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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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vertraue ihnen nicht, und es gefällt mir nicht, dass Anne ihnen und ihren Plänen, worin auch immer sie bestehen mögen, so nahe ist.
    Als ich ein Knirschen hinter mir höre, drehe ich mich um und sehe, dass die Herzogin sich in ihren hermelingefütterten Umhang eingehüllt hat und den Pfad entlanggeht. »Solltet Ihr Euch nicht lieber ausruhen, Euer Hoheit?«
    »Ich kann nicht. Mein Geist will nicht stillhalten.« Sie tritt neben mich, und gemeinsam schauen wir in das Tal hinunter, zu den imposanten, hohen Mauern von Nantes und den blauen und gelben Bannern, die von den Zinnen flattern.
    »Dort bin ich geboren«, bemerkt die Herzogin. »In der Nacht, in der ich auf die Welt kam, hat mein Vater mich auf ebendiese Zinnen getragen und mich emporgehalten, damit ich mein Herzogtum überblicken und damit seine Untertanen ihre nächste Herrscherin in Augenschein nehmen konnten.« Sie klingt verwundert, als könne sie nicht ganz verstehen, wie sie hierhergekommen ist, obwohl ihre Feinde ebenfalls da sind.
    »Dieses Tor«, fährt sie fort. »Seht Ihr es? Das auf der gegenüberliegenden Seite? Das ist jenes Tor, durch das Duval Isabeau und mich vor fast acht Jahren in Sicherheit getragen hat.« Ihre Stimme bricht. »Ich wünschte, er wäre hier«, flüstert sie aufgebracht. »Wenn ich jemals seinen Rat gebraucht hätte, dann jetzt.« Sie wirft mir einen erschütterten Blick zu. »Ich hatte gedacht, er würde uns am Ende des Weges erwarten. Dunois wird diesem Haftbefehl keine Taten folgen lassen; gewiss weiß er das. Warum ist er nicht gekommen, Ismae?«
    Während ich in ihre reglosen brauen Augen schaue, stelle ich fest, dass ich nicht in der Lage bin, noch länger Geheimnisse vor ihr zu haben. Es ist genau das, was ihre Ratgeber tun, und ich wünsche nicht, ihre Fehler zu wiederholen. »Er ist krank, Euer Hoheit. Schwer krank.«
    Ihre Hand fliegt zu ihrem Mund. »Die Pest?«
    Ich schüttele den Kopf. »Er ist vergiftet worden.«
    Ihre Augen werden rund vor Entsetzen, und sie macht einen Schritt rückwärts. »Gift?«, fragt sie schwach.
    »Ja, aber nicht durch meine Hand«, beteuere ich ihr.
    »Warum hat niemand mir früher davon erzählt?«, verlangt sie zu erfahren.
    »Weil er nicht wollte, dass Ihr davon wisst, und ich hatte gehofft, ein Gegenmittel zu finden, bevor ich Euch so schlimme Neuigkeiten überbringen muss.«
    »Aber Ihr habt kein Gegenmittel gefunden, nehme ich an.«
    »Nein.«
    Sie schweigt, während sie auf die Stadt unter uns hinunterstarrt, und nimmt ihren Mut zusammen, um die nächste Frage zu stellen. »Ist er tot?«
    »Höchstwahrscheinlich ist er es inzwischen, da er an der Schwelle des Todes war, als wir Guérande verließen.« Bei der Erinnerung daran, wie ich ihn zurückgelassen habe, erfüllt mich ein beinahe überwältigender Drang, mir das nächste Pferd zu greifen und nach Guérande zu reiten, um seinen bewusstlosen Leib vor Crunards weiteren Machenschaften zu beschützen.
    Sie dreht sich zu mir um, und ihre Stimme ist hart vor Ärger. »Wer würde so etwas tun?«
    Ich hole tief Luft. »Kanzler Crunard, Euer Hoheit.« Und dann erzähle ich ihr, in wie vielen Dingen ihr Beschützer, dem sie am meisten vertraut hat, sie verraten hat.
    Am nächsten Tag schickt Anne einen Offizier nach Nantes, um zu verlangen, dass man ihr Zutritt zu ihrer eigenen Stadt gewährt, damit sie mit Marschall Rieux sprechen kann. Sie wählt de Lornay für die Aufgabe aus, ihre Nachricht zu überbringen; er ist wegen seiner Schönheit und seines gewandten Benehmens allgemein beliebt, und sie hofft, dass er die Bewohner von Nantes für ihre Sache gewinnen kann.
    Wir reiten mit de Lornay bis zu einem kleinen Vorsprung mit Blick auf Nantes. Von diesem Aussichtspunkt aus beobachten wir, wie er zu den Toren der Stadt reitet. »Ihr denkt doch nicht, dass sie ihn erschlagen werden, ohne ihn anzuhören, oder?«, frage ich die Bestie.
    Seine Brauen fliegen in gespielter Überraschung in die Höhe. »Erzählt mir nicht, dass Ihr eine Schwäche für unseren Lord Dandy entwickelt habt.«
    »Ganz und gar nicht«, erwidere ich kühl. »Ich möchte lediglich sicher sein, dass die Nachricht der Herzogin eine Chance hat, angehört zu werden.«
    »Ah«, sagt die Bestie, aber er lässt sich nicht täuschen. »Da Rieux und d ’ Albret hoffen, Nantes als Hebel benutzen zu können, um die Herzogin dazu zu zwingen, ihre Bedingungen zu akzeptieren, denke ich, dass sie mehr als bereit sein werden, mit de Lornay zu sprechen.«
    Genau wie die Bestie

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