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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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zusammenzusetzen. Für wen hast du gearbeitet?
    Da ist ein wütender Wirbel, ein Strudel von Eis. Ich sehe das Purpur und Gelb der französischen Krone, die Königslilie deutlich auf der Brust eines Dieners. Zufrieden mit meinem Erfolg versuche ich es noch einmal. Mit wem solltest du dich in Verbindung setzen?
    Kurz blitzen Schiffe auf, und dann ist das Bild fort, zerbrochen in tausend Stücke, als Martels Seele sich bewegt. Jetzt versucht sie, mir ihren Willen aufzudrängen, aber die Macht, die sie über das Leben hat, ist nichts im Vergleich zu der Macht, die ich über den Tod habe. Ich stoße die eisige Kälte von Martels verweilender Seele von mir und ziehe den Schleier zu, sodass er wieder undurchdringlich zwischen uns liegt.
    Als ich die Augen öffne, zittere ich. Mir ist so kalt, dass ich die Sonnenstrahlen nicht fühlen kann, und dann ist Duval neben mir, seine Hände an meinen Ellbogen, und er zieht mich auf die Füße. »Geht es Euch gut?« Sorge ist in sein Gesicht gemeißelt, aber ich kann nicht lange genug aufhören, mit den Zähnen zu klappern, um ihm zu versichern, dass es mir gutgeht.
    Er zieht sich den wollenen Umhang von den Schultern und legt ihn um meine. Die Wärme seines Körpers haftet dem dicken Stoff an, und ich schließe die Augen und lasse meinen Körper diese Wärme trinken.
    »Euer Gesicht ist so bleich, dass Ihr wahrhaft so ausseht, als wärt auch Ihr tot.« Er zieht den Umhang fester um mich, ergreift meine Hand – wie warm seine Finger sind! – und zieht mich zu einem größeren Fleckchen Sonnenlicht. Und ich zittere noch immer. Duval legt die Hände auf meine Arme und reibt sie, versucht, ein wenig Wärme hineinzubekommen.
    Ich bin zu überrumpelt, um auch nur zu atmen, und meine Arme kribbeln, als wären sie lange eingeschlafen gewesen und würden erst jetzt erwachen. Entsetzt lehne ich mich zurück. »Ich bin jetzt warm«, sage ich steif. Ich meide seinen Blick, weil ich Angst habe, dass er in meinen Augen meine Verwirrung sehen wird. Dass er gut darin ist, den galanten Kavalier zu spielen, war nicht anders zu erwarten. Seine Freundlichkeit mir gegenüber bedeutet nichts. Er ist auch zu seinem Pferd freundlich. In Wahrheit könnte seine Ritterlichkeit ein Plan sein, mich in einem falschen Gefühl von Vertrauen und Sicherheit zu wiegen.
    »Ich hätte das niemals von Euch verlangt, wenn ich gewusst hätte …«
    Ich falle ihm ins Wort. »Mir geht es gut.«
    Er schaut mir forschend ins Gesicht, um festzustellen, ob ich die Wahrheit sage. Ich versuche, seine Aufmerksamkeit von mir abzulenken. »Er konnte mir nichts erzählen«, stelle ich fest.
    »Was?« Duval ist sichtlich erstaunt.
    Ich lache beinahe darüber, wie gründlich meine Unpässlichkeit seine Ziele aus seinem Kopf vertrieben hat. »Martel hat mir nur sehr wenig erzählt.«
    »Ein wenig ist besser als gar nichts«, sagt Duval und erinnert sich wieder daran, worum es eigentlich geht. »Fahrt fort.«
    Ich bin noch immer überwältigt von meiner Begegnung mit der Seele und versuche zu entscheiden, wie viel genau ich ihm erzählen soll. Ich beschäftige mich damit, seinen Umhang von meinen Schultern zu nehmen. »Bilder. Bruchstücke. Nichts, das viel Sinn gehabt hätte.« Ich halte inne; ich will jedes Bröckchen Information für mich behalten, jeden Vorteil über diesen Mann erringen, den ich erringen kann, aber die Anweisungen der ehrwürdigen Mutter hallen noch immer in meinen Ohren wider. »Da war eine Schiffsflotte …«
    »Schiffe! Beschreibt sie mir.«
    Als ich es tue, flucht er und beginnt auf der kleinen Lichtung auf und ab zu gehen. »Die französische Flotte.«
    Es ist genauso, wie die Äbtissin und Crunard es befürchtet haben. Martel hat versucht, einen Hafen für die Franzosen zu finden, damit sie ihre Angriffe starten können.
    »Geht es Euch schon gut genug, um zu reiten?«, fragt er. »Diese Neuigkeit verleiht unserer Reise eine gewisse Dringlichkeit.«
    Statt einer Antwort drehe ich mich um und gehe zu meinem Pferd hinüber.

Zwölf
    WIR ERREICHEN QUIMPER KURZ nach Einbruch der Nacht, und die hohen Feuer auf den Feldern beleuchten den Rest des Weges, während die Bauern in den Dörfern Martini feiern. Sobald wir in der Stadt sind, führt Duval mich zu einem kleinen Gasthaus, wo der Wirt einen Wirbel um uns macht, als sei Duval ein Ehrengast. Schließlich stellt man Schalen mit geschmortem Kaninchen und Becher mit gewürztem Wein vor uns hin, dann zieht sich der Wirt in die Küche zurück. Wir fallen schweigend

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