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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Fieber.
    »Weint nicht«, sagt er.
    Ich wische mir mit der freien Hand übers Gesicht. »Ich weine nicht, gnädiger Herr.«
    »Legt Euch neben mich«, bittet er mich, und ich weiß nicht, ob er meint, dass ich neben ihm im Bett liegen soll oder dass ich mit ihm das Bett teilen soll wie eine Frau mit einem Mann. »Es heißt, es sei die herrlichste Art zu sterben, mit einer Tochter des Todes das Bett zu teilen.«
    In seinem Lächeln ist ein Anflug des alten Duval, und es bricht mir förmlich das Herz. Ich will ihm sagen, dass er nicht stirbt, aber meine Kehle ist so zugeschnürt vor Trauer, dass ich die Worte nicht herausbringen kann. Selbst wenn ich es könnte, würde er genau wissen, dass es eine Lüge ist. Ich knie mich neben das Bett. »Gnädiger Herr«, flüstere ich, »Ihr seid zu krank.«
    Er verfällt in Schweigen, und Bedauern durchdringt mich so schneidend, dass ich nur mit Mühe die Tränen zurückhalten kann.
    Zu spät, zu spät. Alles ist zu spät. Ich will die Stimme erheben und gegen alle Götter und Heilige im Himmel zürnen. Stattdessen trete ich aus meinem Gewand und lasse es zu Boden gleiten. Ich nehme die Scheiden von meinen Handgelenken und dann die von meinem Knöchel. Als ich nichts mehr am Leibe trage außer meinem Unterkleid, hebe ich die Bettdecken und klettere neben Duval ins Bett.
    Seine Arme warten schon, und als ich mich in sie hineinschmiege, hört der Rest der Welt zu existieren auf. Die Haut und die Muskeln in seinen Armen zucken und verkrampfen sich, so geschädigt, wie sie von dem Gift sind, aber er zieht mich an sich, bis mein Kopf auf seiner Schulter liegt und unsere Oberkörper einander durch das dünne Leinen meines Hemdchens berühren.
    Sein Herz schlägt unglaublich schnell, als habe er gerade ein gewaltiges Wettrennen bestritten. Von dem Wunsch erfüllt, ich könnte sein Herz durch meine Berührung langsamer schlagen lassen, lege ich die Hand auf seine Brust; die Höcker und Wölbungen seiner Narben sind rau unter meinen Fingern. Er lächelt und hält meine Hand fest. Dann versucht er, sie an die Lippen zu führen, aber sein Griff ist zu schwach, und er lässt sie fallen. Ich schmiege mich an ihn, die Arme um seinen Hals und seine Schultern geschlungen, entschlossen, ihm so nahe wie nur möglich zu sein.
    Es ist alles, was uns noch bleibt. Und obwohl es mehr ist, als ich mir je zu erträumen gewagt habe, ist es nicht annähernd genug.

Achtundvierzig
    ICH TUE DIE GANZE Nacht kein Auge zu, voller Angst, auch nur einen einzigen Augenblick zu verpassen, den ich mit Duval habe. Kurz vor Tagesanbruch löse ich mich von ihm, Stückchen für Stückchen, damit er nicht aufwacht. Als mich umdrehe, um aufzustehen, halte ich den Atem an, weil ich befürchte, die Bewegung der Matratze wird ihn stören, aber das tut sie nicht. Tatsächlich schläft er tief, und seine Atmung ist flach. Sein Puls pocht ihm am Hals, dünn und flatternd. Wahrhaftig, dies ist eine kleine Gnade, die mein Gott mir gewährt hat. Ich brauche nicht einmal die Hand zu heben, und Duval wird bei Einbruch der Nacht tot sein.
    Vielleicht wusste Mortain, dass ich ihn nicht töten konnte, selbst wenn er das Todesmal getragen hätte. Ich kann nicht den einzigen Mann töten, dem ich mein Herz für die Liebe geöffnet habe.
    Und wie lange ich auch an seiner Seite bleibe, ich habe all mein Tun an Versprechen gebunden; dem Kloster gegenüber, der Herzogin gegenüber, Duval selbst gegenüber. Ich bin gefangen in einem Netz, das ich selbst gesponnen habe, und meine Versprechen haben mich eingegittert wie die Falle eines Jägers. Die Pflicht, die einst solches Glück für mich gewesen ist, ist das Einzige, was mir noch übrig bleibt, und jetzt ist sie so säuerlich und bitter in meinem Mund wie Galle.
    Ich bin angekleidet und bereit, bevor die Bestie mich abholen kommt. Ich verspüre nicht den Wunsch, vom Bett gezerrt zu werden, und ich habe keinen Zweifel, dass der Mann genau das tun wird, was er Duval versprochen hat. Duval zu verlassen ist so schmerzhaft, als zerschnitte ich mein eigenes Herz und gäbe es den Krähen zum Fraß. Als die Bestie erscheint, sehe ich sie nicht an; ich wage es nicht, de Waroch in die Augen zu schauen, denn ich fürchte, wenn ich auch nur einen Funken Mitgefühl dort sehe, werde ich wie berstender Kristall in tausend Stücke zersplittern.
    Obwohl Duval während der letzten Tage bei Hof nicht mehr gesehen wurde, wissen nur die Herzogin und der Kronrat, dass er sich versteckt hat. Während wir Übrigen

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