gewesen und habe sich nur noch auf den Unfall konzentriert.«
»Klingt zumindest merkwürdig, wenn sich’s so abgespielt
hat«, meinte Linkohr.
Häberle machte weiter: »Fall Nummer drei aus dem Jahr
2009 hat sich damals am 22. Juni ereignet, natürlich auch ein Montag und
ebenfalls nach dem Herz-Jesu-Feuer. Zwischen den Anschlussstellen Marktbreit
und Kitzingen. Sturz von der Mainbrücke, 60 Meter tief. Ein 69-Jähriger aus der
Gegend von Fulda stirbt. Er war allein mit seinem Wohnwagengespann unterwegs.
Gegen 15.35 Uhr hat er die Schutzwände durchbrochen und ist mitsamt seinem
Gefährt in die Tiefe gestürzt. Auch damals soll eine dunkle Limousine eine
Rolle gespielt haben, die dem Gespann zu nahe gekommen sei, berichten zwei
nachfolgende Zeugen. Keiner der beiden ist diesem Unbekannten gefolgt. Sie haben
beide am Unfallort angehalten.« »Zufall, oder was?«, fragte Linkohr.
»Wenn’s
das nicht ist«, brummte Häberle, »dann muss jemand großes Interesse daran
gehabt haben, die drei Männer zu beseitigen. Und dies mit ziemlichem Aufwand
und viel Raffinesse.«
»Vor
allem muss er sehr viel Talent haben, die Autos von der Straße zu drängen, ohne
selbst in den Unfall verwickelt zu werden.«
»Und er
muss davon überzeugt sein, dass keines seiner Opfer überlebt.«
»Gibt
es denn Hinterbliebene, die etwas über diese Männer sagen können?«, überlegte
Linkohr.
»Die
Kollegen von den zuständigen Autobahnpolizeirevieren wollen das für uns
herausfinden.« Häberle deutete auf seine ungeordneten Zettel. »Diese Unfälle
wären doch was für Sie.« Er sah Linkohr augenzwinkernd an. »Oder erscheint
Ihnen die Professorin von diesem Automobilinstitut mit ihren 48 Jahren schon zu
alt?«
Der
junge Kriminalist musste an Nena und alle seine Verflossenen denken, aber auch
an seine riskanten lustvollen Abenteuer, die ihm nur dank Häberles väterlichen
Zuspruchs nicht den Job gekostet hatten.
»Allerdings«,
wurde Häberle wieder ernst, »ist diese Professorin wohl eher für die
betriebswirtschaftliche Seite des Automobils zuständig. Aber an der Geislinger
Hochschule findet sich auch noch ein weiterer Experte – einer,
der sich in der forensischen Unfallforschung einen Namen gemacht hat wie kaum
ein anderer. Beier heißt der Leiter dieses Instituts, Dr. Joachim Beier. Ich
schlage vor, dass wir auch den zurate ziehen.«
Linkohr
notierte sich den Namen. »Ich will mich ja nicht dem Spott der Kollegen
aussetzen«, wagte er einen Vorstoß, »aber wenn sich diese Hüttengesellschaft
dort im Tannheimer Tal mit Grenzwissenschaften befasst – sollten wir da nicht auch einen neutralen Experten hinzuziehen?« Schon immer
hatte sich Linkohr gewünscht, zu diesem – wie er
es empfand – spannenden Themenfeld ein seriöses Gespräch führen zu können.
»Sie meinen, weil’s im Haus dieser Managerin spukt und
die Autofahrer womöglich durch mysteriöse Kornkreise abgelenkt waren oder durch
Teleportation sozusagen ferngesteuert wurden?« Häberle grinste, zeigte aber
Verständnis für Linkohrs Interesse: »Wenn Sie jemanden auftreiben – gern! Aber bitte keinen, der über der Landkarte den
Aufenthaltsort des Täters auspendeln will.« Häberle hatte tatsächlich einmal
während seiner langen Berufslaufbahn ein solches Angebot akzeptiert, nachdem
die Aufklärung eines Mordfalls ziemlich aussichtslos erschienen war. Doch den
erhofften Hinweis hatte das Pendel nicht gebracht. Häberle war froh gewesen,
dass die Presse damals von dieser
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