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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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Abteilung der Hölle verbannt hat.

Elf
    DER ALTE SEEMANN IST am Strand und wartet darauf, uns zu helfen, an Land zu kommen. Duval springt aus dem Boot, dann streckt er mir die Hand hin. Ich mustere sie argwöhnisch.
    Er zieht genervt eine Augenbraue hoch. »Mein Umhang?«
    Verlegen drücke ich ihm den Umhang in die Hand, dann springe ich aus dem Boot und ignoriere, dass der Saum meines Gewandes durchs Wasser schleift. Duval legt den Umhang um seine Schultern, dann geht er zu den Ställen hinüber. »Ich habe nur ein einziges Pferd, da ich nicht mit Gesellschaft gerechnet habe. Zieht Ihr es vor, vorn zu reiten oder hinten?«
    Beide Entscheidungen sind für mich inakzeptabel. »Das Kloster unterhält hier auf dem Festland einen Stall für Aufträge«, informiere ich ihn. »Ich werde eins dieser Pferde benutzen.«
    »Hervorragend. Auf diese Weise werden wir besser vorankommen.«
    Ich drehe mich zu dem Seemann um. »Würdet Ihr bitte Nocturne satteln?« Die Äbtissin und ich haben nicht eigens darüber gesprochen, aber gewiss erwartet sie nicht von mir, den ganzen Weg bis nach Guérande mit aufDuvals Pferd zu reiten. Und selbst wenn sie es erwartet, ist sie nicht hier, um mir zu widersprechen.
    Der Seemann nickt und geht davon, um die Pferde zu holen. Ich kann spüren, dass Duval mich mustert; meine Haut kribbelt unter seinem Blick. Nach einem Moment schüttelt er den Kopf, als könne er nicht glauben, dass er in der Falle sitzt. »Sie werden mich für einen liebestrunkenen Narren halten.«
    Ich zucke die Achseln und halte den Blick auf die Ställe gerichtet, während ich den alten Seemann im Geiste anfeuere, dass er so schnell wie möglich mit unseren Pferden zurückkehren möge. »Wie man in den Wald hineinruft, gnädiger Herr …«
    Er schnaubt. »Welche Kunde auch immer über mich erschallt, junge Mädchen zu verführen gehört nicht dazu.«
    Bevor ich ihm weiter auf die Nerven gehen kann, kommt der alte Seemann mit unseren Pferden zurück, und wir machen uns für unsere Reise bereit.
    Unter Duvals kritischen, beobachtenden Augen habe ich plötzlich zwei linke Hände und brauche länger als nötig, um meine Tasche hinter dem Sattel zu sichern. Als ich endlich fertig bin, führe ich Nocturne zum Aufsteigeklotz und schwinge mich unter Mithilfe des alten Seemanns in den Sattel. Duval sitzt bereits auf seinem Pferd und wartet. »Seid Ihr so weit?« Er macht sich nicht die Mühe, seine Ungeduld zu verbergen.
    »Ja.« Ich habe es kaum ausgesprochen, da klatscht Duval mit den Zügeln und sein Ross macht einen Satz nach vorn.
    Ich funkele seinen Rücken an, greife in einen kleinen Beutel an meiner Taille, nehme eine Prise Salz heraus und werfe sie auf den Boden, eine Opfergabe für den heiligen Cissonius, den Schutzheiligen der Wegkreuzungen und Reisenden. Erst dann treibe ich Nocturne an, Duval zu folgen.
    Duval verlangsamt sein Pferd gerade lange genug, dass ich zu ihm aufschließen kann. »Wart Ihr schon je zuvor bei Hof?«, fragt er. »Besteht die Chance, dass irgendjemand Euch erkennen wird?«
    »Nein.«
    »Nein? Ihr fragt nicht einmal, wer bei Hof weilt. Wie könnt Ihr so sicher sein, dass niemand dort Euch kennen wird? Wenn Ihr erkannt werdet, wird das unsere Pläne durcheinanderbringen.«
    Verletzt, dass er mich für so töricht hält, schleudere ich ihm meine niedere Geburt wie eine Herausforderung vor die Füße. »Niemand wird mich erkennen, gnädiger Herr, weil ich nicht mehr bin als die Tochter eines Rübenbauern. Ihr dürft versichert sein, dass keine der Personen, die in Nantes residieren, mich je zuvor gesehen haben wird.«
    »Guérande«, korrigiert er mich. »Annes Hof ist nach Guérande ausgewichen, um vor der Pest in Nantes zu fliehen.«
    »Trotzdem, man wird mich nicht erkennen.«
    Er wirft mir aus dem Augenwinkel einen Blick zu. »Ich dachte, Ihr seid angeblich eine Tochter des Todes?«
    »Das bin ich«, erkläre ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Aber großgezogen wurde ich als Tochter eines Bauern. Ich hatte während der ersten vierzehn Jahre meines Lebens Dreck unter den Fingernägeln. Er ist höchstwahrscheinlich in mein Blut eingedrungen.«
    Duval schnaubt abermals – ob es ein Laut der Geringschätzung oder der Ungläubigkeit ist, kann ich nicht ausmachen. »Mir scheint«, beginnt er, »dass der Umstand, dass Ihr durch einen der alten Heiligen gezeugt wurdet, eine Abstammung aus einer Klasse für sich bedeutet. Einer Klasse, die durch den Adel ebenso unberührbar ist, wie der Adel

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