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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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ist, wenden sich alle Köpfe im Raum d ’ Albret zu. Sein Gesicht ist von einem dunklen, scheckigen Rot; sein Kinn ist so starr, dass ich fürchte, seine Zähne werden brechen. Neben ihm schwankt Madame Dinan ein wenig. Marschall Rieux springt auf die Füße und öffnet den Mund, aber Kanzler Crunard legt ihm eine Hand auf den Arm und hält ihn mit einem kleinen Kopfschütteln zurück.
    Wohl wissend, dass aller Aufmerksamkeit ihm gilt, macht d ’ Albret eine kleine, spöttische Verneigung in Richtung der Herzogin, dann dreht er sich auf dem Absatz um und stolziert davon. Die Menge teilt sich vor ihm wie Butter, die mit einem heißen Messer geschnitten wird. Madame Dinan steht auf, hebt ihre Röcke und eilt hinter ihm her; auf ihren normalerweise blassen Wangen brennen zwei leuchtend rote Flecken. Anne, die sich bewegt, als leide sie große Schmerzen, erhebt sich und schickt sich an, die Halle zu verlassen.

Siebenunddreißig
    ZWEI TAGE NACHDEM DIE Herzogin das Edikt gegen d ’ Albret verlesen hat, stehen sie, Duval und ich an ihrem Fenster und beobachten, wie er davonreitet. Er hat so viele Gefolgsleute und Diener, dass es sich anfühlt, als würde die Hälfte der Burg mit ihm gehen. Ich fürchte, dass Sybella unter ihnen ist. Wie sonst wäre sie in der Lage gewesen, mich über den im Flur geplanten Verrat zu informieren?
    Die Vorstellung, dass die Äbtissin Sybella in d ’ Albrets Haushalt platziert, ist so abstoßend, dass ich sie beiseiteschiebe und zu Mortain bete, dass ich mich irre.
    Wie d ’ Albret einen großen Teil der Höflinge mit sich genommen hat, so hat er auch ein beträchtliches Maß an Düsternis vom Hof fortgenommen. Insbesondere die Dienstmägde gehen mit leichterem Schritt, jetzt, da sie seine Kniffe nicht länger erdulden müssen. Selbst die Gesundheit der kleinen Isabeau scheint sich zu verbessern, als habe d ’ Albrets Anwesenheit ihre Lungen umwölkt.
    Eine Woche vor Weihnachten veranstaltet die Herzogin ein großes Festmahl am Hof, komplett mit Unterhaltung. Am Abend vor dem Fest ist Isabeau so aufgeregt, dass sie sich selbst krank macht. Auf Bitten der Herzogin hin gebe ich ihr einen weiteren Trank, damit sie schlafen kann.
    Der Haushofmeister der Burg hat für das Fest am heutigen Abend jeden Luxus aufgeboten, und die Tische sind mit kostbaren, silbern bestickten Damasttüchern gedeckt. Livrierte Diener stehen an den Wänden, und goldene und silberne Gefäße schmücken die Tafel. Eine besonders originelle Note vermitteln die Klänge eines Horns, die uns in die große Halle rufen. Wir tragen alle wie befohlen unseren fröhlichsten Putz. Lange, fellgesäumte Umhänge wechseln sich mit reichbesticken Wämsern und bunten, spitzenbesetzten Ärmeln ab. Schuhe aus leuchtend gefärbtem Leder oder üppigem Samt lugen unter dicken Satinröcken hervor.
    Die Herzogin und Isabeau nehmen ihre Plätze an der hohen Tafel auf dem Podest ein, und die Mitglieder des Kronrats gesellen sich zu ihnen. Und obwohl es mir so vorkommt, als hätte ich während der letzten vierzehn Tage nichts anderes getan, als Duval mit den Augen zu verschlingen, sodass keine noch so geringe Veränderung mir hätte entgehen können, sehe ich heute Abend, dass er dünner geworden ist. Außerdem sind dunkle Ringe unter seinen Augen. Die Verhandlungen mit dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gestalten sich hart. Sowohl die Herzogin als auch Duval wissen, dass sie um den Erhalt ihres Landes feilschen. Der Gesandte des Kaisers weiß es ebenfalls und versucht, es nach Kräften auszunutzen. Ich mache mir Sorgen, dass die Anspannung Duval zusetzt. Er wird reizbar und hat sich angewöhnt, Fenster und Türen zu überprüfen, davon überzeugt, dass irgendjemand lauscht.
    Höchstwahrscheinlich tut es auch einer.
    Man führt mich zu einem Platz an einem der unteren Tische, zu den geringeren Damen und Rittern, aber das macht mir nichts aus. Im Gegenteil, ich muss mich kneifen, denn ich fürchte, dass dies alles ein Traum ist. Ich kann kaum glauben, dass eine wie ich zu einem so prächtigen Fest zugelassen worden ist.
    Sobald wir unsere Plätze eingenommen haben, bringen Diener uns Schalen mit warmem Zitronenverbenen-Wasser, damit wir uns vor dem Essen die Hände waschen können. Während wir sie an weichen Leinentüchern abtrocknen, wird das Essen auf Tabletts hereingetragen. Fleischtranchierer machen sich daran, Wildbret und geröstetes Wildschwein zu zerlegen, sowie Pfau und Fasan. Es gibt außerdem geschmortes Kaninchen und

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