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Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)

Titel: Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Bomm
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auch schon mal nachts in München oder in Innsbruck. Gestern früh ist sie
so gegen acht gekommen.« Er versuchte, seine Frau in Schutz zu nehmen: »Wissen
Sie, die Discotheken haben heutzutage bis in die frühen Morgenstunden
geöffnet.«
    Platzko
staunte: »Und dann kann sie gleich wieder hier im Hotel arbeiten?«
    »Nein,
meist legt sie sich noch zwei, drei Stunden hin«, erklärte Pladler und wunderte
sich über Platzkos Interesse am Verhalten seiner Frau.

47
     
    Der
Gewölbekeller war beeindruckend. Linkohr hatte seinen Wagen vor dem schmucken
Blumengeschäft geparkt, an dessen Fassade noch immer der historische Firmenname
prangte. Das Gebäude schmiegte sich an einen der innerstädtischen Steilhänge
Geislingens. Während das Ladengeschäft ebenerdig zu betreten war, ragte das
Haus auf der gegenüberliegenden, zum Tal hin abfallenden Seite zwei Stockwerke
aus dem Erdreich heraus. Linkohr waren beim Betreten des Geschäfts betörende
Gerüche entgegen gekommen, die ihn den Sommer ganz intensiv erleben ließen. Als
ihn die Inhaberin Birgit Landau zur Kellertreppe geführt hatte, war ihm das
geschmackvolle Ambiente zweier weiterer Räume aufgefallen, wo Orchideen und
Kamelien in voller Blüte standen, drapiert mit Vasen, knorrigen Ästen, Moosen
und Kerzen. Nichts erinnerte hier oben an die frühere Weinhandlung. Erst, als
sie über Steinstufen, die mit Ornamenten verziert waren, im ehemaligen
Weinkeller ankamen, zwei Etagen tiefer, hatte sich der Blumenduft verflüchtigt
und die behagliche Wärme in die feuchte Kühle eines Weinkellers verwandelt.
    »Hier
hat’s stattgefunden«, sagte die junge Frau, die eine musische Ader zu besitzen
schien, wie Linkohr vermutete. Sicher konnte sie die prachtvollsten Sträuße
zusammenstellen. Und alles deutete darauf hin, dass sie jetzt nicht nur ihr
floristisches Talent nutzen wollte, sondern auch ihre Begeisterung für
kulturelle Veranstaltungen.
    Linkohr
bestaunte die beiden separaten Räume, die nur teilweise durch eine hochgezogene
Mauer getrennt waren. Im linken hing ein schmiedeeiserner Leuchter, dessen
Kerzen halb abgebrannt waren, im Hintergrund zierten alte Holzfässer das rau
verputzte Gewölbe. Linkohr betrachtete staunend diese Relikte längst
vergangener Zeiten, während Birgit Landau mit gewissem Stolz ihr unterirdisches
Kleinod präsentierte. »Den Raum hier drüben können wir mit Holz beheizen«,
erklärte sie und deutete in das zweite Gewölbe, in dem ein gusseiserner Ofen
stand. Hier wie dort reihten sich hölzerne Klappstühle aneinander, die aus
einer alten Gartenwirtschaft zu stammen schienen, wie Linkohr dachte. Neben ihm
ragte wie ein Ungetüm eine Eisenkonstruktion hoch, mit der offenbar Fässer noch
in weitere finstere Tiefen hinabgelassen werden konnten. Ein Gitterrost
bedeckte jedenfalls einen schwarzen Schlund – einen
brusthoch ummauerten Schacht, neben dem eine Treppe abwärts führte.
    »Ich
weiß nicht, ob Sie den Professor Siegler kennen«, sagte die Blumenhändlerin
unerwartet, »aber in dieser Umgebung hat er das ganz klasse gemacht. Für uns
war es eine große Ehre, mit Siegler unsere kulturelle Veranstaltungsreihe hier
unten eröffnen zu können. Irgendwann soll’s auch mal eine Krimilesung geben.
Wie so oft, sind es Zufälle im Leben, die einen zusammenführen.« Die Frau
lächelte, was Linkohr als äußerst sympathisch empfand.
    Sie
fuhr fort: »Frau Professor Dr. Platterstein hat sich nämlich, als wir hier
umgebaut haben, für die Geschichte des Hauses interessiert – vor
allem aber für diesen Keller. Denn das, was wir hier sehen, ist nur ein kleiner
Teil davon.« Sie deutete in den rechten Nebenraum, wo Linkohr eine finstre
Wandöffnung entdeckte und sich außerdem diese Treppe im pechschwarzen
Untergrund verlor.
    »Während
des Zweiten Weltkriegs«, erklärte die Frau, »haben hier die Menschen bei
Bombenangriffen Zuflucht gesucht. Und die Frau Platterstein, die sich mit
technischen Dingen ziemlich gut auskennt – sie
ist immerhin bei diesem Institut für Automobilwirtschaft tätig – hat
sogar noch ein paar Zeitzeugen ausfindig gemacht.«
    Linkohr
lehnte sich an ein verrostetes Eisenteil und lauschte gespannt den Erzählungen.
»Ein alter Mann hier aus der Nachbarschaft ist jetzt nach 68 Jahren wieder dort
drüben runtergestiegen. Ob Sie’s glauben oder nicht, der Mann hat beinahe ein
Trauma erlitten. Als er dort unten in dieser Totenstille stand und oben auf der
Straße ein Lkw vorbeigefahren ist, hat er geglaubt, Panzer

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