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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Tagesanbruch«, antworte ich. »Sie wollen unterwegs sein, bevor die Kunde über ihren Plan in Nantes durchsickert oder den französischen Regenten erreicht.«
    Duval stößt einen finsteren Fluch aus. »Ist ihnen denn nicht klar, dass sie höchstwahrscheinlich direkt in eine Falle reiten?«
    »Ganz zu schweigen davon, dass die Franzosen innerhalb unserer Grenzen sind und dass man unmöglich wissen kann, wie viele Späher sie ausgeschickt haben oder wo ihre Vorhut ist«, ergänzt die Bestie. »Wie groß wird die Truppe sein, die sie mitnehmen?«
    »Klein. Nicht mehr als zwanzig Männer.«
    »Also leicht zu überwältigen von einer großen Spähtruppe«, sagt die Bestie.
    Duval lässt frustriert den Kopf an die Wand fallen. Bei dem lauten Aufprall zucke ich zusammen, aber er registriert den Schlag kaum. »Bei den fünfWunden Christi, dies ist ein erbärmlicher Zeitpunkt, um vergiftet zu werden.«
    »Gift!« De Lornays Faust schließt sich um den Würfel, mit dem er herumgespielt hat, und er macht einen Schritt auf mich zu. Aber es ist die Reaktion der Bestie, die mich bis ins Mark trifft: Er hebt seinen gewaltigen Kopf und sieht mich mit verletzten Augen an, als hätte ich nicht nur Duval betrogen, sondern auch ihn.
    »Es geschieht nicht durch meine Hand«, blaffe ich. Als sie nichts erwidern, wächst meine Erregung. »Denkt nach! Hätte ich Euch beide geholt, wenn ich wollte, dass er stirbt?«
    Das scheint sie einigermaßen zu überzeugen, obwohl de Lornay mir weiter dunkle, mürrische Blicke zuwirft, als ich das leere Tablett zu dem Tisch am Feuer zurücktrage. Hinter mir beginnt Duval einen Plan zu ersinnen. »De Waroch, de Lornay, wenn ihr heute Nacht von hier fortgeht, macht euch auf den Weg zu Dunois. Sagt ihm, dass ihr in dieser Gruppe sein wollt, die nach Nantes aufbricht. Lasst euch nicht von ihm zurückweisen. Ismae«, ruft er aus.
    Ich halte in meinem Tun inne und drehe mich zum Bett um.
    »Ich möchte, dass Ihr ebenfalls mitgeht. Haltet Euch an die Herzogin, als wärt Ihr ihr Schild, denn in Wahrheit könnte das durchaus nötig sein. Weicht ihr nicht von der Seite.«
    Ich kralle die Hände in den Rock und eile zu ihm zurück. »Gnädiger Herr, das ist es nicht, was mein Kloster befohlen hat.« Ich gestatte mir nicht, darüber nachzudenken, was mein Kloster tatsächlich von mir will. Die Worte der Kräuterhexe fallen mir ein, und ich kann nicht erkennen, ob sie dazu bestimmt sind, mich zu verhöhnen oder zu trösten: Es ist ein dunkler Gott, dem du dienst, Tochter, aber vergiss nicht: Er ist nicht ohne Gnade. Ist dies dann Seine Gnade? Dass ich Duval nicht mit eigener Hand zu erschlagen brauche, weil er bereits an Gift stirbt? Ein dunkler Gott, in der Tat.
    »Vielleicht nicht«, erwidert er, »aber gewiss ist es dass, was sie von Euch wollen würden, wenn sie von Annes Plänen wüssten.« Als ich nichts dazu sage, wendet er sich an die Bestie. »Bringt sie dazu, mit euch zu gehen. Ganz gleich, wie krank ich bin oder was Crunard oder Dunois sagen, sorgt dafür, dass sie mit euch reitet. Tragt sie, wenn es sein muss. Schwört es.«
    »Ich schwöre es.« Die tiefe Stimme der Bestie dröhnt durch den Raum.
    Duval dreht sich zu mir um, und seine Stimme ist jetzt sanfter. »Dass ist es, wofür ich mein Leben lang gearbeitet habe, Ismae, die Sicherheit der Herzogin. Ich kann diese Aufgabe nicht vollenden, also bitte ich Euch, es für mich zu tun.«
    Und natürlich kann ich nicht Nein sagen. Nicht zu seinem letzten Wunsch aufErden. »Also gut«, flüstere ich.
    Ein schwaches Beben durchläuft Duvals Körper, als sei es einzig seine Entschlossenheit, diese letzten Vorkehrungen für seine Schwester zu treffen, die ihn aufrecht gehalten hat. Unsere Blicke treffen sich. »Danke.«
    Als die Bestie und de Lornay sich verabschiedet haben, lehnt Duval sich gegen die Kissen. Sein Gesicht nimmt eine gräuliche Blässe an. Ich habe mir den ganzen Tag über sehnlichst gewünscht, meine Neuigkeit über Crunards Siegelring mit ihm zu teilen, aber er ist so krank, dass ich es nicht übers Herz bringe, seine Sorgen noch zu mehren. »Ihr müsst wirklich schlafen, gnädiger Herr. Ihr könnt uns weitere Anweisungen geben, wenn Ihr aufwacht.«
    Er sagt etwas, das ich nicht verstehen kann. »Was?«, frage ich und rücke näher an das Bett heran.
    »Falls«, sagt er. » Falls ich aufwache.«
    Ich beuge mich vor, um seine Wange zu streicheln, und seine eine Woche alten Barthaare sind rau und kratzig auf meiner Hand. Er brennt vor

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