Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
manchen
Schicki-Micki-Kreisen nichts Ungewöhnliches.«
Linkohr
musste sich eingestehen, dass er als Kriminalist so etwas vermutlich in
München, Frankfurt und Berlin häufiger gesehen hätte. »Was war das für ein
Schmuckstück?«
»Es
hatte eine ungewöhnliche Form. Mehr kann ich nicht dazu sagen. Hat ausgesehen
wie eine Posaune.«
Linkohr war nach dem Besuch in
Baiereck in die Göppinger Klinik gefahren, die als eine von mehreren
Krankenhäusern in Waghäusls Aufstellung genannt war. Bereits am Telefon hatte
er gemerkt, dass sein Besuch an diesem Samstag keine allzu große Begeisterung
auslösen würde. Der Geschäftsführer war alles andere als erfreut gewesen, als
er den Grund der kriminalpolizeilichen Ermittlungen erfuhr. Linkohr jedoch ließ
sich nicht davon abschrecken, zumal er Häberles Schule durchlaufen und dabei
gelernt hatte, dass sich ein Kriminalist niemals von vermeintlich
einflussreichen Personen einschüchtern lassen durfte.
Nachdem
er sich bei der Dame am Empfang gemeldet hatte, führte sie ihn in einen
feudalen Besprechungsraum, in dem ein großer Tisch und gepolsterte Stühle
standen. Kaffee, Gebäck und Getränke waren hergerichtet, während
Geschäftsführer Volker Marbold noch auf sich warten ließ. Reine Taktik, wusste
Linkohr.
Zwei
Minuten später tauchte Marbold, ein grimmig dreinschauender Endvierziger, mit
seinem drahtigen Stellvertreter Rainer Müller auf. Sie begrüßten den
Kriminalisten unterkühlt und schüttelten ihm die Hand.
»Es
muss sehr wichtig sein, wenn Sie uns am Wochenende beehren«, knurrte Marbold.
»Und wenn ich Sie richtig verstehe, gehen Sie einem ziemlich vagen Hinweis
nach, der dazu geeignet wäre, die Klinik in Misskredit zu bringen«, fuhr er mit
finsterer Miene fort. »Sie sollten wissen, dass sich kranke Menschen an jede
Hoffnung klammern. Und wenn sich jemand dazu entscheidet, nicht nur der
Schulmedizin Vertrauen zu schenken, dann ist dies die Entscheidung jedes
einzelnen Patienten.«
Linkohr
wollte sich nicht ablenken lassen, auch wenn er den geballten Widerstand der
beiden Klinik-Manager ihm gegenüber spürte. »Verzeihen Sie«, fiel er Marbold
ins Wort, »es geht uns nur darum, herauszufinden, ob jemand versucht, mit den
Ängsten schwerkranker Menschen Geschäfte zu machen.«
»Wer
schwer krank ist, mit dem können Sie keine Geschäfte machen«, fuhr Rainer
Müller dazwischen. Es klang giftig und misstrauisch.
»Aber
vielleicht wäre es denkbar«, erwiderte Linkohr schlagfertig, »dass es jemandem
von außerhalb gelingt, sich das Vertrauen einer Person aus dem familiären
Umkreis des Patienten zu erschleichen.« Der Kriminalist vermied es, auch einen
möglichen Helfershelfer innerhalb der Klinik anzudeuten.
»Ich
weiß nicht, wie Sie sich das vorstellen«, entgegnete Marbold. »In die
Intensivstation kommt außer den Angehörigen niemand rein.«
»Aber,
entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche«, sagte Linkohr, »es gibt doch
immer mehr ältere Menschen, die keine Angehörigen haben. Da könnten es genauso
gut Fremde sein.«
»Nein,
keine Fremden. Wenn, dann sind es gute Freunde und Bekannte.«
»Und
wenn ich Ihnen sage, dass man nach dem Tod einer Patientin in deren Nachlass
Honorarrechnungen gefunden hat? Abrechnungen, die darauf hindeuten, dass die
Behandlung – wenn man das so nennen darf – hier
in der Klinik stattgefunden hat.«
»Ich
kann Ihnen versichern, dass hier nichts Honorarpflichtiges stattfindet, was
nicht ausdrücklich von uns gebilligt würde«, entgegnete Müller.
»Dann
nennen Sie uns doch mal Namen und Fakten«, forderte Marbold.
Linkohr
nahm einen Schluck Kaffee und spürte, dass er hier auf keine allzu große Hilfe
hoffen konnte.
»Bei
allem Respekt für Ihre Ermittlungsarbeit«, fuhr der Klinik-Chef fort, »aber
vielleicht sollten auch Sie mit offenen Karten spielen und uns beispielsweise
sagen, um welche Patientin es sich denn gehandelt haben soll.«
Linkohr
zögerte. Er überlegte, inwieweit diese Information dem weiteren Fortgang des
Verfahrens hinderlich sein könnte. Er wollte den beiden zwar nichts
unterstellen, aber falls es tatsächlich in der Klinik Helfershelfer geben
sollte, bestand die Gefahr, dass mögliche Beweismittel verschwanden. Um Zeit zu
gewinnen, griff er noch einmal zur Kaffeetasse. Während er trank, gelangte er
zu der Auffassung, dass die Nennung des Namens vermutlich nicht schadete.
»Irene Rattinger«, sagte er.
»Wann
soll sie gestorben sein?«, hakte Marbold sofort
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