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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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auf dem Weg nach Nantes sind, sollte er in meinem Schlafgemach in Sicherheit sein. Meine Augen sind so trocken wie eine Wüste und mein Gesicht so reglos wie der kalte Marmorboden unter meinen Füßen, während ich benommen durch den Palast gehe. Die Bestie wirft mir eine Anzahl besorgter Blicke zu, ein kleines Aufflackern von Sorge, das meine Haut kribbeln lässt. Ich registriere es kaum.
    Wie viel hat Duval der Bestie erzählt, frage ich mich. Wird er mir glauben, wenn ich ihm meinen Verdacht gegen Crunard anvertraue? Am Ende komme ich zu dem Schluss, dass es das Risiko wert ist. Wenn mir etwas zustößt, wird niemand wissen, wo die wahre Gefahr liegt. »Wir können Crunard nicht trauen«, sage ich, ohne ihn anzuschauen.
    Sein Kopf bewegt sich nicht, aber ich spüre, dass seine Augen sich in meine Richtung wenden. »In welcher Hinsicht, Demoiselle?«
    »Ich glaube, dass er derjenige ist, der Duval vergiftet, und dass er hinter einem großen Teil der Katastrophen steckt, die über die Herzogin hereingebrochen sind. Ich fürchte, dass er mit dem französischen Regenten unter einer Decke steckt.«
    Er schweigt lange Sekunden, dann stellt er die gleiche Frage wie Duval. »Zu welchem Zweck?«
    »Ich verstehe das Warum nicht. Ich weiß nur, dass seine Taten auf seine Schuld hindeuten, und ich möchte, dass noch jemand außer mir diese Information hat. Vielleicht könnt Ihr helfen, ihn auf der Reise nach Nantes im Auge zu behalten.«
    Die Bestie dreht sich um und sieht mich voll an. »Er wird uns nicht begleiten.«
    Ich bleibe stehen. »Was?« Furcht macht meine Stimme scharf.
    »Isabeau ist zu krank, um zu reisen, und es hat der Herzogin widerstrebt, sie zu verlassen. Crunard hat sich erboten, bei ihr zu bleiben.«
    »Duval!« Ich drehe mich um, um zu ihm zurückzukehren, aber die Bestie hält mich am Arm fest.
    »Es gibt kaum noch etwas, was Crunard Duval antun kann«, sagt er sanft, und ich erinnere mich an sein Versprechen, mich wenn nötig zu tragen.
    Nach einem langen Moment, in dem ich meine Möglichkeiten abgewogen habe, nicke ich, und er lässt meinen Arm los. Wir gehen weiter. »Denkt Ihr, Isabeau wird sicher sein?«, frage ich.
    Die Bestie runzelt die Stirn. »Ich kann nicht glauben, dass er einem armen kranken Kind etwas antun würde.«
    Ich kann nur hoffen, dass er recht hat. Die Sorge um Isabeaus Sicherheit ist ein weiterer Gewissenskonflikt, in den mich mein Versprechen gegenüber Duval bringt.
    Im Innenhof sitzen zwanzig Soldaten auf ihren Pferden. Vier Pferde warten neben ihnen. Crunard ist dort, trägt aber statt Reisekleidung seine Amtsrobe. »Der Herzogin ist es nicht recht, Isabeau allein zu lassen, und mein Alter wird Euer Vorankommen nur behindern«, erklärt er, was für sich genommen verdächtig ist, denn er schuldet mir keine Erklärungen. Ich kann nicht umhin, mich zu fragen, was er gewinnt, indem er zurückbleibt. Wie sehr ich die Frage auch im Kopf hin und her drehe, ich kann keine Antwort finden.
    »Wir werden Eure Weisheit und Euren Rat unterwegs vermissen, Kanzler Crunard«, erwidere ich mit honigsüßer Stimme. »Ich bin mir sicher, dass Isabeau froh über Eure Gesellschaft sein wird.«
    »Es wird ein schwacher Trost sein, da ihre Schwester fort ist. Aber es ist ein kleiner Beitrag, mit dem ich behilflich sein kann.«
    De Waroch hilft mir, auf mein Pferd zu steigen, dann schwingt er sich in seinen eigenen Sattel. Die Herzogin wird vor Hauptmann Dunois aufsitzen, dessen kräftige Arme sie beschützen werden, während er sein Pferd leitet.
    Als wir aus dem Innenhof reiten, halte ich das Gesicht nach vorn gerichtet, weil ich Angst davor habe, mich zu Crunard umzudrehen, für den Fall, dass etwas in meiner Miene mich verrät. Als ich höre, wie die Burgtore klirrend hinter uns zufallen, wage ich es endlich, über meine Schulter zu blicken. Crunard ist auf die Zinnen geklettert, um uns nachzuschauen. Über die Entfernung hinweg treffen sich unsere Blicke.
    »Demoiselle? Geht es Euch gut?« Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass Hauptmann Dunois und die Herzogin neben mich geritten sind. Der Blick der Herzogin ruht auf mir – solch sanfte, leuchtend braune Augen und so überaus jung. Ich frage mich, wie ich ihr sagen kann, dass sie und ich gerade die beiden Menschen, die uns am meisten bedeuten, einem weiteren Verräter überlassen haben. Feigling, der ich bin, kann ich es nicht tun. Ich habe keinen Beweis, mit dem ich sie überzeugen kann. Und selbst wenn de Waroch mir geglaubt hat, was könnte

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