Grave Mercy Die Novizin des Todes
geradeso wie sie einem WolfPlatz machen würde, der aus seiner Höhle kommt. »Mir scheint«, sagt er in diese Stille hinein, »dass dies ein guter Zeitpunkt wäre, um Euch an den Vertrag von Le Verger zu erinnern, der klipp und klar formuliert, dass Anne nicht ohne Frankreichs Billigung heiraten darf. Ich fürchte, ihre Heirat mit Graf d ’ Albret kommt nicht infrage. Sie ist ein Mündel der französischen Krone, und daher muss alles über uns ausgehandelt werden.«
Und dank sei den Heiligen für diese kleine Gnade, denke ich.
»Wie ist er hereingekommen?«, fragt Duval niemand Bestimmten. An die Bestie und de Lornay gewandt fügt er hinzu: »Schafft ihn hier raus.« Mit einem grimmigen, befriedigten Lächeln beginnen sie sich durch das Gedränge der Edelleute zu kämpfen. Bevor sie Gisors jedoch erreichen können, dreht er sich um und geht zur Hintertür hinaus. Vor ihm tritt die Menge hastig beiseite, daraufbedacht, ihm aus dem Weg zu gehen, bevor de Lornay oder die Bestie ihn einholen.
Es ist ein so eleganter und so gelassener Rückzug, wie man ihn sich nur vorstellen kann, aber es ist dennoch ein Rückzug.
»Und sorgt dafür, dass er in seinen Gemächern festgehalten wird!«, ruft Duval ihnen nach. Nach der Art zu schließen, wie die Berater der Herzogin auf dem Podest die Köpfe herumreißen, um Duval anzustarren, schätze ich, dass er mit diesem Befehl seine Pflichten bei Weitem überschreitet oder das Protokoll missachtet.
D ’ Albret nutzt die Steilvorlage, die Gisors’ Abgang geschaffen hat. Ohne auf Anne zu achten, richtet er das Wort abermals an die Edelleute: »Wenn Ihr wünscht, Eure Unabhängigkeit zu wahren, müsst Ihr meine Heirat mit der Herzogin unterstützen. Ich werde Euch vor den Franzosen beschützen.« Er lächelt, aber da ist keine Wärme und keine Freude in seinem Lächeln. »Ich und meine fünftausend Soldaten.«
Er wendet sich der Herzogin und dem Rat zu, und seine Stimme wird hart. »Aber wenn Ihr diese Heirat nicht unterstützt, werde ich keine andere Wahl haben, als das Haus Montfort für vertragsbrüchig zu erklären, und ich werde all meine beträchtlichen Mittel nutzen, um mir mit Gewalt zu nehmen, was ich mit Vernunft nicht erringen konnte.«
Der Raum explodiert förmlich. Ich beuge mich leicht vor und hoffe, dass der Graf jetzt ein Todesmal tragen wird. Aber da ist nichts. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf das Podest und hoffe, dass zumindest auf der Person, die diese Versammlung einberufen und der Herzogin eine solche Falle gestellt hat, ein Mal erscheinen wird, aber wieder sehe ich nichts.
Kanzler Crunard erhebt sich; seine Wangen sind vor Zorn gerötet. »Ihr seid nur einer von vielen, denen die Hand der Herzogin zur Ehe dargeboten wurde; es ist unmöglich, alle derartigen Übereinkünfte einzuhalten. In der Tat, würden wir sie in der Reihenfolge angehen, in der sie gemacht wurden, wäre Euer Anspruch der fünfte in der Reihe.«
D ’ Albrets Gesicht ist ausdruckslos, doch seine Augen brennen mit einer Intensität, die überaus beunruhigend ist. »Aber haben auch all die anderen eine Armee von fünftausend Mann gleich außerhalb Eurer Grenzen?«
Alles Blut weicht aus Kanzler Crunards Gesicht. Zufrieden mit der Wirkung seiner Worte dreht d ’ Albret sich auf dem Absatz um und verlässt den Saal.
Die neuerlich aufgescheuchten Höflinge beginnen mit aufgeregten, nervösen Stimmen durcheinanderzureden. Crunard gibt den Wachen ein Zeichen, und sie reißen die großen Türen im hinteren Teil des Raums auf, damit die Edelleute beginnen können, die Halle zu verlassen. Ich habe keinen klaren Plan, aber außerstande, es mir zu verkneifen, mache ich Anstalten, d ’ Albret zu folgen. Ich bin wie ein kleines Boot, das sich gegen die Flut bewegt, aber ich ignoriere es, wenn ich angerempelt und angestarrt werde, und lasse meine Beute keinen Moment aus den Augen.
Ein hilfreicher Ritter öffnet die kleine Tür an der Seite des Raums, damit mehr Menschen diesen Weg nehmen können. D ’ Albret bewegt sich in diese Richtung, und auch ich beginne auf die Tür zuzugehen, wobei ich im Geiste die säumig Herumstehenden verfluche, die sich zwischen mir und meiner Beute befinden. Ich kann nicht akzeptieren, das Mortain sich nicht dafür entschieden hat, d ’ Albret für seine Drohung mit einem Todesmal zu versehen – denn schließlich ist er halb Bretone und schuldet der rechtmäßigen Herzogin eine gewisse Gefolgschaft. D ’ Albret tritt in den Flur hinaus und wird von fast
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