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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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über unsere Mahlzeit her. Duval hat zwar seit meiner Begegnung mit Martels Seele nicht viel gesprochen, aber ich kann fast hören, wie die Räder in seinem Kopf sich drehen, ganz so wie ein Mühlstein, und Informationsbröckchen mahlen, bis sie in irgendein Muster passen, das nur er kennt.
    Diese Stille ist für mich vollkommen in Ordnung, da ich so müde bin wie noch nie zuvor, und meine Kehrseite ist wund und blau von dem anstrengenden Tagesritt.
    Als wir unsere Mahlzeit beenden, kehrt der Gastwirt zurück und führt uns eine schmale Treppe hinauf zu unseren Zimmern. Mein Zimmer liegt neben dem von Duval, aber nach einer schnellen Suche finde ich keine Verbindungstür, also entspanne ich mich ein wenig. Trotzdem, es dauert länger, als es sollte, bis ich einschlafe. Ich kann Duval auf der anderen Seite der dicken Wand spüren, die Flamme seiner Seele leuchtend und stetig und so ganz anders als die der Schwestern, mit denen ich während der letzten drei Jahre meine Nächte geteilt habe.
    Am nächsten Morgen sind wir schon vor Tagesanbruch wieder unterwegs. Sobald wir die Stadt hinter uns haben, reiten wir stramm und halten vor Mittag nicht an. Ich vermute, dass Duval mit Freuden durchgeritten wäre, aber die Pferde brauchen die Ruhe.
    Genau wie ich. Ich werde ihn jedoch denken lassen, dass es nur die Pferde sind, um die er sich sorgen muss.
    Während er sich um die Tiere kümmert, vertrete ich mir die Beine und versuche, die steifen Muskeln in meinem Rücken zu lockern. Sobald unsere Pferde getrunken haben und untergebracht sind, stöbert Duval in seiner Satteltasche und zieht ein kleines Bündel heraus. Er klemmt es sich unter den Arm und tritt neben mich in das kleine Fleckchen Sonnenlicht, das ich gefunden habe.
    Es erbittert mich, dass ich mir körperlich jeder seiner Bewegungen bewusst bin, von der Art, wie er seinen Umhang über die Schultern streift, bis hin zu der Art, wie er seine abgenutzten Lederhandschuhe überzieht. Seine Hände faszinieren mich, und ich erinnere mich an das Gefühl dieser Hände auf meiner Taille und auf meinen Armen. Ich zwinge mich, den Blick abzuwenden.
    Duval, der von dem Aufruhr in mir nichts mitbekommt, wickelt das Bündel aus, bei dem es sich, wie sich herausstellt, um eine Ecke harten Käses handelt. Er bricht das Stück entzwei und hält mir dann eine Hälfte hin. »Esst.«
    Mit einem dankbaren Murmeln nehme ich den Käse an; ich hasse die Tatsache, dass ich mich jetzt auf ihn verlassen muss, was meine Nahrung betrifft, geradeso wie ich mich einst auf meinen Vater verlassen habe und dachte, mich auf Guillo verlassen zu müssen. Beinahe überwältigt mich ein kindischer Drang, ihm den Käse zurückzugeben und mich zu weigern, ihn zu essen. Aber ich bin kein Kind mehr, und ich habe meinem Kloster, meinem Heiligen und meiner Herzogin gegenüber eine Verantwortung. Ich nehme einen Bissen von dem Käse und schwöre mir, im nächsten Gasthaus eigenen Proviant zu besorgen.
    Die Lichtung ist still, bis auf das schwache Gurgeln des Baches, aus dem die Pferde getrunken haben. Das Schweigen fühlt sich für mich unbehaglich an, aber jeder Versuch, ein unverfängliches Gespräch zu beginnen, erscheint mir gleichermaßen unbehaglich. Ich frage mich, ob er genauso empfindet, werfe einen verstohlenen Blick in seine Richtung und bin entsetzt festzustellen, dass er mich beobachtet. Wir wenden beide schnell den Blick ab, und obwohl ich ihn nicht länger ansehe, bin ich mir mit jeder Faser meines Leibes seiner Nähe bewusst, der schwachen Hitze, die sein Körper in der feuchten Herbstluft verströmt, des Geruchs von Leder und der Seife, mit der er sich an diesem Morgen gewaschen hat. Ich hasse es, dass ich ihn auf diese Weise wahrnehme, und ich durchforsche mein Herz und versuche festzustellen, wo ich all den Groll und den Argwohn ihm gegenüber versteckt habe. »Was wolltet Ihr in der Taverne von Runnion?« Die Frage springt von meinen Lippen, unvermittelt und ganz und gar nicht subtil.
    Er legt nachdenklich die Stirn in Falten, als stecke er in der Klemme. Als er schließlich spricht, hat er nur eine eigene Frage. »Was wisst Ihr über den Mann, den Ihr dort getötet habt?«
    Ich blinzele überrascht. »Es ist nicht an mir, irgendetwas über jene zu wissen, die ich töte. Ich führe lediglich Mortains Befehle aus.«
    »Und das behagt Euch? Nicht zu wissen, wer oder warum?«
    Es behagt mir durchaus, aber seine Frage gibt mir das Gefühl, naiv zu sein, weil ich deswegen nicht mehr weiß, weil

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