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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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verheiratet, obwohl sie, während wir uns hier unterhalten, den Papst um Annullierung ersuchen. Damit bleibt der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Er ist nach allen Berichten ein guter Anführer und ein anständiger Mann, außerdem ist er ein mächtiger Herrscher sowohl über die deutsche Nation als auch über das Reich. Aber er ist in seine eigenen Kriege verstrickt und kann uns keine Hilfe schicken. Außerdem, wenn wir Anne mit dem Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation vermählen, wird Frankreich das als kriegerischen Akt bezeichnen, und wir werden Soldaten brauchen, um das Bündnis zu verteidigen.«
    »Daher die Bitte an England um Unterstützung.«
    »Ganz genau.«
    Ich starre auf das Brett und bin mir schmerzhaft bewusst, wie verzweifelt die Situation der Herzogin ist. »Dann befindet sie sich im Prinzip im Belagerungszustand«, murmele ich.
    »Das ist eine hervorragende Einschätzung der Situation, fürchte ich.« Duvals Blick verweilt lange Sekunden auf mir, bevor er wieder nach dem Brett greift. Er hebt einen beiseitegelegten weißen Bauern auf und stellt ihn vor die weiße Königin.
    Als er aufschaut, sind seine Augen so dunkel, dass sie beinahe schwarz wirken. »Das seid Ihr«, sagt er, und unsere Blicke halten einander lange fest. »Ich kann Euch doch zu jenen rechnen, die der Herzogin treu ergeben sind, nicht wahr?«
    »Natürlich, gnädiger Herr«, murmele ich und kämpfe gegen die unerwartete Wärme, die seine Worte mir bescheren. Aber, rufe ich mir ins Gedächtnis, ich bin nicht das Thema. Ich bin es, die fragen muss, ob ich ihn zu jenen rechnen kann, die der Herzogin ergeben sind. Statt zu sprechen, blicke ich wieder auf das Brett und frage mich, welche Spielfigur Duval sich selbst zugewiesen hat.

A chtzehn
    ICH STEHE INMITTEN EINER Traube von Frauen, die gackern und durcheinanderrufen wie eine Schar Gänse. Sie zupfen und zerren und klopfen und glätten, bis ich kurz davor bin loszuschreien. Stattdessen schaue ich aus dem Fenster auf die länger werdenden Schatten und frage mich, wie sie reagieren würden, wenn sie wüssten, was ich unter diesem feinen Rock und den kunstvollen Ärmeln zu verstecken gedenke.
    Louyse zupft ein letztes Mal an mir, dann tritt sie zurück. »Ihr seht wunderbar aus, Demoiselle.« Auf ihren alten Wangen ist ein warmer Glanz.
    Die junge Agnez faltet die Hände wie zum Gebet. »Es ist das Schönste, was ich je gesehen habe.«
    Ich möchte ihr törichtes Geplapper einfach abtun, aber während ich den schweren Seidenbrokat befingere, kann ich nicht umhin, ihnen zuzustimmen. Ich weiß nicht, wo die Näherinnen dieses Gewand herhaben oder wem es eigentlich gehören sollte, aber jetzt ist es mein, und ich muss mir in Erinnerung rufen, dass Meuchelmörderinnen sich nicht an höfischem Staat und Tand erfreuen sollten.
    Aber gewiss darf ein Ritter seine Rüstung bewundern?
    »Geht und holt den Spiegel aus den Räumen des Herrn«, befiehlt Louyse den anderen.
    »Das ist nicht nötig«, erkläre ich. »Ich vertraue auf das, was Ihr getan habt.«
    »Keine Widerrede!« Louyse wedelt mit der Hand. »Ihr solltet Euch anschauen, wie entzückend Ihr ausseht.«
    Mir wird bewusst, wie sehr sie es vermisst, eine Hausherrin zu haben. Ich begreife auch, dass sie in der Tat weiß, dass Duval die Nacht in meinem Zimmer verbracht hat, und dass sie sich sehr darüber freut. Die Haushälterin scheint eine Schwäche für Romanzen zu haben, und ich bringe es nicht übers Herz, ihr das zu nehmen, daher schweige ich.
    Agnez und die beiden anderen Frauen kehren in den Raum zurück und schleppen mit vereinten Kräften den schweren Spiegel. Als sie ihn an die Wand lehnen, ergreift Louyse meine Hand und zieht mich sanft darauf zu. »Da.« Der Triumph in ihrer Stimme ist unüberhörbar.
    »Nun? Was denkt Ihr?« Die junge Agnez steht vor Aufregung auf den Zehenspitzen.
    Langsam hebe ich den Blick zu dem Bild im Spiegel, und für einen kurzen Moment erkenne ich diese Person nicht. Das bin gewiss nicht ich, denn mein Teint war nie so fein, noch waren meine Wangen von diesem anziehenden Rosaton. Die Pastelltöne des Gewandes haben etwas mit meinen Augen gemacht, und sie leuchten in einem dunklen, verblüffenden Blau. Ich verspüre einen lächerlichen Drang, meine Röcke zu heben und herumzuwirbeln, um zu sehen, wie der Stoff sich bewegt. Stattdessen funkle ich mein Spiegelbild an und wende mich abrupt ab. »Es wird genügen«, sage ich, und ich verhärte mein Herz gegen die langen Gesichter

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