Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
ohne seinen Gesprächspartner zu verärgern, »ja, sagen wir mal so, wird
da nicht das Eheleben auf eine harte Zerreißprobe gestellt, wenn man so einen
Großbetrieb am Laufen halten muss?«
Für Platzkos Begriff brauchte Pladler ein paar
Augenblicke zu lang. »Ich weiß jetzt nicht so recht, worauf Sie hinaus wollen – aber es liegt wohl in der Natur der Sache, dass nicht
jeder Tag harmonisch ablaufen kann. Das ist anders, wenn jeder in sein Geschäft
geht und nachmittags um vier heimkommt. Hier sind Sie ständig im Geschäft. Tag
und Nacht. Und Sie müssen ständig schaun, dass die Betten ausgelastet sind.«
»Dann
können Sie wohl nur von Glück sagen, dass sich zwei gefunden haben, die das auf
sich nehmen.« Platzkos kriminalistischer Spürsinn signalisierte ihm, dass
dieses Thema seinem Gegenüber einiges Unbehagen bereitete. Das waren jene
Momente, die sehr viel Einfühlungsvermögen und diplomatisches Geschick
verlangten.
»Natürlich
braucht jeder irgendwann seine Freiräume«, kam ihm jetzt Pladler sogar
entgegen. Er wischte sich seine Hände am weißen Arbeitskittel ab, woraus
Platzko schloss, dass sie schweißnass geworden waren. »Larissa und ich haben
uns deshalb darauf verständigt, die knapp bemessene Freizeit so sinnvoll wie möglich
zu gestalten.«
Platzko
half ihm auf die Sprünge: »Auch wenn diese Freizeit vermutlich nie oder höchst
selten gemeinsam stattfindet.«
»Das
haben Sie richtig erkannt, Herr Platzko. Vermutlich müssen auch Sie in Ihrem
Job mit unregelmäßigen Arbeitszeiten kämpfen und haben sich dieses Wochenende
anders vorgestellt.«
Der
Kriminalist nickte. »Wenn ich Sie also richtig verstehe – und
korrigieren Sie mich bitte, wenn ich da falsch liege – , dann
haben Sie also beschlossen, mehr oder weniger getrennte Wege zu gehen?«
Pladler
seufzte. Es fiel ihm sichtlich schwer, eine klare Antwort zu geben. »Getrennte
Wege«, wiederholte er, als müsse er sich erst noch die Worte zurechtlegen.
»Larissa ist jünger als ich. Da will man auch noch ein bisschen raus. Auch mal
abends in eine Disco. Runter nach Reutte oder rüber nach Füssen. Ich bin da
nicht sonderlich scharf drauf.«
»Aber
Larissa macht das gelegentlich?«, hakte der Kriminalist nach.
»Ich
weiß jetzt nicht, was dies alles mit dem Tod ihrer Mutter zu tun hat«, wurde
Pladler jetzt doch misstrauisch. »Aber das ist kein Geheimnis. Das hat auch
hier im Hause beim Personal schon zu einigem Tratsch geführt. Aber was soll ich
machen? Ich kann Larissa nicht einsperren.« Er lehnte sich auf dem harten
Holzstuhl zurück und legte die ausgestreckten Arme seitlich auf die Lehnen der
beiden neben ihm stehenden Stühle.
»Larissa
ist eine liebe Frau«, versuchte er das Gesagte zu relativieren. »Ihr Herzblut
hängt ganz sicher an diesem Hotel hier. Aber sie braucht auch ihre Freiheit.
Wenn man ihr die nimmt, würde sie die Lust an allem hier verlieren. Davon bin
ich felsenfest überzeugt.«
»Das
heißt – wenn ich Sie richtig verstehe, ist es nicht ungewöhnlich, dass
Ihre Frau mal nachts weg ist.«
»Ja,
das kommt vor. Wenn hier das Abendessen serviert ist, geht sie schon mal mit
der einen oder anderen Freundin noch weg.«
»Mmh«,
machte der Kriminalist. »Darf ich fragen, wie oft das vorkommt? Ich meine – wöchentlich, monatlich?«
»Zwei-,
dreimal im Monat. Manchmal auch öfter. Und jetzt werden Sie mich sicher gleich
fragen, ob da andere Männer eine Rolle spielen.« Er zuckte mit den Schultern.
»Was soll ich dazu sagen? Ich weiß es nicht. Ich hoffe es nicht. Um ehrlich zu
sein – ich kann’s mir auch nicht so recht vorstellen. Auch wenn sie
jetzt da oben ist, hat dies nichts mit irgendwelchen Liebschaften zu tun.«
Platzko
wollte nicht konkret darauf eingehen. Er enthielt sich jeglichen Kommentars,
zumal er aus beruflicher Erfahrung wusste, wie sehr man sich in anderen
Menschen täuschen konnte.
»Dazu
nur noch eine einzige Frage«, versprach er. »Wann war denn Ihre Frau zuletzt in
Discos unterwegs?«
Über
Pladlers Gesicht huschte ein erzwungenes Lächeln. »Ich wusste, dass diese Frage
früher oder später kommen würde. Deshalb die klare Antwort: In der Nacht zu
gestern. Sie geht meistens mittwochs oder donnerstags aus – weil
dies geschäftsmäßig bei uns die schwächsten Tage sind.«
Platzko
ließ ein paar Sekunden verstreichen. »Und wann kommt sie dann heim – nach
solchen Nächten?«
»Ganz
unterschiedlich. Je nachdem, wo sie mit ihren Freundinnen hingefahren ist. Die
waren
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