Grauzone: Der 13. Fall für August Häberle (German Edition)
Tierchen seit geraumer Zeit das Synonym für potenzielle
Investoren, die Unternehmen aufkauften, um sie finanziell auszusaugen und dabei
zugrunde zu richten.
»Ich
sag euch«, klappte Josefina die Bibel wieder zu. »Da will uns jemand auf etwas
Schreckliches vorbereiten. Jemand, der genau weiß, was uns bewegt.« Sie sah mit
misstrauisch glänzenden Augen in die Runde. »Jemand, der sich auch in der Bibel
auskennt.«
Falkenstein
schluckte. Er wollte jetzt nichts dazu sagen.
46
Peter Pladler, den alle im Ort
nur den jungen Hinterbauern nannten, war der Junior-Chef des Hochsteinhofs. Er
tupfte sich mit einem Papiertaschentuch den Schweiß von der hohen Stirn und
führte den jungen Innsbrucker Inspektor Ferdinand Platzko in ein kleines
Besprechungszimmer, das sich zwischen Küche und den Aufzügen befand.
»Entschuldigen
Sie bitte«, sagte er, »aber mich hat das alles sehr mitgenommen. Larissa ist
völlig durch den Wind.«
Der
Kriminalist vermochte dies nachzuvollziehen. Der Betrieb eines solchen Hotels
erforderte sicherlich einen großen Arbeitseinsatz. Dass Pladlers
Schwiegermutter auf dramatische Weise ums Leben gekommen war, hatte die gesamte
Belegschaft in tiefe Trauer gestürzt. »Ich hab’ Larissa gesagt, sie soll
hochgehen zu den anderen. Es macht keinen Sinn, wenn sie sich heute hier unten
über die Runden quält.«
Platzko
nahm’s zur Kenntnis. »Seit wann ist sie oben?«
Pladler
zögerte. »Schon seit vergangener Nacht. Die haben von ob’n ang’ruf’n – der
Dirk Jensen, die Frau Dobler-Maifeld und die Josefina. So gegen Mitternacht.
Sie wollten wissen, wie’s Larissa geht.« Er überlegte. »Ja und dann sind sie
noch runtergekommen, haben lang mit ihr gesprochen und sie dazu überredet, mit
hochzufahren.«
»Sie
ist noch in der Nacht mit raufgefahren?«
»Ja,
mit ihrem eigenen Wagen. Ich hab ihr geraten, dies zu tun. Es war ja schon heut
Früh. Sie will heute Abend wieder kommen.«
»Heut
Früh schon? Darf ich fragen, worüber man sich dann stundenlang unterhalten
hat?«
»Na,
worüber wohl?«, seufzte Pladler. »Über Larissas Mutter und eben alles, womit
sich die Gruppe befasst. Ich hab mich gegen halb vier Uhr ausgeklinkt. Ich kann
nicht die ganze Nacht diskutieren, wenn ich hier den Laden am Laufen halten
muss.«
Platzko
nickte verständnisvoll. »Und die Herrschaften waren die ganze Zeit hier im
Haus?«
»Ich
kann nur bis halb vier etwas dazu sagen.« Er spielte nervös mit einem
Kugelschreiber. »Soweit ich weiß, ist nur Dirk Jensen mal frische Luft
schnappen gegangen. Er sei müde, hat er gesagt. Nach einer halben oder
dreiviertel Stunde ungefähr war er wieder da.«
»Ihre
Schwiegermutter«, wechselte Platzko das Thema, nachdem er einen Schluck
Mineralwasser getrunken hatte, »die wollte nach diesem Wochenende noch ein paar
Tage im Hotel bleiben?«
»Ja, so
war es vorgesehen. Das hat sie immer getan, wenn sie zu diesen Freunden auf die
Hütte gekommen ist. Larissa hat noch gestern Vormittag mit ihrer Mutter
telefoniert, als sie an der Seilbahn eingetroffen ist.«
»Frau
Waghäusl hat ihr Auto an der Seilbahn abgestellt, obwohl sie dort Parkgebühr
bezahlen muss?«
Pladler
zuckte mit den kräftigen Schultern. »Wenn wir hier volles Haus haben, sind
unsere Plätze durch die Gäste komplett belegt. Das war aber für meine
Schwiegermutter nie ein Problem.« Er verkniff sich ein Lächeln.
»Aber
Larissa hat ihre Mutter gestern Vormittag nicht treffen wollen?«, stellte
Platzko fragend fest.
»Nein«,
entgegnete Pladler und schüttete ein halbes Glas Cola in sich hinein. »Das hat
sie nie gemacht. Wissen Sie, Larissa hatte zwar ein sehr inniges Verhältnis zu
ihrer Mutter, trotzdem gab es nicht viele Begegnungen. Sie haben oft
miteinander telefoniert, aber die gegenseitigen Besuche beschränkten sich auf
die üblichen Familienfeste oder auf einen kurzen Winterurlaub, den ihre Mutter
meist um Silvester bei uns hier verbracht hat.«
»Und
für Sie beide – ich meine für Sie und Ihre Ehefrau – bleibt
wahrscheinlich wenig Zeit, um nach Deutschland zu einem Besuch zu fahren?«
Pladler
zögerte einen kurzen Moment. »Genau so ist es. Wir haben zwar im November nach
Abschluss der Wandersaison und vor Beginn der Wintersaison ein paar Ruhetage,
aber die sind meist nur dazu da, um im Haus einige Dinge zu sanieren und zu
reparieren. Sie glauben gar nicht, was hier ständig anfällt.«
»Wird
da nicht … «, Platzko überlegte, wie er seinen Gedankengang ausdrücken
sollte,
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