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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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Reiseveranstalter und Details hat er einfach übergangen. Und auch einen
Reisekatalog gab’s nicht. Der werde nach Hause geschickt, hat er behauptet.«
    Rosa
Pallatin schien nicht gerade auf den Mund gefallen zu sein, dachte Linkohr,
weil die Worte aus ihr geradezu heraussprudelten. Anschließend habe Martin ein
Dampfbügeleisen und ein Reinigungsgerät wie auf einem Basar angepriesen und die
Preise immer weiter gesenkt. »Man könnte es als Kasperltheater bezeichnen, wenn
einige Leute den Unsinn nicht mitgemacht hätten«, zeigte sich Frau Pallatin
bestürzt, als habe sich dies alles erst gestern und nicht schon vor knapp einem
Jahr zugetragen. Wie ein Oberlehrer habe Martin seine kritiklos gewordene
Zuhörerschar im Griff gehabt: »Sie haben ihm wie Kinder die letzte Silbe im
Chor nachgesprochen, wenn er ein Wort nicht beendet hat.«
    Dass
sich auch die 20 Euro, die im Einladungsschreiben für jeden ›mitgebrachten
Kunden‹ versprochen worden waren, als Schwindel entpuppten, darüber konnte Frau
Pallatin noch immer entrüstet den Kopf schütteln: »Dieser Bursche hat
kaltschnäuzig erklärt, wir sollten den Text richtig lesen. Da sei von ›Kunden‹
die Rede und nicht von Gästen. Und Kunde sei halt nur, wer was kaufe.« Das
weitere Sortiment, so berichtete die Rentnerin, sei ziemlich umfangreich
gewesen: Kräutersalben und Flüssigseifen, aber auch eine Unterlage fürs Bett,
die gegen Elektrosmog schützen solle. »Über eine Stunde lang hat der Kerl alle
Register gezogen«, bemerkte die Dame im gepflegten Hochdeutsch. Linkohr wusste
aus vielen derartigen Schilderungen, dass solche Typen ihr Horrorszenario mit
sämtlichen diffusen und theoretischen Gefahren von Strom- und Handystrahlung
anreicherten.
    »Wissen
Sie«, fuhr die Dame fort, »es war im Einladungsschreiben auch noch ein großes
Lebensmittelpaket versprochen.«
    Linkohr
nickte. »Das hat es dann aber auch nicht gegeben?«
    »Natürlich
nicht. Und wissen Sie, was der Kerl gesagt hat?« Sie gab sich die Antwort
selbst: »Die Kunden hätten immer gesagt, sie wollten nichts Essbares, das
tagelang im Kombi herumgefahren worden sei. Deshalb verschenke man jetzt etwas
anderes – und das waren so Mini-Teddys, ein Make-up-Set oder ein
Geldbeutel.«
    Der Kriminalist seufzte. Vermutlich wurden tagein, tagaus
jede Menge Menschen Opfer solcher Geschäftemacher, die sich in einem
Grauzonenbereich bewegten, den der Gesetzgeber ganz offensichtlich nicht
aufhellen wollte – warum auch immer. Linkohr griff zu dem
Einladungsschreiben. Doch da gab es keinen konkreten Absender, auch keine
Telefonnummer. Meist, das wusste er, waren Briefkastenanschriften im Ausland
angegeben. Die Dame konnte sich nicht mehr entsinnen, wohin die Anmeldekarte
adressiert war.
    »Wie
muss man sich diesen Martin vorstellen?«, hakte Linkohr nach.
    »Das
ist jetzt fast ein Jahr her«, gab die leicht übergewichtige Dame mit kräftiger
Stimme zu bedenken. »Er war aber ein Süddeutscher – wobei
ich den Dialekt nicht zuordnen kann. Ich bin, wie Sie unschwer hören, nicht von
hier.«
    »Bayer
oder Schwabe?«, fuhr Linkohr fort.
    »Schwabe,
da bin ich mir ganz sicher.« Sie verzog ihr Gesicht zu einem Lächeln. »Ich hab
mich noch gewundert, dass Schwaben so gewandt auftreten und reden können.«
    »Einer
aus Stuttgart oder eher von der Alb?«
    »Verzeihen
Sie, junger Mann, aber als Norddeutsche kann ich diese Dialekte nicht auch noch
einer bestimmten Region zuordnen.«
    »Können
Sie sich entsinnen, wie der Mann ausgesehen hat?«
    »Braun
gebrannt war er, das ist mir sofort aufgefallen. Sportlich. Ja, wie halt diese
Typen so aussehen, die erfolgreich auftreten und ihr Geld wahrscheinlich
erschwindelt haben.«
    »Alter,
ungefähr?«
    »Vielleicht
um die 50. Aber da dürfen Sie mich nicht festlegen.«
    »Sein
Auto oder sein Autokennzeichen haben Sie nicht gesehen?«
    »Wie
denn? Es war in diesem Hotel. Wir sind aus dem Bus gestiegen – und
rein.«
    Linkohr
hatte nichts anderes erwartet. »Und sonst eine Besonderheit? Trug er eine
Brille? Erinnern Sie sich an seine Haare?«
    Sie
schüttelte den Kopf. »Das Einzige«, antwortete sie langsam und sah ihr
Gegenüber aus dicken Brillengläsern an, »das Einzige, was mir aufgefallen ist,
war so ein Schmuckstück, das er an einer goldenen Kette um den Hals hängen
hatte.«
    »Ein
Schmuckstück?«, staunte Linkohr. »Ist für einen Mann doch ein bisschen
ungewöhnlich, oder?«
    »Ach – protzige Armbanduhr und Goldkettchen, junger Mann, das ist in

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