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Grave Mercy Die Novizin des Todes

Grave Mercy Die Novizin des Todes

Titel: Grave Mercy Die Novizin des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LaFevers Robin L
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mich nicht von einem Gefühl vermeintlichen Einverständnisses zwischen uns einlullen lassen. Ich gehe durch den Raum zum Bett, dann hole ich meine Klingen und Scheiden unter der Matratze hervor, wo ich sie versteckt habe. Erst als ich meine Waffen fest umgeschnallt habe, mache ich mich auf die Suche nach Duval.
    Er sitzt in seinem Arbeitszimmer hinter einem großen Schreibtisch. Verschwunden ist der von der Reise schmutzige Mann, mit dem ich durch das Land geritten bin. An seiner Stelle sitzt mir ein prächtig gekleideter Höfling in einem dunkelblauen Wams gegenüber. Er hat die Bartstoppeln abrasiert, die seinem Gesicht etwas Dunkles und Gefährliches verliehen haben. Rechts von ihm sehe ich ein Tintenfass und ein halbes Dutzend Schreibfedern, auf der linken Seite liegt ein Stapel von Pergamenten, und er führt eine Schreibfeder mit schnellen, kühnen Strichen.
    Als er aufschaut, bin ich ausgesprochen verärgert darüber, dass er mich dabei ertappt hat, wie ich ihn anstarre, also trete ich in den Raum, halte den Kopf hoch erhoben und kämpfe gegen meine Scheu an. »Guten Morgen.« Meine Stimme ist kühl und distanziert.
    »Ich werde gleich für Euch Zeit haben«, erwidert er und richtet seine Aufmerksamkeit erneut auf den Brief vor sich.
    Hin und her gerissen zwischen Verärgerung und Erleichterung schlendere ich zu den beiden Zeichentischen, die aufgestellt worden sind, um die Papiere und Landkarten dort abzulegen, die auf seinem Schreibtisch keinen Platz mehr haben. Eine Karte der Bretagne ist ausgebreitet, und darauf liegen etliche kleine farbige Kieselsteine. Ich schaue sie mir nachdenklich an und erkenne den Sinn in ihrem Muster. Die dunklen markieren die Städte und Dörfer, die Frankreich während des Wahnsinnigen Krieges mühelos eingenommen hat. Versucht Duval festzustellen, wo die Franzosen angreifen werden, wenn sie ihren Willen nicht bekommen? Ein Schatten legt sich über mein Herz. Ich setze mich hin und denke: Geliebter Mortain, nicht noch ein Krieg.
    Duval beendet seinen Brief und legt ihn beiseite, bevor er zu mir aufschaut. »Wie habt Ihr in dieser Nacht geschlafen?« In seinen Augen – Augen von einem tiefen Graublau, die mit der Farbe seines Wamses korrespondieren – blitzt Erheiterung auf, die mir nicht gefällt.
    »Schlecht, gnädiger Herr, fürchte ich. Mein Schlaf wurde übel gestört.«
    »Es tut mir leid, das zu hören«, erwidert er, obwohl er ganz genau weiß, dass er der Grund dafür ist. Bevor ich ihn darauf hinweisen kann, hebt er die Hand. »Friede«, sagt er. »Wir haben heute Morgen viel zu besprechen, bevor ich aufbreche, und sehr wenig Zeit.«
    Es kostet mich einiges, ihn das letzte Wort haben zu lassen, aber ich nicke trotzdem zustimmend.
    Duval wirft seine Schreibfeder auf den Tisch und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück. »Ich hatte recht. Irgendjemand hat die Zusammenkunft der Staatsmänner ohne das Wissen oder die Zustimmung der Herzogin einberufen, und sie ist überaus beunruhigt. Alle Barone des Reichs sind jetzt hier in Guérande versammelt wie hungrige Geier. Schlimmer noch, der französische Gesandte wird zweifellos das ganze Spektakel miterleben und dem französischen Regenten Bericht erstatten.«
    »Vielleicht wird er ein Todesmal tragen«, meine ich hoffnungsvoll. »Dann kann ich ihn töten, bevor er den Franzosen Nachrichten überbringen kann.«
    Duval verzieht das Gesicht. »Unbedingt, wenn Ihr ein Todesmal bei dem französischen Botschafter seht, tötet ihn mit meinem Segen neben dem von Mortain. Wenn Ihr jedoch denkt, dass das dafür sorgen wird, dass keine Informationen von unserem Hof nach Frankreich gelangen, seid Ihr naiver, als ich dachte.«
    Ich richte mich bei seinen Worten entrüstet auf und will einwenden, dass ich nicht naiv bin, aber die Wahrheit ist, dass klar geworden ist, dass das Kloster mich auf diesen Auftrag beklagenswert schlecht vorbereitet hat.
    Oder vielleicht ist es das Kloster, das unvorbereitet ist. Es ist ein überaus beunruhigender Gedanke, und ich schiebe ihn von mir. »Habt Ihr von dem Banditen, der uns angegriffen hat, etwas in Erfahrung bringen können?«
    Er verzieht verlegen das Gesicht. »Nein.« Dann steht er auf und stolziert zum Fenster. »Ich fürchte, ich habe ihm ein wenig zu hart zugesetzt. Er ist noch nicht wieder aufgewacht.«
    »Habt Ihr seine Habe durchsucht? War nichts dabei, das einen Hinweis daraufliefern könnte, wer sie waren oder warum sie dort waren?«
    »Nein, sie hatten keine Standarte und keinen

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